Längenfeld. Schalkes Trainer David Wagner ist nach einer langen Negativserie sehr umstritten. Im Trainingslager äußerte sich Sportvorstand Jochen Schneider.

Nein, alles läuft noch nicht glatt in dieser Vorbereitung. Am Sonntagmorgen ging es im Training der Bundesliga-Profis des FC Schalke 04 um Überzahlsituationen. Mal liefen sechs Stürmer auf zwei Verteidiger zu, dann fünf auf drei - undsoweiter. Ein Tor aber fiel selten. Am Spielfeldrand klatschte Trainer David Wagner. Er trieb die Profis an, gab Anweisungen, lautstark, ganz aktiv. Das war schon anders. Da war Wagner eher stiller Beobachter. In der malerischen Kulisse des Ötztals wirkt es so, als habe sich Wagner einen Ruck gegeben. Er kämpft um seine letzte Chance als Trainer der Königsblauen.

Schalke: Zwei Testspiel-Blamagen gegen Drittligisten

Die Kritik ist groß. Sehr groß sogar. In der Rückrunde der vergangenen Bundesliga-Saison hatte Schalke 16 Spiele in Folge nicht gewonnen - was an einer langen Verletztenliste lag, aber auch an taktischen Fehlern des Trainers. Bei fast jedem Verein hätte das zu einem Trainerwechsel geführt. Nicht auf Schalke. Vereinsintern gab es heftige Kritik - vor allem aus dem Aufsichtsrat. Auch in der sportlichen Leitung wurde vehement diskutiert. Schneider aber traf die Entscheidung: Wagner bleibt. Er hatte den inzwischen 48 Jahre alten Trainer im Sommer 2019 geholt, gab ihm einen hoch dotierten Dreijahresvertrag - seine bisher wichtigste Verpflichtung.

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Doch dann begann die Vorbereitung, und nichts besserte sich. Schalke verlor Testspiele gegen die Drittligisten SC Verl (4:5) und KFC Uerdingen (1:3) blamabel. Einige Fans applaudierten höhnisch. Wagner sprach zwar darüber, dass die Ergebnisse schlecht seien, aber er schob die Pleiten auf zwei andere Gründe: Müdigkeit nach einem harten Athletikprogramm und fehlende Spielpraxis einiger Profis, die lange verletzt waren. Alles Ausreden? Wagners Position stärkten weder die Spiele noch die Begründungen. Wackelt sein Trainerstuhl schon vor dem Saisonstart?

Schalke-Vorstand Schneider: "Ich kann eine Vorbereitung einordnen"

Jochen Schneider, der in Längenfeld jede Trainingseinheit genau verfolgt, sieht das anders. Ganz gelassen und ruhig reagiert er auf kritische Nachfragen. Gibt es Unruhe? "Bei mir nicht", sagt Schneider zum Beispiel und ergänzt: "Und das, weil ich eine Vorbereitung richtig einordnen kann, weil ich Testspiele richtig einordnen kann." Er zieht eine Verbindung zur Sommer-Vorbereitung vor einem Jahr: "Was die Testspiele anbetrifft, hatten wir 2019 auch keine gute Vorbereitung. Erst am Schluss war eine gute Leistung dabei, und danach haben wir eine richtig gute Hinrunde gespielt." Schneider stärkt Wagner den Rücken. In der Vorbereitung bekommt der Trainer keinen Druck, auch die ersten Pflichtspiele darf er definitiv bestreiten.

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Gleichwohl gestand Schneider, dass er die Kritik verstehen kann. "Ich kann es natürlich nachvollziehen, dass an anderer Stelle Unruhe da ist. Die Rückrunde war katastrophal, und die zwei Ergebnisse in der Vorbereitung passen da auch rein", sagt er. Er erinnert aber auch daran, dass es einen Testspiel-Sieg gab - 5:1 gegen den Zweitligisten Osnabrück. "Aber auch das spielt keine Rolle. Das war auch nur ein Testspiel", sagt er. Und dann wiederholt er sein Motto für die neun Tage in Österreich: "Wir wissen das richtig einzuordnen."

Schalke-Profi Schöpf: "Er hält an seiner Philosophie fest"

Damit er noch ein wenig länger bleiben darf, leitet David Wagner das Training nun also aktiver als sonst. Dass er seine Spielphilosophie nicht verändert hat, freut Mittelfeldspieler Alessandro Schöpf: "Der Trainer hält an seiner Philosophie fest, dass wir hohes Pressing spielen und den Gegner früh unter Druck setzen wollen. Selbst wenn mal Gegenwind, sollte man von seiner Philosophie abweichen. Und da lässt er sich nicht zu viel reinreden." Doch ob das hilft, längerfristig Schalke-Trainer zu bleiben, werden die ersten Spiele zeigen. Sollte Schalke auch die nicht gewinnen, wird auch Schneider seinen Kurs überdenken.