Gelsenkirchen. Schalke 04 holt den 36-jährigen Stürmer Vedad Ibisevic. Der kommt ablösefrei und für ein geringes Grundgehalt. Doch was bringt ihm dieser Deal?

Gegen einen wie Vedad Ibisevic hat Bastian Oczipka, Linksverteidiger des Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04, nur ungern gespielt. „Das war immer eher unangenehm“, sagt Oczipka und ergänzt: „Denn er hat seinen Körper immer relativ gut eingesetzt.“ Nun sind Oczipka und Ibisevic Teamkollegen. Der 36-jährige Bosnier absolvierte am Dienstagabend und Mittwochmorgen seinen Medizincheck, er übernachtete im Marriott-Hotel neben der Veltins-Arena und unterschreibt einen Einjahresvertrag. Nur verkündet ist der Deal noch nicht.

Ausgerechnet ein Oldie ist der erste externe Zugang und soll Schalkes Sturm-Krise lösen. Keiner, den die personell und finanziell erheblich aufgemotzte Scouting-Abteilung entdeckt hat. Keiner für die Problem-Positionen in der Außenverteidigung. Keiner, der die Fans sofort zum Staunen bringt.

Schalke: Burgstaller hat keine Zukunft mehr

Warum Ibisevic? Einen kampfstarken Typen mit Erfahrung gibt es eigentlich schon im Aufgebot – und der ist zudem vier Jahre jünger. Doch Guido Burgstaller, der noch bis 2022 unter Vertrag steht, hat unter Wagner keine Zukunft mehr. In der vergangenen Saison gelang Burgstaller kein Tor. Viel verdient er im Teamvergleich nicht, aber immerhin doch noch eine knapp siebenstellige Summe.

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Ibisevic soll nun für ein Jahr der bessere und günstigere Burgstaller sein. Einer, der nicht meckert, wenn er nur auf der Bank sitzt. Der aber sofort da ist, wenn er auf dem Platz steht. „Wir brauchen einen, der den Ball halten kann, der ein gutes Kombinationsspiel hat. Da geht es ums Profil, weniger um das Alter“, erklärte Trainer David Wagner. Für einen Routinier würde er sogar vom Kaderkonzept, überwiegend junge Spieler einzubauen, abweichen. Ibisevic spricht vier Sprachen fließend – er soll in der Kabine vermitteln und auch mal dazwischenhauen. Bei einigen vorherigen Stationen war er Mannschaftskapitän und zeigte, dass er dies kann.

Für Schalke besteht zudem nur ein geringes finanzielles Risiko. Ibisevic spielt für ein geringes Grundgehalt – nach Informationen des Magazins Kicker beträgt es 100.000 Euro für die ganze Saison. Der Vertrag erhält aber einige leistungsbezogene Klauseln, die sich aber in ligaüblichen Höhen befinden. Damit könnte er sein Gehalt aufbessern.

Schalke-Trainer Wagner: Wir haben mit der Spitze derzeit nichts zu tun

Eine Auflaufprämie ist aber nach Informationen dieser Zeitung nicht dabei – die Zeiten, in denen es fürs Rasen-Betreten auch bei Niederlagen Geld gab, sind auf Schalke vorbei. Die Punktprämien für jeden Spieler, der zum Einsatz gekommen ist, sind üppig. Die liegen im Schnitt bei 12.000 bis 14.000 Euro bei einem Unentschieden – und bei 36.000 bis 42.000 Euro bei einem Sieg. Dazu kämen noch Nachzahlungen pro Punkt bei erfolgreicher Europapokal-Qualifikation. So wären auf Schalke selbst in der verkorksten vergangenen Saison bis zu 450.000 Euro extra drin gewesen.

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Viel Geld bringt Ibisevic dieser Deal wohl nicht – aber was dann? Einen Titel auch nicht. Wagner bereitete Schalkes Fans in einem Sport-Bild-Interview auf ein mageres Jahr vor: „Es gibt Menschen, die sind heute 30 oder noch älter, die können gar nicht verstehen, dass wir mit Bayern München und den Klubs an der Spitze derzeit rein gar nichts mehr zu tun haben. Aber das ist Fakt.“ Ibisevic ist ein Mann der Bundesliga, spielte seit 2006 für Alemannia Aachen, die TSG Hoffenheim, den VfB Stuttgart und Hertha BSC erstklassig. Aufs Geld kommt es ihm nicht mehr an. Ihm gelangen 127 Liga-Tore – von den ausländischen Torjägern in der Liga-Geschichte waren bisher nur Robert Lewandowski (236), Claudio Pizarro (197) und Giovane Elber (133) erfolgreicher. Und den Brasilianer würde Ibisevic gerne überholen.

Schalke-Verteidiger Oczipka: "Ich bin ja auch schon alt mit 31"

Ob ihm das gelingt? Am Alter, sagt jedenfalls der künftige Teamkollege Oczipka, soll es nicht scheitern. „Ich bin ja auch schon alt mit 31“, sagte er gestern. „Unser Athletiktrainer Werner Leuthard sagt immer: Egal wie alt man ist, wenn man seine Übungen durchzieht und in der Hüfte und im Knie schmerzfrei ist, ist man wie ein junger Hund.“