Gelsenkirchen. Schalker Ultras melden sich zu Wort und kritisieren den Verein deutlich. Die Verantwortlichen hätten “jeglichen Kontakt zur Realität verloren“.

Bevor die Bundesliga-Fußballer des FC Schalke 04 die Saison 2019/20 am Samstag (15.30 Uhr/Sky) mit dem Spiel beim SC Freiburg beenden werden, haben sich die Ultras Gelsenkirchen zu Wort gemeldet. „Lange haben wir uns mit öffentlicher Kritik zurückgehalten, um weitere Schlagzeilen und Unruhe im Verein zu vermeiden“, ist auf der Ultras-Homepage zu lesen. Und zu Beginn des letzten Absatzes heißt es in aller Deutlichkeit: „Die gesamte Saison ist eine moralische Bankrotterklärung.“

Von einer desaströsen Situation rund um den FC Schalke 04 ist die Rede. „Selten hat unser Verein ein katastrophaleres Bild abgegeben als in dieser Spielzeit. Neben einer sportlich desolaten Rückrunde sind es vor allem die Gremien und Vereinsverantwortlichen, die unseren Verein Woche für Woche der Lächerlichkeit preisgeben und jeglichen Kontakt zur Gelsenkirchener Realität verloren zu haben scheinen“, schreiben die Ultras. „So unglaublich es derzeit scheint, die elementaren Probleme unseres Vereins liegen nicht auf dem Platz. Sowohl Vorstand als auch Aufsichts- und Ehrenrat haben sich in jüngster Vergangenheit mehr als einen Fehltritt geleistet.“

Schalker "Block5" ist "schockiert"

Ebenso harsch fällt die Kritik des Schalker "Block5" aus, der ebenfalls Stellung bezogen und sich positioniert hat. „Die Vorfälle rund um den Verein in den vergangenen Monaten haben uns als Team des Block5 ratlos und schockiert zurückgelassen“, schreibt das Team des Schalker "Block5". „Zunehmend gewinnen wir das Gefühl, als ob die handelnden Personen des Vereins sowohl uns Fans und Mitglieder als auch das Leitbild im Grunde verachten und in keiner Weise ernst nehmen. In den vergangenen Wochen und Monaten gab es einige Fehltritte des Aufsichtsrats, des Ehrenrats und des Vorstands. Das Leitbild scheint nur noch ein Imagepapier zu sein, welches die Tradition des sozialen Kumpel & Malocher-Klubs aus PR-Gründen aufrechthalten soll.“

Ultras kritisieren den Schalker Ehrenrat

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In ihrem offenen Brief knöpfen sich Ultras Gelsenkirchen mehrere Themen vor: den Ehrenrat, die Finanzen, den Aufsichtsrat und auch die Schalker Werte.

Zum Ehrenrat schreiben die Ultras unter anderem: „Dieses Gremium hat in den vergangenen Jahren bereits in der ein oder anderen Situation mit seinen Entscheidungen einen faden Beigeschmack hinterlassen. In dieser Saison hat er sich jedoch selbst übertroffen. Die rassistischen Äußerungen von Clemens Tönnies wurden bereits zur Genüge diskutiert. Die daran anschließende Posse um das Ehrenratsverfahren, das im Rücktritt von Kornelia Toporzysek gipfelte, wirft jedoch bis heute zahlreiche Fragen auf. Hinzu kommt, dass es auch neun Monate später keinerlei offizielle Stellungnahme oder Information seitens des Vereins zu diesem Rücktritt gibt. Ebenso wenig wie eine Neubesetzung des bis heute unbesetzten fünften Platzes im Ehrenrat. Transparenz? Fehlanzeige! Sämtliche Anträge, den Ehrenrat neu zu gestalten, wurden vom Verein nicht zur Mitgliederversammlung zugelassen.“

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Auch beim Thema Finanzen werden die Ultras deutlich, kritisieren, dass der Verein "nach nur wenigen Tagen Bundesliga-Pause von Existenzängsten sprach". Der Aufsichtsrat hätte an der finanziellen Situation "zumindest eine Teilschuld".

Eklat um Fahrdienst der Knappenschmiede

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Weitere Themen in der Abrechnung der Ultras: Der umstrittene Härtefallantrag und die Entscheidung, sich von altgedienten Fahrern aus der Knappenschmiede zu trennen, über den diese Redaktion berichtet hatte. "Dass weder der Betriebsrat noch das Integrationsamt darüber im Vorfeld informiert wurden, ist blanker Dilettantismus. Dass damit für heranwachsende Fußballer einer der letzten Sozialisationspunkte und Bezug zur normalen Welt wegbricht, ist schon schlimm genug. Fassungslos macht es uns dann aber, wenn im Nachgang dieser Schritt auch noch als wirtschaftlich richtig begründet wird. Die Spieler verzichten auf einen Teil ihres Gehalts, die Fans auf die Rückerstattung der Tickets, um so Kündigungen vermeiden zu können. Und dann schmeißt der Verein die Geringverdiener als Erstes raus? Das ist das Gegenteil der propagierten sozialen Verantwortung und nicht hinnehmbar.“

Fazit der Ultras: „Wir haben keinen Bock mehr auf Ausreden oder Entschuldigungen. Wer die Schalker Werte nicht lebt, muss den Verein verlassen.“