Gelsenkirchen. Immer mehr Schalke-Fans protestieren gegen die Vereinspolitik, am Samstag steht eine Demo an. Wir haben die Reaktionen der Vorstandsmitglieder.

Am Samstag rollt ab 15.30 Uhr zum letzten Mal in der Bundesliga-Saison 2020/21 der Ball - der FC Schalke 04 tritt nach einer verkorksten Rückrunde beim SC Freiburg an, 515 Kilometer von Gelsenkirchen entfernt. Einige Anhänger werden das TV-Gerät nicht einschalten: Die Schalke-Fans Stefan Barta und Katharina Strohmeyer haben zu einer Demonstration unter dem Stichwort "Schalke ist kein Schlachthof - gegen die Zerlegung unseres Vereins" geladen.

Schalke: Zwei Fan-Organisationen schließen sich an

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Diese Demonstration ist ordnungsgemäß angemeldet, wie die Polizei auf unsere Anfrage mitteilte. Genehmigt ist sie noch nicht, in Corona-Zeiten müssen Polizei und Stadt zustimmen, und das kann ein, zwei Tage dauern. Abgelehnt werden dürfte sie aber nicht. Gerechnet wird laut Antrag mit mindestens 150 Teilnehmern - es kann aber gut sein, dass die Stadt die maximale Zahl noch begrenzt. Bei Facebook zeigten sich bis 12 Uhr am Dienstag schon 540 Fans interessiert. Die Teilnehmer wollen eine Menschenkette auf dem Gelände rund um die Veltins-Arena bilden - und das unter Einhaltung der Corona-Regeln.

Vor der Geschäftsstelle des FC Schalke 04 hing ein Protestplakat.
Vor der Geschäftsstelle des FC Schalke 04 hing ein Protestplakat. © twitter.com

Dass 150 Personen kommen, ist wahrscheinlich - denn zwei mächtige Fan-Organisationen haben sich dem Aufruf angeschlossen: der Supportersclub und die Fan-Initiative. Zudem sind Barta und Strohmeyer keine Unbekannten: Beide organisierten 2013 erfolgreich den Protest gegen die Ticketbörse "Viagogo". Barta, Verfasser einiger Schalke-Bücher, saß von 2014 bis 2016 im Wahlausschuss. Beide wollen bei weiten Teilen der Fans angesichts der ihrer Meinung nach falschen Vereinspolitik Resignation, Frustration und Gleichgültigkeit festgestellt haben. Es geht zum Beispiel um die geplante Ausgliederung, den Härtefall-Antrag zur Rückgabe der Tickets und das Verhalten von Aufsichtsrats-Boss Clemens Tönnies. "Gebt euch einen Ruck! Für unseren Verein und gegen die verkrusteten Strukturen in unseren Vereinsgremien. Steht auf, wenn ihr Schalker seid!", heißt es unter anderem in ihrem Aufruf.

Schalke: Verein reagierte am Nachmittag

Der Protest nimmt zu, seit in Tönnies' Firma das Corona-Virus ausgebrochen ist. Der Lockdown im Kreis Gütersloh sorgt für zusätzliche Wut. Die Ultras Gelsenkirchen (UGE) formulierten am Montag auf ihrer Internetseite ihren Protest gegen Tönnies und die aktuelle Vereinspolitik. Schon vor den Ultras hatten die Betreiber des Internetforums Block 5 ein Schreiben an die Vereinsführung gerichtet. Sie sehen in den Ereignissen der vergangenen Monate Verstöße gegen das Leitbild des Klubs.

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Am Dienstag blieb es nicht bei den Schreiben und dem Demo-Aufruf. An zahlreichen Orten in Gelsenkirchen hingen Plakate, die zumeist einen Rücktritt von Clemens Tönnies fordern. Der Protest wird sichtbar. Und auch die Vereinsführung wird kritisiert. "Die einzigen Härtefälle sitzen in der Führungsetage unseres Vereins" hieß es auf einem Plakat vor der Geschäftsstelle.

Die Vorstandsmitglieder Alexander Jobst und Jochen Schneider reagierten auf Anfrage unserer Redaktion: „Wir haben Verständnis für Fans und Mitglieder, die aktuell ihren Unmut über die Situation beim FC Schalke 04 äußern. Das Recht auf freie Meinungsäußerung ist eine Selbstverständlichkeit, wir sehen die Kritik und setzen uns damit auseinander. Wir glauben, nur im Dialog lässt sich das notwendige Vertrauen für eine bessere Zukunft zurück­gewinnen und sind dazu jederzeit bereit.“