Gelsenkirchen. Sportvorstand Jochen Schneider ist bei Schalke 04 aufgrund zahlreicher Fehlentscheidungen sehr umstritten. Er gesteht Versäumnisse auch ein.
Jochen Schneider sah müde und blass aus, als er sich am Mittwochmittag im Presseraum des FC Schalke 04 auf einen Stuhl setzte und in einer Videokonferenz Journalisten Rede und Antwort stand. Die Ereignisse der vergangenen Tage, die Krisen in allen Bereichen des Klubs und die schwere Kritik an seiner Amtsführung haben Spuren beim Sportvorstand des Fußball-Bundesligisten hinterlassen. „Es geht nicht um Einzelschicksale. Es geht darum, miteinander einen Teamgedanken zu entwickeln, den man braucht, um in der Liga erfolgreich zu sein“, sagte er.
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Schalke: Kaderplaner Reschke musste gehen
Vorausgegangen war ein Tag der Entscheidungen. Schalke trennte sich von Kaderplaner Michael Reschke, suspendierte Amine Harit und Nabil Bentaleb. Der Vertrag mit Vedad Ibisevic wurde zudem zum Jahresende hin aufgelöst. Seit 24 Liga-Spielen hat Schalke nicht gewonnen, die Abstiegsangst ist groß. „Es ist okay“, sagte der sonst besonnene Schneider deutlich, „dass wir mit dieser Serie an nicht gewonnenen Spielen mit dem 18. Platz auf die Fresse kriegen.“
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Doch wie soll es auf Schalke nach diesem Tag des lauten Knalls weitergehen? Reschkes Aufgaben hat Schneider schon neu verteilt, vor allem auf Sascha Riether, der bisher Leiter der Lizenzspielerabteilung war. Aber auch Schneiders Assistent René Grotus und Eurofighter Mike Büskens werden eingebunden. „In dieser Gruppe werden wir zusammen mit der Scouting-Abteilung entscheiden, was wir in der Transferphase im Januar tun wollen“, sagte Schneider. Einkaufen kann der 50-Jährige wegen der großen Finanzkrise des Klubs nicht. Einen externen Nachfolger für Reschke sucht er nicht – klar ist auch: Schneider ist im Aufsichtsrat umstritten. Ein möglicher Nachfolger könnte direkt einen eigenen Kaderplaner mitbringen.
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Noch kämpft Schneider aber um seinen Job. Den Rückhalt des Aufsichtsrats spürt der Sportvorstand – aber darauf sei er persönlich nicht angewiesen, um gut arbeiten zu können, sagte er: „So bin ich nicht gestrickt.“ Zum Team sprach Schneider ausführlich vor dem Training, begründete die Entscheidungen des Vortages: „Die Truppe hat einen ordentlichen Eindruck gemacht – ich hatte aber nicht erwartet, dass alle Hurra schreien und sich in den Armen liegen, wenn ich die Kabine verlasse.“ Auch an die Mitarbeiter richtete er einen Appell: „Wir müssen alle zusammenhalten – in der Mannschaft, aber auch in den Gremien und auf der Geschäftsstelle. Das Bild, das wir abgeben, ist verheerend.“ Vor allem meinte Schneider damit, dass immer wieder Interna an die Öffentlichkeit gelangen.
Schalke hat lange an David Wagner festgehalten
Eigene Versäumnisse gestand Schneider ein, wurde aber nicht konkret: „Ich habe auch Fehler gemacht, bin da der erste, der auf sich zeigt.“ Die Liste ist inzwischen lang: Schneider hielt zu lange an Trainer David Wagner fest, einige langfristige Vertragsverlängerungen (Bastian Oczipka, Guido Burgstaller, Benjamin Stambouli) sind umstritten, viele Verpflichtungen in drei Transferperioden misslangen (Juan Miranda, Michael Gregoritsch, Markus Schubert, Jean-Clair Todibo, Vedad Ibisevic). Der aktuelle Trainer Manuel Baum hat auch noch nicht überzeugt – und Schneiders Außendarstellung ist vielfach unglücklich.
Schneiders Vertrag gilt bis Juni 2022 – ob er bis dahin bleiben darf, hängt am sportlichen Erfolg. „Alles“, sagte Schneider, „steht im Kontext der langen Serie der Sieglosigkeit, die keiner von uns je erlebt hat.“ Nur damit beschäftigt er sich – Themen wie Mitgliederversammlung oder Ausgliederung stellen sich für ihn aktuell gar nicht. „Die Rechtsform ist für mich gerade uninteressant – ich nehme da an keiner Konferenz teil. Das Einzige, was zählt, ist, dass die Mannschaft in der Liga bleibt“, sagte Schneider.
Schalke-Spiel in Gladbach am Samstag
Und diese Mannschaft wird nun ein ganz anderes Gesicht haben, wenn sie am Samstag bei Borussia Mönchengladbach (18.30 Uhr/Sky) antritt. Nicht nur Ibisevic, Bentaleb und Harit sind nicht mehr dabei, sondern auch die verletzten Salif Sané, Ralf Fährmann, Goncalo Paciencia und Bastian Oczipka.
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Schwerer verletzt sind aus diesem Quartett Sané und Paciencia – beide am Knie. Sané trainiert aktuell mit Rehatrainer Werner Leuthard. Paciencia ist nach Portugal geflogen, um sich von seinem Vertrauensarzt untersuchen zu lassen. In diesem Jahr wird er nicht mehr spielen.
Somit fehlen sieben Spieler, die sonst in fast jeder Partie zum 20-Mann-Kader gehört hatten. Manuel Baum füllt die Lücke mit Talenten auf: Am Mittwochvormittag gehörten Jan Luca Schuler, Florian Flick und Matthew Hoppe (alle U23) sowie Kerim Calhanoglu und Mikail Maden aus der U19 zum Trainingsteam. Schalkes Hoffnung liegt in der Jugend.