Gelsenkirchen. Schalke 04 hat ein Konzept für eine Teil-Zulassung von Zuschauern entwickelt. Der Vorstoß von Union Berlin wird aber zurückhaltend kommentiert.
Natürlich haben sie auch auf Schalke schon alle Fälle durchgespielt: Wann wieder Zuschauer in die Arena gelassen werden können? Diese Frage beschäftigt die Verantwortlichen schon seit Wochen. Erst vor wenigen Tagen hatte es Sportvorstand Jochen Schneider nochmal unterstrichen: „Ich sehne den Tag herbei, an dem endlich wieder Fans in die Stadien kommen können.“ Doch auch hier gilt: Schalke plant in diesen Zeiten lieber mit Vorsicht, bevor es wieder eine böse Überraschung gibt.
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Das Konzept von Union Berlin, das schon zum Start in die neue Saison am 18. September eine Vollauslastung des Stadions an der Alten Försterei vorsieht, wird auf Schalke eher zurückhaltend kommentiert. Vorstand Alexander Jobst verweist im Gespräch mit der WAZ auf die Anstrengungen der Deutschen Fußball Liga (DFL), die gerade einen Leitfaden für eine Rückkehr von Zuschauern erarbeitet: „Wenn die DFL ihren Leitfaden verabschiedet hat, wird Schalke zu gegebener Zeit sein Konzept für eine konkrete und praktikable Umsetzung präsentieren“, sagt Jobst. Schalke ist vorbereitet, aber nicht voreilig.
Schalke fordert eine einheitliche Regelung für alle Vereine
Union Berlin möchte – wie berichtet – sein Stadion mit 22.000 Zuschauern komplett füllen und dabei Fans zulassen, die einen aktuellen negativen Corona-Test vorlegen können. Eine ähnliche Handhabe auf Schalke mit 60.000 Menschen – schwer vorstellbar.
Schalkes Pläne drehen sich zunächst um eine Teil-Zulassung von Fans in der Arena. Wie viele Zuschauer dann eingelassen werden könnten, bleibt bisher offen. Die Verantwortlichen betonen, dass alle Schritte eng mit den Gesundheits-Behörden abgestimmt werden müssen – und auch mit der DFL. Denn Schalke fordert eine einheitliche Linie für alle Vereine. „Es wäre für viele Menschen schlichtweg nicht nachvollziehbar, warum an einem Bundesligastandort zum Beispiel Zuschauer zugelassen werden und an einem anderen nicht“, erklärt Jochen Schneider. Auch Alexander Jobst hatte bereits gesagt: „Ich mag es mir nicht ausdenken, wenn in NRW andere Bedingungen herrschen als in anderen Bundesländern. Es sollte eine zentrale Regelung für die Bundesliga geben.“
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Weil im Moment aber niemand seriös vorhersehen kann, wie sich die Corona-Pandemie bis zum September entwickelt, bleibt Schalke vorsichtig: Für die komplette Hinrunde wurde ein Wirtschaftsplan erstellt, der keine Einnahmen aus dem Ticket-Verkauf vorsieht – sicher ist sicher, denn so kann nicht wieder ein neues Finanz-Loch entstehen. Sollte es in der Hinrunde jedoch eine Teil-Zulassung geben, wird Schalke als erstes auf seine Dauerkartenkunden zugehen und hier Lösungen anbieten. Denn es ist davon auszugehen, dass die Zahl der interessierten Fans höher ist als die Anzahl der möglichen Tickets.
Das Risiko darf nicht ignoriert werden
Schalke hat alle Fälle durchgespielt und auch eine Risiko-Einschätzung vorgenommen für neuralgische Punkte, an denen viele Menschen zusammenkommen: Etwa im Nahverkehr auf dem Weg zum Stadion oder am Eingang. Auch dort müsse der Betrieb so geregelt sein, dass kein Risiko besteht. „Ein erneuter Abbruch der Liga hätte fatale Folgen für alle Klubs“, warnt Jobst.
Eines aber steht fest: Wenn wieder Zuschauer zugelassen werden können, dann sollen die sich auch wie Fußball-Fans benehmen dürfen. Ein Verbot von Jubeln und Schreien, wie es in Sachsen diskutiert wird, um eine Ansteckungsgefahr zu minimieren, hält Schneider für realitätsfern: „Diese Emotionen gehören zum Fußball dazu, wir haben ja kein Opernpublikum.“ Er kann sich eher vorstellen, dass es eine Maskenpflicht im Stadion gibt – aber kein Jubelverbot.