Essen. Union Berlin will sein Stadion zur neuen Saison in der Fußball-Bundesliga wieder komplett füllen. Das ist keine vernünftige Idee. Ein Kommentar
Gibt es eigentlich jemanden, der nicht die Nase voll hat von Geisterspielen? Es war ja von Beginn an klar, dass Fußball vor leeren Rängen nur dem Zweck diente, Insolvenzen von Klubs zu verhindern, die schlecht gewirtschaftet hatten. Geisterspiele sind Retterspiele, nichts anderes.
Die Spieler haben auch in ungewohnter Atmosphäre professionell ihren Job gemacht, der Fußball als solcher ist nicht schlechter geworden, und ein Titel ist ein Titel. Aber es fehlte das erwärmende, das energiespendende, das emotionale Element. Fußball ist Unterhaltung für die Menschen und deshalb auch nur sinnvoll, wenn die Menschen dabei sein dürfen.
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Wie löst man bei nicht komplett gefüllten Arenen das Dauerkarten-Problem?
Natürlich ergibt es Sinn, danach zu forschen, wie Fußball vor Zuschauern wieder möglich gemacht werden kann. Die Deutsche Fußball-Liga und die Vereine sind, aller Kritik und Skepsis zum Trotz, mit dem Thema Corona durchaus verantwortungsbewusst umgegangen. Das Hygienekonzept erwies sich als durchdacht genug, um die Saison zu Ende spielen zu können. Deshalb sind der Dachorganisation und den Klubs auch jetzt vernünftige Lösungen zuzutrauen.
Eine davon könnte sein, Stadien nur teilweise zu füllen. Doch die Idee hat Tücken: Bei der Anreise kämen sich die Leute nah, und im Stadion würden sie sich nah kommen wollen. Der logistische Aufwand wäre groß. Und wenn beispielsweise Borussia Dortmund prüft, ob bei 81.000 Plätzen ein Versuch mit rund 20.000 Zuschauern funktionieren könnte, dann stellen 55.000 Dauerkarten-Käufer ein Problem dar. Wer dürfte seinen Platz einnehmen, wer nicht? Es bleibt kompliziert.
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Vorherige Corona-Tests können Infektionen nicht ausschließen
Also: Tore auf, alle rein? Union Berlin, der kultige Klub aus Köpenick, hat sich die „Vollauslastung“ des Stadions an der Alten Försterei vorgenommen. Dafür müssten aber alle 22.000 Karteninhaber und sämtliches Personal auf Corona getestet werden. Das klingt ambitioniert – und wäre selbst dann, wenn es gelänge, nicht der Schlüssel zum Glück. Corona ist nicht verschwunden, wer vorgestern negativ getestet wurde, kann heute ansteckend sein. Es wäre ein Skandal, wenn sich ein Fußballstadion als neuer großer Infektionsherd erweisen würde. Und da das nicht auszuschließen ist, sollte kein Verein um jeden Preis solche Pläne durchziehen.