Gelsenkirchen. Schalke-Profi Weston McKennie hat gegen Bremen eine Armbinde zum Gedenken an George Floyd getragen. US-Amerikaner kündigt weitere Proteste an.

Das traurige Schicksal von George Floyd hat auch die Bundesliga bewegt. Mittelfeldspieler Weston McKennie von Schalke 04 zeigte Empörung und Anteilnahme auf einer Armbinde, Mönchengladbachs Marcus Thuram ging symbolisch in die Knie, die Dortmunder Jadon Sancho und Achraf Hakimi forderten auf T-Shirts „Justice for George Floyd“ (Gerechtigkeit für George Floyd). Die Wut über die erschreckenden Bilder aus den USA und den gewaltsamen Tod des Afroamerikaners hat über Pfingsten auch das Tausende Kilometer entfernte Deutschland erreicht. Und die Proteste werden in der Fußball-Bundesliga wohl eine Fortsetzung finden.

Nun sprach Schalkes Weston McKennie mit dem US-Wirtschafts-Magazin Forbes über die Aktion: „Es hat sich angefühlt, als wäre es meine Pflicht, besonders für mich als Amerikaner in der Situation, wie sie sich derzeit in den USA gestaltet“, sagte der 21-Jährige.

Schalke-Profi McKennie: "Es war meine Pflicht"

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Das Bundesligaspiel gegen Werder Bremen am Samstag (0:1) „bot die beste und größte Plattform, um die entsprechende Aufmerksamkeit zu generieren“, sagte McKennie. „Vielleicht mögen mir nicht alle Menschen in dieser Sache zustimmen, aber das ist deren Meinung. Für mich fühlte es sich eben an, als wäre es meine Pflicht gewesen, da rauszugehen und Gerechtigkeit für George Floyd zu fordern.“

Der US-Nationalspieler wusste, dass die Augen der Sportfans auf ihn und seine Bundesligakollegen gerichtet sein würden: „Wir sind die einzige Sportliga, die gerade spielt, alle gucken auf die Bundesliga. Es gab keine bessere Art und keinen besseren Zeitpunkt.“

Schalke-Mitspieler machten ihn aufmerksam

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Seine Schalke-Mitspieler hatten McKennie auf das grausame Video der Polizeiaktion aufmerksam gemacht, das zeigte, wie der Afroamerikaner George Floyd am 25. Mai in Minneapolis ums Leben kam, als ein Polizist minutenlang auf dem Nacken des 45-Jährigen kniete. Sein Tod führte zu tagelangen Unruhen in zahlreichen Orten der Vereinigten Staaten und rief auch über die USA hinaus Proteste und Empörung hervor. McKennie: „Mir wurde schlecht beim Gucken des Videos. Wenn ein Mann in diesem Alter nach seiner Mutter ruft, seiner verstorbenen Mutter, dann ruft er damit ,Bitte, helft mir‘. Er weiß, dass er es nicht schaffen wird, es ist sehr hart, das mitanzusehen.“

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Dass der DFB die Aktion von McKennie und den anderen Spielern bestraft, ist kaum zu befürchten. DFB-Präsident Fritz Keller äußerte am Montag Verständnis für den Protest. „Ich habe großen Respekt vor Spielerinnen und Spielern, die Haltung haben und ihre Solidarität zeigen, solche mündigen Spielerinnen und Spieler wünsche ich mir, auf sie bin ich stolz“, sagte er. „Moralisch kann ich die Aktionen am vergangenen Wochenende absolut verstehen.“

McKennie: "Sind auch Menschen"

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McKennie sprach nicht mit Schalker-Klubvertretern, bevor er die Armbinde im Spiel gegen Bremen anlegte. Während des Spiels hätten der Schiedsrichter ihn aufgefordert, sie abzulegen. „Ich habe dann gesagt: ,Nein, mache ich nicht.‘ Ich weiß, dass es in der Liga eine Regel gegen politische Meinungsäußerung gibt, aber wenn man das als reines politisches Statement ansieht, dann weiß ich auch nicht. Klar sind wir Athleten – aber wir sind auch Menschen.“

Außerdem: „Die Liga hat sich ja gegen Rassismus ausgesprochen. Also hätte ich nicht gedacht, dass es ein Problem werden könnte. Wenn es Konsequenzen gibt, wenn ich für etwas einstehe, an das ich glaube und das ich fühle, dann werde ich diese akzeptieren.“

Protest in der Bundesliga: (von links) Weston McKennie trägt eine Armbinde mit der Aufschrift „Justice for George“. Dies steht auch auf dem T-Shirt von Jadon Sancho. Marcus Thuram kniet nach seinem Treffer nieder. Achraf Hakimi zieht nach seinem Tor das Trikot hoch und präsentiert darunter ein T-Shirt wie das von Sancho.
Protest in der Bundesliga: (von links) Weston McKennie trägt eine Armbinde mit der Aufschrift „Justice for George“. Dies steht auch auf dem T-Shirt von Jadon Sancho. Marcus Thuram kniet nach seinem Treffer nieder. Achraf Hakimi zieht nach seinem Tor das Trikot hoch und präsentiert darunter ein T-Shirt wie das von Sancho. © Montage: Ehling

Seinen Protest gegen Polizeigewalt und Rassismus will er fortsetzen und auch mögliche Strafen in Kauf nehmen. Er werde dem getöteten Afroamerikaner George Floyd weiter „meine Anerkennung zollen“, sagte der Mittelfeldspieler des Fußball-Bundesligisten Schalke 04 dem US-Magazin Forbes: „Wenn ich die Konsequenzen dafür tragen muss, dass ich meine Meinung äußere, meine Gefühle äußere, für das aufstehe, an das ich glaube, dann muss ich das tun.“

Selbst Rassismus erlebt

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McKennie selbst sagt, dass er und seine Familie rassistische Erfahrungen gemacht haben, als er in als Kind drei Jahre lang in Deutschland lebte und dann in den USA aufwuchs. Sogar in seiner Schalker Zeit, als ein Zuschauer ihn während eines DFB-Pokalspiels mit Affenlauten und -bewegungen provozieren wollte. Seinem Bruder wäre in den USA einst ein Haarschnitt bei einem Friseurbesuch verweigert worden: „,Wir schneiden nicht die Haare eines N**ers'“, haben sie ihm gesagt. Ich konnte es nicht glauben“, sagt McKennie. “An seiner Stelle hätte ich Angst um mein Leben gehabt.“

Rassismus sein "ein Problem, das schon viel zu lange besteht", sagt McKennie. Am Dienstag will der Schalke-Spieler ein selbst produziertes Video online stellen, um weiter auf Diskriminierung aufmerksam zu machen. Und: "Ich werde George Floyd weiter Tribut zollen!"