Gelsenkirchen. Die Situation auf Schalke kommt Ex-Profi Michael Klinkert, der sowohl für Mönchengladbach als auch für Königsblau spielte, bekannt vor.
Die Parallelen sind vor dem Samstags-Duell zwischen den Borussia Mönchengladbach und Schalke 04 beängstigend. Auch damals, in der Saison 1987/88, hatte Schalke von den Namen her einen vermeintlich konkurrenzfähigen Kader. Doch die Truppe um den jungen Olaf Thon und Altstars wie Toni Schumacher oder Winnie Hannes bekam ihr fußballerisches Potenzial einfach nicht auf den Rasen. Wie heute war Schalkes finanzielle Situation ziemlich angespannt, wie heute habe es gewisse Unstimmigkeiten innerhalb der Mannschaft gegeben, erinnert sich der damals erst 20-jährige Innenverteidiger Michael Klinkert: „Wir hatten mit Thon und Schumacher zwei klassische Leittiere. Allerdings war kurz vorher dieses Buch von Schumacher erschienen, in dem er irgend etwas über Thon geschrieben hatte." In dem Buch hieß es: Viele junge Spieler sind faule Säcke. Und ein paar sind dazu noch sträflich dumm. Olaf Thon ist ein Paradebeispiel. Klinkert: "Deshalb war die Mannschaft so ein bisschen in zwei Lager geteilt.“
Michael Klinkert erinnert sich an einen Schalker Abstieg
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Am Saisonende stieg Schalke zum dritten Mal in seiner Vereinsgeschichte ab – als Tabellenletzter, mit kümmerlichen acht Siegen auf dem Konto. „Es war eine komische Saison“, sagt Klinkert rückblickend. „Von der fußballerischen Qualität her hätte das nicht unbedingt passieren müssen, aber so ist das eben im Fußball: Wenn sich so eine Dynamik erst einmal entwickelt hat, ist es äußerst schwierig, sie zu stoppen. Die Negativspirale dreht sich weiter.“ Klinkert, der im Sommer 1987 vom damaligen Zweitligisten 1. FC Saarbrücken gekommen war, blieb Schalke nach dem Abstieg zunächst treu. Doch nachdem der Klub den sofortigen Wiederaufstieg verpasste hatte, wechselte er zu Borussia Mönchengladbach, wo der unerbittliche Zweikämpfer bis 2001 insgesamt 281 Ligaspiele absolvierte.
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Klinkert über Schalke: einzigartige Emotionalität der Fans etwas Besonderes
Dem bevorstehenden Duell seiner beiden Ex-Klubs (Samstag, 18.30 Uhr/Sky) sieht Michael Klinkert mit gemischten Gefühlen entgegen: „Einerseits bin ich den Gladbachern nach insgesamt zwölf Profijahren dort natürlich etwas mehr verbunden“, gesteht er. „Andererseits waren die zwei Jahre auf Schalke mit all dem Wahnsinn und dieser, zumindest zur damaligen Zeit, einzigartigen Emotionalität der Fans schon etwas ganz Besonderes. Deshalb tut es mir sehr, sehr weh, wenn ich Schalkes aktuelle Situation betrachte.“
Wie schätzt Klinkert die Perspektiven für seine ehemaligen Vereine ein? "Den Gladbachern traue ich zu, dass sie erneut auf einem der ersten vier Plätze landen und dass sie auch in der laufenden Champions League noch einiges erreichen.“ Und Schalke? Der gebürtige Saarländer zögert kurz, dann sagt er: „Ich hoffe, dass sie am Ende mindestens Drittletzter werden und sich über die Relegation retten können. Noch sind die anderen Abstiegskandidaten ja nicht außer Reichweite. Aber je länger die aktuelle Sieglos-Serie anhält, desto schwieriger wird es für Schalke, in der Bundesliga zu bleiben.“
"Borussia das Ding mit zwei, drei Toren Unterschied gewinnen“
Und wer gewinnt am Samstag, beim direkten Aufeinandertreffen von Schalke und Gladbach im Borussia-Park? „Puh“, sagt Michael Klinkert, „wenn ich Diplomat wäre, würde ich sagen: Das Spiel endet unentschieden. Damit könnte ich persönlich sehr gut leben. Aber realistisch betrachtet, wird Borussia das Ding mit zwei, drei Toren Unterschied gewinnen.“