Gelsenkirchen. Das erste Geister-Heimspiel wird zum Desaster – 0:3 gegen Augsburg. Seit neun Spielen ist Schalke sieglos - nun warten Düsseldorf und Bremen.
Zwei Erlebnisse blieben den Spielern des FC Schalke 04 am Sonntagnachmittag beim ersten Geister-Heimspiel der Klub-Geschichte erspart: wütende Blicke der Fans und ein Pfeifkonzert, das Dezibel-Rekordstärke in der Arena hätte erreichen können. Doch den Blick auf das Ergebnis, auf die Statistiken, auf die Tabelle und zudem die Diskussionen über die dramatisch schlechten Leistungen – das alles müssen sie weiter aushalten. Schalke 04 unterlag in der Fußball-Bundesliga dem FC Augsburg mit 0:3 (0:1). Ein Desaster.
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Seit neun Liga-Spielen ist Schalke inzwischen sieglos, das Torverhältnis in dieser Zeit beträgt 2:22. Von einer „Ergebnisdelle“ sprach Sportvorstand Jochen Schneider stets. Doch nun ist klar: Das Wort „Delle“ ist eine Verharmlosung für den Zustand der Mannschaft.
Schalke-Trainer Wagner: "Das Spiel hat extremst schlecht begonnen"
„Das Spiel“, so begann die Analyse von Trainer David Wagner, „hat extremst schlecht begonnen für uns.“ Das stimmt. Bereits in der sechsten Minute schlenzte Eduard Löwen den Ball aus 25 Metern Entfernung zum 1:0 für Augsburg ins Tor – ein sehenswerter Freistoßtreffer nach zuvor fatalem Ballverlust von Weston McKennie. Doch mit diesem Tor war das Spiel für Schalke schon verloren.
Denn der Mannschaft fehlte alles, um diesen Rückstand ausgleichen oder gar umdrehen zu können – und das gegen die bisher schlechteste Rückrundenmannschaft. Schalke erarbeitete sich nur eine Torchance in 90 Minuten, und die vergab Rabbi Matondo in der 28. Minute kläglich. Wagner aber sprach von einer guten ersten Halbzeit seines Teams. Schon das überraschte. Die Analyse von Kapitän Daniel Caligiuri aber noch mehr: „Ich will nicht sagen, dass wir klar unterlegen waren.“ Doch, waren sie.
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Den Augsburgern, bei denen zum ersten Mal Trainer Heiko Herrlich an der Linie stand, genügten konzentrierte Abwehrarbeit und gute Konter, um den auch in der Höhe verdienten Erfolg herauszuschießen. Zwei der sechs Chancen nach der Pause verwandelten Noah Sarenren-Bazee (76.) und Sergio Cordova (90.) zum Endstand.
Schalke mit schweren individuellen Fehler
Die beiden Torschützen nutzten schwere individuelle Fehler der Schalker Jonjoe Kenny (vor dem 0:2) und Levent Mercan (vor dem 0:3). Doch nicht nur diese Patzer sprach Wagner in seiner Analyse an: „Unsere Probleme sind vielschichtig. Uns fehlen Leichtigkeit, Vertrauen, Automatismen. Wir sind nicht in der Lage, Dominanz aus dem Mittelfeld zu entwickeln, um Chancen zu kreieren. Wenn wir welche haben, ist die Verwertung schlecht.“
Doch diese Probleme hat Schalke nicht erst seit dem Neustart der Saison nach der Corona-Pause – sie verfolgen die Mannschaft seit vielen Monaten. Und Wagner wirkt deshalb von Spiel zu Spiel ratloser, seine Aussagen ähneln sich. Von der „Woche der Vorentscheidung“ hatte er vor dem Augsburg-Spiel gesprochen. Eine Formulierung, die er vor den anstehenden Spielen bei Fortuna Düsseldorf (Mittwoch, 20.30 Uhr) und gegen Werder Bremen (Samstag, 15.30 Uhr) schon wieder vergessen kann. Es ist nur noch eine Woche der Schadensbegrenzung. Und das gegen Abstiegskandidaten.
Wagner versucht es nun – wie schon nach der 0:4-Pleite im Derby bei Borussia Dortmund – mit einem Kuschelkurs. „In erster Linie geht es jetzt darum, den Jungs Vertrauen zu geben, sie zu unterstützen, um wieder mit mehr Vertrauen Fußball zu spielen“, sagte er. Auch das ist ein Satz, den er nicht zum ersten Mal sagte. Trotz der schlechten Leistung war Wagner leise in der leeren Arena, genau wie Schalkes Spieler, die erstaunlich wenig sagten. Keiner übernahm Verantwortung. Im Gegensatz zu den Augsburgern, die sich anfeuerten, jeden gewonnenen Zweikampf feierten.
Schalke-Vorstand Schneider: "Die guten Klubs bewahren Ruhe"
Einen Rauswurf muss Wagner nicht befürchten. Das hatte Schneider bereits vorher klargestellt. „Die guten Klubs zeichnen sich aus, Ruhe zu bewahren“, hatte Schneider gesagt. Noch ist die Saison nicht vergeigt – Schalke trennen nur zwei Punkte von einem Europa-League-Platz, der für den finanziell angeschlagenen Klub so wichtig wäre. „Die Psyche spielt eine Rolle. Die Situation geht an den Jungs nicht spurlos vorüber“, sagte Wagner abschließend. Er hat drei Tage Zeit, das zu ändern. In neun Wochen Corona-Pause hat er es nicht geschafft