Gelsenkirchen. Teil 2 des WAZ-Interviews mit Schalkes neuem Aufsichtsrats-Chef Jens Buchta: Über die anderen Abteilungen, die der Profi-Fußball finanziert.
Schalkes neuer Aufsichtsrats-Chef Jens Buchta bezeichnet sich „in erster Linie als Fan“ von den Königsblauen. Seit 2006 sitzt er im Aufsichtsrat – zunächst wurde er von den Mitgliedern gewählt, inzwischen wird er als Vertreter der anderen Abteilungen in das Gremium entsendet. Mit dem 57 Jahre alten Juristen hat Schalke nun also jemanden an der Spitze des Vereins, dem nicht nur die Profi-Fußballer am Herzen liegen. Darüber spricht Buchta im zweiten Teil des großen Interviews, das er der WAZ zu seinem Amtsantritt gegeben hat.
Herr, Buchta, sind Sie in Sachen Fußball mehr Fan oder mehr Fachmann?
Jens Buchta Was soll ich da antworten? (lacht) Ich bin eigentlich mehr Fan, bilde mir aber schon ein, dass ich ein Fußballspiel nachvollziehen und ein Stück weit auch lesen kann. Aber in erster Linie bin ich Fan. Ich habe auch selbst nicht Fußball, sondern relativ viel Handball gespielt.
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Mitglied im Schalker Aufsichtsrat sind Sie als Vertreter der anderen Abteilungen – das heißt, Sie werden nicht alle drei Jahre von den Mitgliedern gewählt, sondern Sie werden nach einer Wahl von den Abteilungen des Vereins entsendet. Muss Sie da nicht der Rückzug der Basketballer aus der zweiten Liga besonders treffen?
Unsere Basketballer waren in der Vergangenheit wirklich sehr erfolgreich – ich fand die Stimmung immer grandios. Aber in der Situation, in der wir als Verein jetzt sind, ist es nicht mehr zu vertreten, neben dem Fußball eine weitere Abteilung zu haben, die im Profibereich unterwegs ist und dadurch auch erhebliches Geld gekostet hätte. Das ist leider Gottes so und tut mir auch persönlich leid.
Die Basketball-Abteilung trägt sich finanziell alleine nicht in der zweiten Liga. Wie hoch ist der Zuschuss, den der Hauptverein pro Jahr investieren musste?
Wir reden über höhere sechsstellige Summen, die man für den Fortbestand in der zweiten Liga hätte investieren müssen. Das war in der aktuellen Gesamtlage – leider – nicht zu verantworten: Wenn wir im Verein alles herunterfahren müssen, können wir den Basketball nicht hochfahren. Letztlich erwirtschaften wir über den Fußball das Geld für die anderen Abteilungen. Und wenn das Kernprodukt Fußball nicht das abwirft, was es abwerfen soll, gibt es natürlich in anderen Bereichen Einschränkungen – ich glaube, das ist ganz normal.
Drohen den Handballern ebenfalls solche Kürzungen?
Die Handballer sind ja schon dabei, sich selbst umzustellen, fahren ihren Aufwand stark auf den gemeinnützigen Zweck, wie ihn unsere Satzung vorsieht, zurück und sind relativ weit weg vom wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb. Ihr Budget wurde auch so bewilligt wie beantragt; das gilt übrigens auch für alle anderen Abteilungen.
Zur neuen Saison geht Schalke 04 erstmals im Frauenfußball an den Start. Versprechen Sie sich davon vor allem einen Imagegewinn?
Wir haben eine riesige Zahl an Anfragen und Anmeldungen, was uns sehr freut. Als ich 2006/ 2007 neu in den Schalker Aufsichtsrat kam, wurde das Thema schon einmal diskutiert, damals hieß es: Das machen wir auf gar keinen Fall. Jetzt haben wir uns doch dazu entschlossen und Bodo Menze hat sich bereiterklärt, eine führende Rolle zu übernehmen. Ich finde, es steht dem FC Schalke gut zu Gesicht: Frauenfußball ist inzwischen ein fester Bestandteil des Fußballs insgesamt.
Und es hat den Vorteil, dass es im Moment nichts kostet, weil die Abteilung rein auf den Breitensport fokussiert ist?
Es kostet wenig. (lacht) Aber wenn es erfolgreich wird… Nein, jetzt machen wir mal den ersten Schritt und hoffen, dass sich der Frauen-Fußball bei uns erfolgreich entwickelt.
Inwiefern ist von den Sparmaßnahmen auf Schalke auch der Umbau des Vereinsgeländes betroffen, der insgesamt 100 Millionen Euro kostet?
Der Umbau des Vereinsgeländes läuft zunächst weiter, wir sind aber so aufgestellt, dass wir jederzeit flexibel reagieren können, sollte es nötig sein.
Der aufwändige neue Eingangsbereich mit dem Tor auf Schalke ist also weiter geplant?
Wir werden angesichts der finanziellen Situation erst mal auf Sicht fahren.