Duisburg/Rheinberg. Didi Schacht hat für den MSV Duisburg und Schalke 04 gespielt. Nun veröffentlicht der 58-Jährige seine Autobiographie. Titel passt zur Karriere.
„Gehste inne Stadt. Wat macht dich da satt? Ne Currywurst.“ Der Songtext von Herbert Grönemeyer könnte beim langjährigen Bundesligaprofi Dietmar Schacht durchaus als Handy-Klingelton herhalten. Didi, wie der ehemalige Kapitän der Schalke-Bundesliga-Aufstiegsmannschaft von 1991 überall gerufen wird, mag nicht nur den Pott-Klassiker mit der feurig-fruchtigen Sauce. Er verkauft ihn auch.
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Seit annähernd zwei Jahren betreibt Schacht seinen Wurst-Anhänger. Beim Gespräch mit dieser Zeitung steht er gerade auf seinem Stammplatz vor einem Supermarkt in Rheinberg-Orsoy. „Bleib mal dran, da kommt gerade Kundschaft“, sagt der ehemals beinharte Abwehrmann, der seine Profikarriere 1981 beim MSV Duisburg begann. Schacht legt das Handy weg und fragt: „Was darf’s sein?“ Currywurst natürlich. Didi bietet schmackhafte Würstchen aus Berlin und von einem Duisburger Metzger an. Die Verkaufszahlen sind durchaus passabel.
Ob Schalke- oder MSV-Fans: Am Currywurst-Anhänger gibt es auch Autogramme
Eigentlich wollte Schacht nur mal für ein Jahr mit Würsten Geld verdienen, sein Plan sah vor, sich dann zurückziehen. Doch dann merkte der heute 58-Jährige: „Die Leute fragen nach mir und wollen, dass ich in der Bude drin stehe. Natürlich komme ich mit den Kunden gerne ins Gespräch, ab und zu schreibe ich auch Autogramme. Ein paar kennen mich wohl noch von damals“, sagt er.
Und so kommt man gerne ins Gespräch. „Ohne die Corona-Beschränkungen hätte ich noch weitaus mehr zu tun. Familienfeste und Hochzeiten, für die ich mit meinem Currywurst-Wagen oft gebucht werde, fallen zurzeit weg“, sagt Schacht. „Wer weiß, wie lange das mit diesem Corona-Virus noch weitergeht. Vielleicht müssen noch lange mit Maske rumlaufen. Das sind verrückte Zeiten.“
Einst beim MSV und Schalke 04 - heute Trainer beim Oberligisten FSV Duisburg
Und weil Dietmar Schacht in seiner Laufbahn als Spieler und Trainer schon reichlich Verrücktes erlebt hat, verkauft er nicht nur „Didis original Berliner Currywurst“, sondern seit Neuestem auch Bücher. Zusammen mit Co-Autor Andreas Reinhardt hat der gebürtige Duisburger, der 101 Profi-Einsätze für den MSV absolvierte, nach der Erstligasaison 1992 mit dem FC Schalke 04 die Karriere beendete und seit wenigen Wochen den Oberligisten FSV Duisburg coacht, seine Autobiographie verfasst. Titel: Der Kämpfer – Schicht im Schacht. Alleine 40 Exemplare hat Didi in den letzten Tagen an seinem Currywurst-Stand verkauft.
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„Ein Verlag hat mich angerufen und gefragt, ob ich mir das vorstellen kann, so ein Buch zu schreiben“, sagt Schacht. Der Hundefreund willigte ein, sieben Sitzungen waren erforderlich, um seine kompletten Erinnerungen und Anekdoten zusammenzutragen. „Dieses Buch ist eine kleine Rundreise. Ich war nie der Beste, aber immer ein Kämpfer und bin enorm fleißig gewesen“, sagt der frühere Herzblut-Fußballer von sich selbst, „wenn die Leute gesagt haben, dass Didi weg ist, dann bin wieder aufgestanden. Ich zähle zu den Stehaufmännchen.“
Schachts Profi-Karriere begann in Duisburg und endete in Schalke
Mit acht Jahren fing Didi Schacht mit dem Fußball beim SV Laar 21 an, arbeitete sich dann beim MSV bis in den Profibereich vor. „Ich bin dem Fußball 50 Jahre verbunden. Bis auf in der Bundesliga habe ich schon überall trainiert“, resümiert er. Schacht war 2009/2010 Assistent von Weltmeister Pierre Littbarski in Vaduz (Liechtenstein), trainierte davor von 2005 bis 2008 den Frauen-Bundesligisten SC Bad Neuenahr, betreute zwei Jahre lang die Nationalelf für Menschen mit geistiger Behinderung. Seine ganz große Liebe ist weiß-blau: „In meinem Herzen habe ich zwei Vereine ganz fest verankert: den MSV Duisburg und Schalke 04.“
Beide Ruhrpott-Vereine machen ihren Anhängern gerade nicht allzu viel Freude. Die Königsblauen stehen in der Bundesliga auf einem Abstiegsplatz, die Zebras hängen in der 3. Liga im Keller fest und haben gerade Trainer Torsten Lieberknecht durch Gino Lettieri ersetzt.
Was Schacht über den Trainerwechsel beim MSV Duisburg denkt
„Ich halte die Trennung von Torsten Lieberknecht für falsch. Er hat mit relativ wenig Mitteln beim MSV viel herausgeholt, war in der letzten Saison lange im Aufstiegsrennen dabei. Es kann nicht immer nur am Trainer liegen, da sollte sich auch mal Sport-Direktor Ivica Grlic hinterfragen“, sagt Schacht. Ein Verein wie der MSV gehört für den einstigen Abwehr-Haudegen „mindestens in die 2. Liga“. Schacht: „Ewig kannst du den Duisburger Fans nicht die Drittklassigkeit verkaufen. Der MSV war immer ein Aushängeschild für die Stadt, das dürfen sie nicht aufs Spiel setzen.“
Schacht traut Schalke 04 den Klassenerhalt zu
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Und Schalke 04? „Sie werden nicht absteigen, ich sehe da mittlerweile etwas Licht und kleine Fortschritte. Ich finde es gut, dass sie auf junge Spieler wie Malick Thiaw oder Can Bozdogan setzen. Andererseits: Nur mit Lehrlingen rettest du keine Firma vor der Insolvenz. Da brauchst du auch erfahrene wie Mark Uth, die voran gehen“, sagt der frühere S04-Publikumsliebling. Von ganz großen Träumen müssen sich die Königsblauen aber aus Sicht von Didi Schacht verabschieden: „Schalke muss ab sofort klein denken. Mit den vorderen Rängen haben sie nicht mehr zu tun. Es kann nur heißen: Klasse halten, langsam etwas aufbauen.“ Er kennt sich aus, er war mal Publikumsliebling auf Schalke. Zu seiner Zeit war Schalke Zweitligist, bevor mit ihm der Aufstieg gelang. Sein letztes Bundesligaspiel war ein Derby gegen Borussia Dortmund, es endete mit einem 5:2-Sieg. Standesgemäß für Didi Schacht, den Kämpfer.