Schalke ist oft für seine verschwenderische Politik kritisiert worden. Jetzt wird der versprochene Sparkurs aber eingehalten. Ein Kommentar.
Drei Leihspieler und einen ablösefreien Oldie, der bei Hertha BSC keinen neuen Vertrag mehr erhalten hat: Das ist alles, was sich Schalke in diesem Jahr zur Verstärkung der Mannschaft geleistet hat. Natürlich hätten alle lieber anders agiert auf dem Transfermarkt, aber mehr war nicht drin angesichts der finanziellen Zwangslage, in der Schalke steckt.
Schalkes Motto war: Neuzugänge ohne Geld
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Auch ohne kostspielige Transfers wird der Schuldenberg (205 Millionen Euro zum 30. Juni) im zweiten Halbjahr noch weiter wachsen. Das ist die bittere Realität in der Corona-Zeit. Schon als der Spielbetrieb im März zum Erliegen kam, war klar, dass sich Schalke in diesem Jahr bestenfalls „Neuzugänge ohne Geld“ würden leisten können. Die Verantwortlichen haben Wort gehalten, S04 hat keinen Ablöse-Euro ausgegeben. Auch wenn Schalke zur wirtschaftlichen Vernunft gezwungen wurde, darf man das auch einmal festhalten. Der Verein ist oft für seine verschwenderische Politik kritisiert worden.
In früheren Jahren wurden die Warnungen auf Schalke überhört
Auch in den vergangenen Jahren hatten einige wie der frühere Finanz-Vorstand Peter Peters intern zur Vernunft gemahnt, doch am Ende setzte sich die sportliche Leitung mit ihren Wünschen nach Investitionen durch, weil der Aufsichtsrat dies unter der Führung von Clemens Tönnies goutierte. Die neuen starken Männer, Jens Buchta im Aufsichtsrat und Jochen Schneider im Vorstand, sehen derzeit keine Alternative zur wirtschaftlichen Vernunft.
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Mehr Geld für neue Spieler hätte Schalke nur dann ausgegeben, wenn es im Gegenzug Einnahmen auf dem Transfermarkt gegeben hätte, doch die blieben bis auf die Leihgebühr für Weston McKennie (4,5 Millionen Euro) aus. Kurz vor Toresschluss wurde Schalke nur noch Sebastian Rudy los, und an diesem Beispiel sieht man, wie groß der Preis-Druck war: Durch die erneute Leihe nach Hoffenheim spart Schalke knapp drei Millionen Euro an Gehalt – das ist in diesen Zeiten ein Geschäft, das man eingehen muss. Bei Nabil Bentaleb eröffnete sich nicht einmal eine solche Möglichkeit. Rabbi Matondo und Matija Nastasic, bis zum Schluss als Kandidaten für einen Abgang gehandelt, spielen ebenfalls weiter auf Schalke.
Kein Spieler war unverkäuflich – auch das sagt viel aus
Eigentlich war kein Spieler absolut unverkäuflich, bei jedem einzelnen wäre es nur eine Frage des Preises gewesen, und auch das sagt viel aus über diesen Kader, den Schalke in weiten Teilen zwischen 2016 und 2018 zusammengestellt hat. In dieser Zeit gab es noch kein Corona, sondern Fehleinschätzungen der damals Verantwortlichen, die Schalke auf Jahre hinaus nieder drücken.
Kreative Lösungen findet man nicht
28 Spieler stehen nun unter Vertrag. Viele kreative Lösungen, die die sportliche Lage hätten verbessern können, findet man nicht, was natürlich auch an den Corona-Zwängen liegt – siehe oben. Aber dass der seit Monaten gesuchte Rechtsverteidiger Kilian Ludewig ganz offensichtlich eine Idee des erst seit einer Woche amtierenden Trainers Manuel Baum ist, wirft schon die Frage auf: Wofür leistet sich Schalke eigentlich einen einen Kaderplaner namens Michael Reschke?