Gelsenkirchen. Mit einer peinlichen Testspiel-Pleite endet Schalkes zweite Vorbereitungswoche. Vieles ist offen, Trainer Wagner wünscht sich Verstärkungen.

Gewartet hatte der FC Schalke 04 lange auf diesen Moment: Seit Samstagabend werden auch im altehrwürdigen Parkstadion wieder Fußballspiele ausgetragen. Die Gegentribüne ist fast im Original-Zustand – und auch ein Flutlichtmast steht noch. Im Mai 2001 rollte dort zuletzt der Ball, als Schalke „Meister der Herzen“ war. 19 Jahre und drei Monate später ist von Meisterschaft aber keine Rede mehr. Und ein großer Gegner kam auch nicht zur Wiedereröffnung.

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Es war der Drittliga-Aufsteiger SC Verl, der am Samstagabend zum Abschluss der zweiten Vorbereitungswoche erschien. 300 Fans sahen zu, hörten vor dem Anpfiff Folklore-Lieder wie „Königsblauer S04“ mit der Zeile „Deutscher Meister kann nur Schalke sein“. Sie sahen aber eine 4:5-Blamage – und mit fünf Gegentoren war Schalke noch gut bedient. Der öffentliche Spott ist schon wieder da.

Schalke steckt in der McKennie-Falle

Spott, mit dem der Verein nichts zu tun haben will. Nach außen demonstriert Schalke seit dem ersten Trainingstag klosterartige Ruhe – vor allem über Marketingkanäle wie Schalke-TV. Ob in Gelsenkirchen oder im ersten Trainingslager in Herzlake: Die Stimmung sei sehr gut, heißt es stets – eine Aussage, die auch ungefragt in Antworten eingebaut wird und die keinem wehtut. Wird es konkret, zum Beispiel bei Transferfragen, mauert Schalke öffentlich. Geredet wird dennoch – aber meist hinter vorgehaltener Hand. Denn die Ruhe ist trügerisch. Intern ist bei vielen im Klub die Nervosität groß.

Während eines Trainings ist das nicht zu spüren. Die Spieler arbeiten sehr professionell, was auch Trainer David Wagner lobt: „Sie ziehen gut mit.“ Aber verwunderlich ist das nicht. Wechselwillige Profis wollen für mögliche neue Klubs topfit sein.

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Und Spieler dieser Art gibt es genug – zum Beispiel Mark Uth, Sebastian Rudy, Hamza Mendyl und Weston McKennie. Letzterer sorgt aktuell für die größte Nervosität in der Führung um Sportvorstand Jochen Schneider. Es gibt nicht viele Schalker mit einem hohen Marktwert. Und auf mindestens einen großen Transfer ist Schalke angewiesen, um die aktuell nicht ausgewogen besetzte Mannschaft selbst verstärken zu können.

Wer soll also gehen? Ozan Kabak, Suat Serdar und Amine Harit nicht. McKennie aber wird als verzichtbar angesehen. 25 Millionen Euro will Schalke einnehmen. Doch den US-Nationalspieler zieht es nicht zu Hertha BSC, sondern nach England. Konkrete Anfragen liegen nicht vor, die Sache kann sich ziehen. Muss doch einer der Unverzichtbaren gehen? Amine Harit sagte nach dem Verl-Spiel: „Ich denke nicht über einen Transfer nach. Wir sehen, was in der nächsten Woche ist, aktuell ich bin zu 100 Prozent auf Schalke konzentriert.“ Harit sprach’s aus: Nächste Woche kann auf Schalke immer alles anders sein.

Schalke-Trainer Wagner über Zugänge: "Das wäre schön"

Das sorgt für Frust bei Trainer Wagner. Der 48-Jährige, nach 16 Liga-Spielen in Folge ohne Sieg ohnehin umstritten, freut sich zwar über die Loyalität des Vereins. Aber auch ihn ärgert es, dass er nicht weiß, auf wen er am zweiten September-Wochenende zurückgreifen kann, wenn die Saison mit der ersten Runde im DFB-Pokal beginnt. Nach dem Verl-Spiel sprach er über mögliche Zugänge vor dem am Freitag beginnenden Trainingslager in Österreich: „Das wäre schön. Allerdings wäre es auch vor zwei Wochen schon schön gewesen. Ich habe mir abgewöhnt, auf Sachen zu hoffen, die ich nicht beeinflussen kann.“ Kleine, frustrierte Spitzen von Wagner gegen Schneider sind selten.

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Und eben ein Zeichen von Nervosität nach zwei Wochen Vorbereitung. Das 4:5 gegen Verl ist peinlich, aber aktuell noch zu verzeihen. Von den 300 Zuschauern hatten aber einige schon früh die Nase wieder voll. Sie verließen das Parkstadion vorzeitig – bevor auch nach dem Abpfiff „Königsblauer S04“ über die Lautsprecher lief.