Gelsenkirchen. Neuzugang Goncalo Paciencia hat beim FC Schalke 04 ein schlimmes Debüt erlebt. Der Stürmer soll mit seiner Qualität für die Wende sorgen.

Beinahe hätte Goncalo Paciencia einen perfekten Einstand im Trikot des FC Schalke 04 gefeiert. Nach 45 Sekunden kullerte ihm im Bundesliga-Eröffnungsspiel beim FC Bayern München der Ball vor den Fuß und er zog ab - doch Torwart Manuel Neuer konnte parieren, und so wurde aus einem perfekten ein missratenes Debüt. Schalke ging mit 0:8 unter, der neue portugiesische Stürmer hatte keine zweite Tormöglichkeit mehr.

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Ein wenig schmunzeln musste der 26-Jährige am Mittwoch in einer Medienrunde, als er auf sein erstes Spiel angesprochen wurde. "Es war nicht das beste Debüt meiner Karriere", sagte Paciencia. Und bei den Eindrücken des Spieltages blieb es nicht: Auch an den Tagen danach arbeiteten die Königsblauen die schmerzhafte Niederlage auf. Nun mag sich der Stürmer aber nicht mehr mit Bayern beschäftigen - sondern mit dem kommenden Gegner Werder Bremen (Samstag, 18.30 Uhr/Sky). "Das Schöne am Fußball ist, dass du alle fünf, sechs Tage ein anderes Gesicht zeigen kannst. Ja, es war ein sehr schlechtes Spiel von uns. Wir müssen versuchen, besser zu performen. Wenn du dann aber gewinnst, denkt keiner mehr an die Niederlage eine Woche zuvor."

Schalke-Zugang Paciencia beim FC Porto ausgebildet

Paciencia hat trotz seines jungen Alters eine bewegte Fußball-Karriere hinter sich. Er stammt aus der portugiesischen Hafenstadt Porto, wurde beim ruhmreichen FC Porto ausgebildet, spielte in der Jugend, in der U23 und versuchte, sich bei den Profis durchzusetzen. Das klappte aber nicht, und so folgten gleich vier Ausleihen - zu Academica de Coimbra (Saison 2015/2016), Olympiakos Piräus (Hinrunde 2016/2017), Rio Ave FC (Rückrunde 2016/2017) und Vitoria Setubal (Saison 2017/2018). Im Juli 2018 wechselte er schließlich zu Eintracht Frankfurt.

In 61 Pflichtspielen erzielte er 15 Tore für die Hessen - in beiden Jahren spielte er mit der Eintracht in der Europa League. Allerdings wurde er 47-mal ein- oder ausgewechselt. Seine Konkurrenz war stets groß: Im ersten Jahr hatte er Sebastien Haller, Ante Rebic und Luka Jovic vor sich, im zweiten André Silva und Bas Dost. Auch in der Vorbereitung zur aktuellen Saison deutete sich an, dass er zunächst keinen Stammplatz hat. Deshalb schaute sich Paciencia nach einem neuen Klub um. Und er fand einen.

Paciencia kostet Schalke ein Million Euro Leihgebühr

Sein nächster Schritt hat nun nichts mehr mit Europapokal zu tun. Es ist nun Schalke - und wieder auf Leihbasis. Die Königsblauen ließen sich Paciencia eine Million Euro Leihgebühr kosten, es existiert eine Kaufoption in Höhe von rund 8,5 Millionen Euro. Der Transfer, sagt Sportvorstand Jochen Schneider, sei in einer "sehr kurzfristigen Zeitspanne" erfolgt. "Es war gar keine große Überzeugungskraft nötig. Es waren trotz der Kürze der Zeit sehr gute Gespräche. Ein großes Dankeschön geht an Fredi Bobic", sagt Schneider. Den Frankfurter Sportchef kennt Schneider noch aus der gemeinsamen Zeit in Stuttgart.

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"Schalke ist einer der größten Klubs in Deutschland. Ich genieße es sehr, hier zu sein", sagt Paciencia nun. Er hat sich eine Menge vorgenommen - wenn auch keine konkrete Trefferzahl. Er will sich einen Stammplatz erarbeiten und sich für die portugiesische Nationalmannschaft empfehlen, die bei der EM 2021 ihren Titel erfolgreich verteidigen will. "Technische Fähigkeiten, Abschlussqualität, Körperlichkeit - das sind die herausstechenden Merkmale, die uns dazu bewegt haben, ihn zum FC Schalke 04 zu holen", sagt Schneider. Dass Paciencia und Oldie-Zugang Vedad Ibisevic (36) ähnliche Spielertypen sind, war laut Schneider gewollt. "Wir haben ja bei Vedads Verpflichtung gesagt, dass wir noch Ausschau nach einem weiteren Stürmer halten - da uns in der letzten Saison Tore gefehlt haben. Deshalb war für uns klar, dass wir diese Position im Bezug auf die Verpflichtung neuer Spieler priorisieren." In den vergangenen 18 Bundesligaspielen erzielte Schalke nur neun Tore.

Paciencia hat sich in seinem neuen Team schnell zurechtgefunden - aber so etwas ist für ihn schon eine Frage der Gewohnheit: "Es ist ja nur Fußball, also meine Arbeit." Sein Job sei es nun, sein Leben für die Mitspieler und den Verein zu geben. Oder weniger martialisch ausgedrückt: "Wir müssen an uns selbst glauben, immer positiv sein." Und am Samstag, gegen Bremen, will er dann sein erstes Tor schießen. Sein zweites Spiel soll besser laufen als sein Debüt. Aber so schwer ist das ja nicht.