Gelsenkirchen. Nach elf Spielen in Folge ohne Sieg führen Schalkes Bosse viele Gespräche mit den Profis. Ein besonders wichtiger Mann kehrt nun zurück.
Es gibt sie noch, die guten Nachrichten beim FC Schalke 04. Um 15.36 Uhr schrieben die Königsblauen am Mittwoch über das soziale Netzwerk Twitter: „Benji Stambouli konnte heute wieder mit der Mannschaft auf dem Platz trainieren.“ In dieser schwierigen Zeit, nach elf Spielen in Folge ohne Sieg, saugen die Schalker selbst die Nachricht auf, dass ein erfahrener Spieler nach acht Monaten Verletzungspause wieder am Ball ist.
Schalkes Sportvorstand Schneider kommt oft in die Kabine
„Wir freuen uns sehr, dass er wieder trainiert. Er ist ein positiver Mensch, der die jungen Spieler führen kann. Er ist einfach wichtig für uns“, sagte Teammanager Sascha Riether (37) am Mittwochmittag über Stambouli – und ein Satz wie dieser zeigt sehr gut, was neben der Personalnot, taktischer Fehler von Trainer David Wagner oder individueller Patzer einzelner Profis ebenfalls ein Problem ist: das Miteinander in der Kabine.
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Zoff gibt es da nicht – in Corona-Zeiten dürfen sich die Spieler außerhalb des Platzes ohnehin nicht zu nahe kommen. Aber es fehlen eben Typen wie der 29-jährige Stambouli. Typen, die vorangehen, auch mal das Wort ergreifen. Aktuell, so schildert es Riether, ist das nur der Job der Bosse. „Wir haben viel mit der Mannschaft geredet, viele Einzelgespräche geführt. Wir versuchen wirklich, alles Mögliche zu tun, um den Bock umzustoßen“, schildert er. Und mit „wir“ meint er sich selbst, Trainer Wagner und auch Sportvorstand Jochen Schneider, der regelmäßig sein Büro verlässt, um nah bei der Mannschaft zu sein. Sie reden und reden – auf dem Platz ist davon wenig zu spüren.
Ein wenig rauer ist der Tonfall im Vergleich zur erfolgreichen Hinrunde geworden, vor allem von Wagner. „Wir sind vor der Mannschaft nicht immer nur lieb. Hinter den Kulissen wird alles knallhart angesprochen. Der Trainer hat gesagt: Wir müssen liefern, sonst wird es ungemütlich – dann wird er vielleicht noch andere Geschütze auffahren“, sagt Riether.
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Von den Spielern erwartet Wagner aktuell auch Zusatzschichten am eigentlich trainingsfreien Montag. Und es kamen auch etliche Spieler, wie Riether berichtete: „Das war sehr erfreulich. Unsere Ansage war, dass sich jeder Einzelne verbessern muss, um eine bessere Leistung abzurufen.“
Gelingt das nicht, das weiß auch Riether, dann könnte Schalke zum zweiten Mal in Folge in Abstiegsgefahr geraten. 37 Punkte reichen nicht unbedingt zum Klassenerhalt. Riether selbst weiß das, er ist in seiner aktiven Karriere zweimal abgestiegen ist – einmal mit dem SC Freiburg, einmal mit dem 1. FC Köln. „In Freiburg war der Abstiegskampf nie ein Thema, da hatten wir das ein bisschen unterschätzt. Das werden wir gewiss nicht machen“, sagt er. und ergänzt: „Den Blick nach unten verlieren wir nicht.“ 40 Punkte, glaubt Riether, würden zum Klassenerhalt genügen. Ein Sieg fehlt.
Sehenswerten Fußball dürften die Fans am Sonntag nicht erwarten, wenn Schalke beim Aufsteiger 1. FC Union Berlin antritt (15.30 Uhr/Sky). „Mit Tiki-Taka-Fußball werden wir keinen Erfolg haben. Man sollte am Sonntag nicht den Fernseher anmachen und das große Feuerwerk erwarten.“
Schalke spielt am Sonntag nun in Berlin
Was sich die Schalker nun erhoffen, ist eine engagierte Mannschaft, die sich gegenseitig anfeuert. Eine Erkenntnis der vier Geisterspiele: Die Gegner waren stets lauter – ob die Elf auf dem Platz, Trainer, Ersatzspieler. „Es war immer eine Stärke von uns, dass die Bank aktiv war. Wir haben darüber gesprochen, dass wir auch von außen Unterstützung geben müssen“, sagt Riether.
Das werden die Spieler wohl auch in einer virtuellen Mannschaftssitzung besprochen haben – ohne Trainer Wagner. „Es ist richtig, dass die Spieler zusammensaßen. Auch der Mannschaftsrat hat telefoniert. Es ist wichtig, dass man auch mal negative Dinge anspricht“, sagt Riether. Einer der Initiatoren im Mannschaftsrat: Benjamin Stambouli. Er ist Vizekapitän.
Am Sonntag in Berlin könnte Stambouli wieder im 20-Mann-Aufgebot stehen, auch wenn er wohl ohne Einsatz bleibt. „Ich weiß nicht, wie der Trainer plant“, sagte Riether. Aber Stambouli sei eben eine Persönlichkeit. Etwas, was Schalke dringend braucht, damit es bald häufiger gute Nachrichten gibt.