Gelsenkirchen. Schalkes Verantwortliche wollen an diesem Mittwoch die wichtigsten Fragen beantworten und die Konsequenzen aus der vergangenen Saison verkünden.
Nun also Mittwochmittag, nicht ganz High Noon, aber knapp davor um elf Uhr. Unabhängig vom spektakulären Rücktritt von Clemens Tönnies will Schalke dann in einem Mediengespräch darüber informieren, wie es nun weitergeht und welche Konsequenzen aus der vergangenen Saison gezogen werden. „Das Konzept zur zukunftsorientierten Neuaufstellung des FC Schalke 04 ist ausgearbeitet und geschrieben“, erklärte Tönnies am Dienstag. „Es wartet auf seine Umsetzung.“ Das ist die Aufgabe der verbliebenen Vorstände Alexander Jobst und Jochen Schneider.
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Unwahrscheinlich, dass sie öffentlich näher auf den Millionen-Kredit eingehen, den Schalke mit Hilfe einer Landesbürgschaft bekommt – das Thema soll der Sport sein, nicht die Kohle. Manches geht aber auch ineinander über: So plant Schalke eine Gehaltsobergrenze für neue Spielerverträge bei 2,5 Millionen Euro. Sport und Kohle lassen sich nicht immer trennen. Darum geht es bei der Abschluss-Analyse.
Tönnies: „Aus aktuellem Anlass“ wird Kommunikations-Vorstand Alexander Jobst Fragen zur Schalker Zukunft ohne Tönnies beantworten. Klar ist bereits: Neuer Vorsitzender des Aufsichtsrates ist der Rechtsanwalt Dr. Jens Buchta, bisher der Stellvertreter von Tönnies.
Trainer: David Wagner ist für das Mediengespräch selbst auch angekündigt – er soll Schalke auch in Zukunft trainieren. Jochen Schneider hat zuletzt betont, seine am 28. Mai ausgesprochene Job-Garantie für den Trainer habe weiterhin „zu 100 Prozent“ Bestand. Schneiders Versprechen: „Wir werden gemeinsam mit David Wagner zur neuen Saison diesen roten Faden wieder aufnehmen und damit weitermachen, wo wir im Januar, Februar unterbrochen wurden.“ Einen Rücktritt hat Wagner ausgeschlossen. Er wird bei der Analyse aufzeigen, woran der dramatische Absturz in der Rückrunde mit 16 Spielen in Folge ohne Sieg festzumachen ist.
Athletik/ Fitness: Die vielen Verletzten spielen dabei zweifellos eine Rolle. Nach Infos von Sky müssen die beiden Athletik- und Konditionstrainer Bob Schoos und Klaus Luisser gehen. Dafür kehrt Werner Leuthard (58) zurück, der bereits unter Felix Magath von 2009 bis März 2011 Fitness-Trainer auf Schalke war. Leuthard gilt als „Schleifer“ mit hoher Fachkompetenz und unbequemen Methoden. Die fehlende Fitness hat Schalke in den vergangenen Wochen oft thematisiert, so sagte Schneider der Sport-Bild: „Offensichtlich haben wir die Coronapause nicht so genutzt wie andere Vereine. Das ist erkennbar“. Auf Schalke bleiben soll wohl Mannschaftsarzt Dr. Patrick Ingelfinger; an ihm wird die Verletztenmisere nicht festgemacht.
Transfers: Am Montag hatte Jochen Schneider nach Schalker Angaben dringende Transfergespräche zu führen – es wäre jedoch eine (positive) Überraschung, wenn er an diesem Mittwoch nun bereits eine Neuverpflichtung bekanntgeben würde. Infrage kommen ohnehin nur Spieler, die ohne große Ablöse zu haben sind: Französische Medien berichten, dass Schalke gute Karten bei U21-Nationalspieler Malang Sarr (OGC Nizza/ ablösefrei) haben soll. Aus England heißt es, der rechte Außenverteidiger Jeremy Ngakia (19/ West Ham United) stehe bei Schalke auf dem Zettel. Für ihn würde nur eine Ausbildungsentschädigung von 300.000 Euro fällig – das könnte sich Schalke wohl noch leisten.
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Abgänge: Ngakia könnte Jonjoe Kenny ersetzen, den Schalke vor einem Jahr aus der Premier League geholt hatte. Kenny geht jetzt zurück nach Everton, auch die anderen Leihgaben Michael Gregoritsch (Augsburg) und Jean-Clair Todibo (FC Barcelona) verlassen Schalke. Dazu stehen bisher Alexander Nübel (FC Bayern) und Daniel Caligiuri (FC Augsburg/ beide ablösefrei) als Abgänge fest – macht zumindest fünf Spieler, die Schalke verlassen. Mit Wirkung vom 30. Juni ausgelaufen ist inzwischen auch der Vertrag von Benjamin Stambouli. Schneider wird am Mittwoch erklären, ob es bei Stambouli noch einmal eine Rückkehr an den Verhandlungstisch gibt. Unwahrscheinlich dagegen, dass es auch Aussagen über andere Spieler gibt, die Schalke verlassen könnten, aber noch einen laufenden Vertrag haben (etwa Burgstaller oder Nastasic).
Torhüter: Da Alexander Nübel weg ist und Markus Schubert noch zu grün, ist die Torhüter-Position eine spezielle Baustelle. Interesse besteht an Freiburgs Alexander Schwolow, der aber bei einer Ablöse von acht Millionen Euro eigentlich nicht zu finanzieren ist. Schalke wird sich nun erklären müssen, inwieweit Ralf Fährmann nach der Rückkehr von seiner Leihe noch die Nummer eins zugetraut wird.
Leihspieler: Insgesamt hatte Schalke in der abgelaufene Saison zehn Spieler an andere Vereine ausgeliehen, neben Ralf Fährmann noch: Pablo Insua, Hamza Mendyl, Jonas Carls, Sebastian Rudy, Nabil Bentaleb, Steven Skrzybski, Bernard Tekpetey, Mark Uth und Cedric Teuchert. Alle haben noch laufende Verträge auf Schalke und belasten den Gehaltsetat. Ob neben Fährmann und Uth noch jemand sportlich eine Rolle spielen soll, kann David Wagner beantworten.
Kommunikation: Auch die lief in der Rückrunde, nun ja, nicht ganz reibungslos. Der langjährige Mediendirektor Thomas Spiegel wurde während der Corona-Pause freigestellt – an diesem Mittwoch beginnt nun sein Nachfolger Marc Siekmann (27). Die Rücktritte von Clemens Tönnies und Peter Peters, ein angeschlagener Verein und eine am Boden liegende Mannschaft: Über einen Mangel an Arbeit wird sich der ehemalige Bild-Redakteur nicht beklagen können.