Gelsenkirchen. Schalke hat einen neuen Trainer verpflichtet: Manuel Baum wird in der Fußball-Branche sehr geschätzt. Aber es gibt auch Risiken. Ein Kommentar.
Bei so vielen Meldungen, die an diesem Mittwoch vom FC Schalke 04 kommen, geht die Veröffentlichung der Halbjahreszahlen fast ein wenig unter. Und doch erklärt sie viel von dem, welche Personalentscheidungen Schalke gerade verkündet. 205 Millionen betragen die kurz- und langfristigen Verbindlichkeiten, gestiegen um rund sieben Millionen Euro in sechs Monaten. Große Sprünge sind nicht drin - keine Stars können kommen, und eben kein namhafter oder begehrter neuer Trainer wie Ralf Rangnick oder in früheren Zeiten mal Felix Magath oder Roberto di Matteo. Manuel Baum ist der neue Mann. Und er verdient eine faire Chance.
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Schalke: Baum ist in der Nachwuchsszene bestens vernetzt
Doch wer ist der neue Mann? Im Ruhrgebiet ist Baum weitgehend unbekannt. Er hat mal zwei Jahre lang den FC Augsburg trainiert - aber das ist für die meisten Schalke-Fans der einzige bekannte Fakt - weshalb seine Verpflichtung von einigen Fans kritisch gesehen wird. In der Fußball-Branche aber kennt den 41-Jährigen jeder - und er wird sehr geschätzt. Baum gilt als gewiefter Taktiker, als einer, der detailversessen ist, sich Tag und Nacht um Fußball kümmert. Beschreibungen, die auch auf Domenico Tedesco zutrafen, als der Schalke übernommen hatte. Und ein schlechtes erstes Jahr hatte Tedesco nicht. Bitter für Baum ist nur, dass er mit seinem neuen Team nur wenig taktisch arbeiten kann. Die Sommervorbereitung ist vorbei, eine Winterpause gibt es nicht. Ihm bleiben nur Länderspielpausen für taktische Arbeit - und da fehlen einige Stammspieler.
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Was außerdem für Baum spricht: In der Jugendfußball-Szene ist er bestens vernetzt, er trainierte zuletzt die U18-Nationalmannschaft. In einer Zeit, in der die Knappenschmiede für Schalke immer wichtiger werden soll, ist das ein großer Vorteil. Er kennt Schalkes Jugendtrainer-Ikone Norbert Elgert - auch das hat bei den Königsblauen eine große Bedeutung.
Baums Stationen: SpVgg Unterhaching, FC Augsburg, DFB
Was aber auch zur Wahrheit gehört: Baum bisherige Stationen waren ruhig, beschaulich. Er begann bei der SpVgg Unterhaching, in Augsburg wurde es nur kurz vor seiner Freistellung im April 2019 turbulent. Und auch beim DFB hatte er keine Widerstände zu befürchten. Traditionsklubs kennt er nicht, einen so emotionalen wie Schalke schon gar nicht. Auch mit erfahrenen, selbstbewussten oder routinierten Profis wie Mark Uth, Sebastian Rudy, Nabil Bentaleb oder Benjamin Stambouli hatte er bisher wenig zu tun. Ein Nachteil muss das nicht sein, aber seine bisherige Arbeitsweise wird Baum etwas umstellen müssen.
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Und der wahre Star in seinem Trainerteam ist ohnehin ein anderer: Schalke ist es gelungen, Naldo als "Co" zurückzuholen, den einstigen Abwehrchef, der im legendären Derby bei Borussia Dortmund in der Nachspielzeit das 4:4 köpfte. Mit einigen Profis hat Naldo selbst noch zusammengespielt - er könnte deshalb Probleme leichter abfedern, so sie schnell entstehen sollten. Auch in Augsburg hatte Baum in seinen letzten Monaten einen prominenten Ex-Profi als Assistenten: Doch das Experiment mit Jens Lehmann ging schief.
Risiko für Schalkes Sportvorstand Jochen Schneider
Ein Risiko ist die Verpflichtung für Sportvorstand Jochen Schneider. Baum war von Beginn an sein Wunschkandidat, er lud ihn am Samstag zum Spiel der U23 ein. Auch mit anderen Kandidaten wurde gesprochen - Schneider setzte seinen Mann aber durch. So wie im Sommer 2019 David Wagner. Die Entscheidung ging schief. Einen zweiten teuren Fehler darf sich Schneider nicht erlauben.