Gelsenkirchen. Mit Manuel Baum geht es bei Schalke 04 zumindest etwas voran. Eine Taktik-Bestandsaufnahme von halbfeldflanke.de.

Manuel Baum ist seit sechs Pflichtspielen Cheftrainer des FC Schalke 04. Der einzige Sieg gelang unter seiner Regie bisher beim 4:1 im DFB-Pokal gegen Schweinfurt 05, in den Bundesliga-Partien gab es zwei Niederlagen und drei Unentschieden, zuletzt ein 2:2 gegen den FSV Mainz 05. Ein zarter Aufwärtstrend in der Bilanz, aber was genau hat sich auf dem Spielfeld bei den Königsblauen taktisch verändert? Was funktioniert schon besser und woran müssen Trainer und Mannschaft noch arbeiten? Eine Analyse.

Schalke 04 unter David Wagner

David Wagner setzte häufig auf ein 4-4-2 mit Mittelfeldraute und aggressives Gegenpressing. Damit das erfolgreich ist, müssen die Räume eng gehalten werden. Dementsprechend stand die Verteidigung hoch, um den Raum zu verkleinern und den eigenen Weg zum gegnerischen Tor zu verkürzen. Das Gegenpressing sollte gleichzeitig Chancen kreieren. In der Hinrunde der letzten Saison ging dieser Plan auf. Als immer klarer wurde, wie Wagners Schalke erfolgreich bespielt werden kann, fehlte es an Alternativen, hinzu kamen viele Verletzungen. Das führte zur langen Serie von Niederlagen mit vielen Gegentoren, häufig nach langen Bällen über das Pressing hinweg, hinter die hochstehende, aber auch langsame Abwehrkette. Zu eigenen Torchancen kam Schalke kaum noch.

Schalke 04 unter Manuel Baum

Bis auf eine Ausnahme startete Schalke unter Baum immer mit einer Dreierkette. Allerdings stellt er während eines Spiels situationsbedingt häufig mal um. Gegen Mainz zuletzt war es anfangs ein 3-1-4-2, das im Laufe des Spiels durch Einwechslungen immer offensiver wurde.

Die Schalke-Defensive

Manuel Baum, Trainer des FC Schalke 04,  notiert etwas auf der Taktiktafel.
Manuel Baum, Trainer des FC Schalke 04, notiert etwas auf der Taktiktafel. © Foto: firo

Die Abwehr steht weniger hoch und das Team verteidigt am Mann, nicht wie vorher im Raum. Das ändert die Statik des Spiels, Schalke agiert weiträumiger als vorher. Das führt mitunter zu Lücken, vor allem weil es noch an Abstimmung und Automatismen mangelt. Salif Sanés Rolle erinnert an die eines alten Bekannten: Ex-Spieler und Neu-Co-Trainer Naldo. Ähnlich wie dieser fungiert Sané als eine Art moderner Libero, er rückt früh aus der Dreierkette, fängt Bälle ab, bewegt sich sehr frei. Es wird spannend zu beobachten sein, wie sich die Abwehr mit der Rückkehr von Ozan Kabak weiterentwickelt. Dieser war zuletzt weniger gut in Form, bringt normalerweise aber Stabilität. Vor den drei Verteidigern agiert Omar Mascarell als alleiniger Defensiver Mittelfeldspieler.

Die beiden nominellen Außenverteidiger Kilian Ludewig und Bastian Oczipka spielen sehr offensiv im Mittelfeld. Defensiv attackieren sie ihre Gegenspieler dort früh, allerdings stimmt die Absicherung durch Innenverteidigung und zentrales Mittelfeld nicht immer.

Das ist ein Grund dafür, warum lange Bälle die Abwehr immer noch vor Probleme stellen. Es gibt außerdem Schwierigkeiten beim Verteidigen von Standardsituationen, hier sollte möglichst schnell nachgebessert werden.

Die Schalke-Offensive

Das Herausspielen von Torchancen ist für Schalke schon seit mehreren Jahren ein großes Problem, keiner der letzten Trainer konnte das nachhaltig verbessern. Verständlich also, dass die Offensive trotz der vielen Gegentore für Baum laut eigener Aussage oberste Priorität hat.

Schalke versucht mit einfachen Mitteln, Struktur in die eigenen Angriffe zu bekommen, ist dabei jedoch häufig Opfer der eigenen Ungenauigkeit. Ein Weg führt über die Flügel. Ludewig und Oczipka machen das Spiel breit, besonders Ludewig bietet oft Vorstöße an. Es tut der Balance des Schalker Spiels sehr gut, wieder einen gelernten Flügelverteidiger auf der rechten Seite zu haben.

Wichtig sind auch die beiden zentralen Mittelfeldspieler, zum Beispiel Nabil Bentaleb und Amine Harit. Sie unterstützen defensiv wie offensiv, bieten sich für Kombinationen an, suchen auch selbst den Abschluss, sorgen für Dynamik. Sie sind an fast allen Aktionen beteiligt. Hier wird Nationalspieler Suat Serdar wichtig werden, wenn er wieder fit ist, denn diese Rolle ist wie für ihn gemacht. Mit seiner Technik und Robustheit kann er auch mal ins Dribbling gehen.

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Uth wird immer mehr zum Schalker Lenker

Der technisch versierte Mark Uth, dem in Mainz per Freistoß ein Geniestreich zum zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich gelang, versucht das Spiel zu lenken. Der frühere Hoffenheimer ist überall zu finden, leitet Angriffe ein und taucht dann im Sechzehner auf, um sie abzuschließen.

Generell postiert Schalke mittlerweile mehr Spieler im und am Strafraum als zuvor mit zwei Stürmern und aufrückenden Mittelfeldspielern, die mit in die Gefahrenzone einlaufen. Nur der Ball landet dort zu selten, es fehlt dem Aufbauspiel noch an Rhythmus und Genauigkeit. Die Saison wird lang und schwierig, aber für den kurzen Zeitraum und ohne Vorbereitung ist die bisherige Entwicklung unter Baum schon sehr gut, es gibt erste Erfolge. Was jetzt noch fehlt, ist der erste Sieg.