Gelsenkirchen. So startet Schalke das Projekt Frauenfußball: Der Spaß soll im Vordergrund stehen, deswegen geht’s in der Kreisliga los.
Es gibt Standorte, wo es anders gemacht wurde, Frankfurt zum Beispiel. Dort schlüpfte in diesem Sommer der siebenfache Deutsche Frauenfußball-Meister 1. FFC Frankfurt unter das Dach der Eintracht, so dass der Männer-Bundesligist jetzt auch in der Frauenfußball-Bundesliga vertreten ist. Schalke 04 hat es anders gemacht, ganz anders. Die Königsblauen fangen mit ihrem Projekt Frauenfußball ganz unten in der Kreisliga an. Und wer sich die Frage nach dem Warum stellt, der erfährt: Weil es genauso gewollt ist. Schalke will den Frauenfußball ganz neu lernen, quasi von der Pike auf.
279 Bewerbungen für die Schalker Teams
Es geht um Breitensport, ein Angebot für die Stadt und die Region, mit dem man gerade in diesen Zeiten gut punkten kann – keines für den Spitzensport. „Wir wollen den Spaß am Fußball und das Gemeinschaftsgefühl in den Vordergrund stellen“, erklärt Schirmherr Bodo Menze (67), der einst die Schalker Knappenschmiede aufgebaut hat und jetzt Pionierarbeit bei Schalkes neuester Abteilung betreibt. Wie gut dieses Angebot ankommt, dafür muss Menze nur eine Zahl nennen: 279 – so viele Bewerbungen von Spielerinnen hat Schalke quasi über Nacht bekommen, als man die Pläne vor fünf Wochen publik gemacht hat. „Diese Resonanz hat mich umgehauen“, sagt Menze.
Zwei Mannschaften, aber doch keine U17
Inzwischen ist die Sichtung abgeschlossen und die endgültige Planung steht: Schalke wird in der neuen Saison gleich mit zwei Frauenteams im Seniorenbereich an den Start gehen – um eine Klassifizierung zu vermeiden, heißen die Mannschaften „Schalke blau“ und „Schalke weiß“. Eine Mannschaft wird aus jüngeren Spielern bestehen und als Perspektivteam geführt. Dafür hat Schalke fürs erste Jahr von dem Gedanken Abstand genommen, auch eine weibliche U17 zu nominieren – in diesem Altersbereich gab es zu wenig Anmeldungen, um eine Saison ohne Fragezeichen durchziehen zu können.
Alle Spielerinnen kommen aus der Region
Rund 50 Spielerinnen werden nun für die beiden Mannschaften ausgewählt – natürlich nach Leistungskriterien. Aber auch hier gilt: Damit soll nicht übertrieben werden. Die Spielerinnen sollen vor allem aus der Region kommen, nicht mehr als 50 Kilometer von Schalke entfernt. „Die Marschroute ist klar: Wir sind im Breitensport“, erklärt Bodo Menze. Er spricht vom „ideellen Bereich“ – der Anreiz ist: Für Schalke zu spielen.
Und das vermutlich genau da, wo Schalke ursprünglich herkommt: In der Glückaufkampfbahn. Bodo Menze, dessen Elternhaus direkt neben dem ersten Schalker Stadion der Vereinsgeschichte liegt, berichtet von „guten Gesprächen mit Teutonia Schalke“, die dort ihre Heimspiele austrägt und signalisiert hat, dass auch die Schalker Frauenmannschaften dort ihren Platz finden sollten. „Wir wollen nicht in Konkurrenz treten zu jemandem, sondern wir wollen eine Bereicherung sein für den Frauen- und Mädchenfußball hier in unserer Region“, versichert Menze.
Und wenn sich der sportliche Erfolg einstellt?
Es ist ein kleiner, feiner Kreis mit den Projektleitern und Trainern Marco Fladrich, Boris Liebing und Stefan Colmsee, mit Sebastian Buntkirchen, Marcel Neuer und eben Bodo Menze, der alles angeschoben hat. Den ersten Erfolg konnten sie schon feiern, wie Menze mit einem Lächeln berichtet: „Wir sollten eigentlich eingestuft werden in die Kreisliga B – und jetzt finden wir uns über Nacht schon in der Kreisliga A wieder.“ Organisatorische Gründe, die Schalke eine Klasse nach oben gebracht haben.
Und was ist, wenn es auch sportlich nach oben gehen sollte? Kann sich aus dem Breitensport-Gedanken dann doch noch mehr entwickeln? „Sollte sich der sportliche Erfolg einstellen, müssen wir sehen, wie wir damit umgehen“, sagt Bodo Menze: „Aber ich glaube, wir fahren gut damit, wenn wir jetzt einfach den Spaß am Fußball in den Vordergrund stellen und dann schauen, wie es sich entwickelt.“
Ganz einfach: Von der Pike auf.