Gelsenkirchen. Weston McKennie nimmt in Schalkes Not-Aufgebot eine Führungsrolle ein - und er trifft. Auch außerhalb des Rasens macht er auf sich aufmerksam.
Eigentlich ist es kaum vorstellbar, dass es in einer solchen Krise Spieler gibt, die positiv auffallen. Seit 14 Bundesliga-Spielen wartet der FC Schalke 04 auf einen Sieg, hat ganze sechs Tore erzielt in dieser Zeit. Und doch gibt es einen, über den nicht nur die Königsblauen sprechen. Es geht um Weston McKennie.
Schalke: McKennie kam in 30 Pflichtspielen zum Einsatz
„Er spielt als einer der wenigen konstant auf einem richtig guten Niveau“, sagte Trainer David Wagner am Freitagmittag in einer Medienrunde. Weston McKennie ist in Schalkes Team eine feste Größe: Er bestritt 30 der 36 Pflichtspiele, davon 24 von Beginn an. Seine taktische Flexibilität machte ihn zum Stammspieler. Der 21-Jährige kam bereits als Innen- und Außenverteidiger zum Einsatz, aber auch im defensiven und offensiven Mittelfeld.
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Aktuell ist er im Zentrum des Spielfelds zu finden, als Schalkes Sechs, wohl auch, wenn an diesem Samstag der VfL Wolfsburg kommt (15.30 Uhr/Sky).. Und er ist fit. „Ich weiß nicht“, sagte David Wagner, „wann Weston mal eine Phase hatte, in der er so konstant im Training war – und das verletzungsfrei und ohne Länderspielpause. Das tut ihm natürlich extrem gut.“ Und nun ist Weston McKennie auch noch torgefährlich geworden. Von mageren acht Toren, die Schalke bisher in der Rückrunde erzielt hat, gehen drei auf sein Konto. Im Spiel gegen die TSG 1899 Hoffenheim (1:1) traf er mit einem Linksschuss, bei den 1:2-Niederlagen in Düsseldorf und Frankfurt jeweils per Kopf.
Schalke-Trainer Wagner: "Er nimmt seine Rolle an"
In der Mannschaft hat er sich aktuell zu einem Führungsspieler entwickelt. Kapitän Omar Mascarell, Benjamin Stambouli, Suat Serdar – wichtige Spieler, die auf dem Platz und in der Kabine den Ton angeben, sind verletzt. „Dass Weston in diese Rolle reinschlüpft, dass er auf dem Platz mehr zeigen muss – das nimmt er an“, sagt David Wagner.
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Doch nicht nur sportlich hat Weston McKennie in den vergangenen Wochen auf sich aufmerksam gemacht. In Interviews gibt er sich stets sehr offen. So beteiligte sich der US-Nationalspieler an den Protesten gegen Polizeigewalt gegen Schwarze und offensichtlichen Rassismus in seiner Heimat.
Schalke: McKennie mit Armbinde "Justice for George"
Er trug im Heimspiel gegen Werder Bremen eine Armbinde mit der Aufschrift „Justice for George“ („Gerechtigkeit für George“), nachdem der dunkelhäutige George Floyd von einem Polizisten in der US-Metropole Minneapolis ermordet worden war. „In meinen Augen“, sagte Weston McKennie in einem Interview mit der Sport-Bild über den US-Präsidenten Donald Trump, „kann man ihn als rassistisch bezeichnen.“ Damit wurde er zu einem prominenten Gesicht der „Black Lives Matter“-Bewegung.
Aber es gab auch ein Interview, das auf Schalke nicht so gut ankam. Während der Corona-Pause hatte er zugegeben, gern bis 13 Uhr im Bett zu liegen, danach TV-Serien zu schauen, um erst am Abend die vorgegeben Übungen zu absolvieren. Das sorgte bei Schalkes Legende Klaus Fischer für Entrüstung: „Wo gibt es denn so etwas? Wo leben wir? Er spielt Fußball für Schalke, wird dafür bezahlt. Ich erwarte von einem Profi, dass er nicht bis 13 Uhr schläft, sondern trainiert.“
Schon bald will Weston McKennie in England trainieren und spielen. Sein Ziel ist die Premier League. Sein Vertrag auf Schalke gilt bis zum 30. Juni 2024, er enthält aber eine Ausstiegsklausel. Sollte Weston McKennie weiter vielfältig positiv auffallen, ist Schalke schon bald eine hohe Einnahme gewiss.