Gelsenkirchen. Schalkes Aufsichtsratschef Clemes Tönnies wirft hin - die richtige Entscheidung. Denn Tönnies war zuletzt zur Belastung geworden. Ein Kommentar

Der Druck auf Clemens Tönnies war in den vergangenen Tagen immer größer geworden. Mitglieder und Fans des FC Schalke 04 hatten den mächtigen Aufsichtsratsvorsitzenden zum Rücktritt aufgefordert, sogar in seinem Gremium soll keine einheitliche Rückendeckung mehr vorhanden gewesen sein. Es war einfach zu viel zusammengekommen: Schalkes Misswirtschaft, die durch die Corona-Krise zu einem Existenzkampf führte; die rassistische Aussage aus dem vergangenen Jahr, die Tönnies, obwohl er sie bereut hat, bis heute nachgetragen wird; und schließlich der Corona-Skandal in seinem Fleischunternehmen, der nicht ohne Auswirkungen auf Schalke bleiben konnte.

Aktuelles Beispiel: Die geplante Landesbürgschaft, mit der ein für den Verein überlebenswichtiges Darlehen abgesichert werden soll. So ein Vorgang ist nicht unüblich, große Sportvereine sind Wirtschaftsunternehmen und werden auf solche Weise punktuell auch vom Land unterstützt. Aber als durchsickerte, dass Nordrhein-Westfalen jetzt ausgerechnet dem von Tönnies geführten FC Schalke 04 den Rücken frei halten will, war der öffentliche Aufschrei nicht verwunderlich. Wenn Ministerpräsident Armin Laschet nun den Eindruck erweckt, er habe deshalb kalte Füße bekommen, dann wird klar: Clemens Tönnies ist für Schalke zur Belastung geworden.

Das weiß er. Als Großunternehmer kämpft er gerade um sein Lebenswerk – und natürlich auch um seinen schwer ramponierten Ruf. Wie hätte er da überhaupt noch Kraft aufbringen sollen für einen zweiten massiven Problemfall?

Schalke war Tönnies' Leidenschaft

Clemens Tönnies hat für Schalke immer nur das Beste gewollt. Er genoss es, Patron dieses kraftvollen Traditionsvereins zu sein, Schalke war tatsächlich seine Leidenschaft. Doch das Gespür für gute Strategien, auch personeller Art, hat ihn in den vergangenen Jahren zunehmend verlassen. Das begann schon damit, dass er 2009 glaubte, Felix Magath mit Machtfülle auszustatten, würde Schalke endlich zum ersehnten Deutschen Meistertitel führen.

Nun geht Clemens Tönnies, bevor es ihm hätte passieren können, vom Hof gejagt zu werden. Es war die beste Entscheidung, die er jetzt treffen konnte. Ab sofort muss Schalke allerdings zeigen, wie es ohne ihn funktioniert.