Essen. Die Bundesliga wird auch nach dem Corona-Neustart mit Argusaugen beobachtet. Die Anhänger verhalten sich derzeit vorbildlich. Ein Kommentar.

Man kann nicht leugnen, dass vieles doch recht schnell an gute alte Vor-Corona-Zeiten erinnerte: Es wurde an diesem Samstagnachmittag wieder Bundesliga-Fußball geboten. Es gab sogar schon ein Traumtor wie den Hackentreffer des Freiburgers Manuel Gulde in Leipzig zu bestaunen. Der BVB mit dem überragenden Julian Brandt hat Schalke 04 im Derby mit 4:0 zerlegt, sodass S04-Chef Clemens Tönnies anschließend öffentlich erklärte, das bei den Königsblauen recht ungeliebte Thema einer Ausgliederung der Profi-Abteilung auf den Tisch bringen zu wollen.

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Sport, Reaktionen, Diskussionen – die Fans haben ihren Fußball wieder. Alles soweit normal, also?

In der Bundesliga kann und darf noch nichts normal sein

Mitnichten. Auch wenn wieder elf gegen elf auf dem fein gemähten Rasen eines Stadions spielen, heißt das noch lange nicht, dass man wieder beim Alten ist. Was auch richtig ist. Die Welt steht immer noch unter dem immensen Einfluss des Coronavirus, die Pandemie ist längst nicht besiegt. Da darf vom Profifußball in Deutschland nicht das Signal ausgehen, als ob alles wieder Friede, Freude, Eierkuchen wäre.

Der zurückliegende Samstag hat indes aber gezeigt, was in der 1. und 2. Bundesliga bis Ende Juni noch als durchaus normal angesehen werden darf. Spiele vor Geisterkulissen, Sportler, die – ganz menschlich – unsicher sind im Umgang mit ihrer beruflichen Aufgabe und dem Gebot, aus Sicherheitsgründen eigentlich Abstand halten zu müssen.

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Geht das? Natürlich nicht. Jedenfalls nicht beim Abwehrverhalten, wenn der Gegner einen Freistoß in den Sechszehner schlägt. Sehr wohl aber, wenn über Tore gejubelt werden darf. Für diesen sporthistorischen Spieltag lässt sich zumindest festhalten: Die Spieler haben sich bis auf wenige Ausnahmen tadellos verhalten.

Nichts fürchten die Bundesliga-Manager mehr als den Saisonabbruch

Was übrigens auch für die Fans gilt: Sie wurden vor dem Neustart ja nicht ohne Grund als einer von mehreren Risikofaktoren ausgemacht. Halten sie sich auch an die Vorgaben? Bleiben sie eher zu Hause und versammeln sich nicht vor den Stadien? Solche Ansammlungen, bei denen gewöhnlich nicht auf Abstandsregeln geachtet wird, könnten nämlich die Fortführung der Saison gefährden.

Ein Abbruch, verbunden mit anteiliger Rückzahlung der TV-Gelder, versetzt die Bundesliga-Macher mehr in Angst und Schrecken als jedes Virus. Jeder Fan, zwischen Begeisterung und Vorbehalten hin- und hergerissen, muss in den nächsten Wochen seinen Beitrag dazu leisten, wenn er die Bundesliga alsbald wieder in ihrem Normalzustand erleben möchte.

Banges Schauen zu den Gesundheitsämtern

Nun aber ist erst einmal die Corona-Liga im Gange. Für die erste Umsetzung, sportlich wie aber auch unter Hygiene- und Sicherheitsaspekten organisatorisch, wurde die Bundesliga in der ganzen Welt gelobt. Trotzdem wird in den nächsten Wochen weiter über Sinn und Unsinn gestritten. Den Hauptdarstellern muss aber auch klar sein, dass sie weiter unter Beobachtung stehen werden. Salomon Kalou und Heiko Herrlich leisteten sich einen unglaublichen Aussetzer; Kölns Trainer Markus Gisdol attestierte seinen Spielern geleistete Entbehrungen, die jeder Pflegefachkraft die Zornesröte ins Gesicht treiben würde; und auch bei Toren wurde auf dem Spielfeld teilweise zu viel gekuschelt.

Auch wenn sich der Großteil korrekt verhält: Selbst solche Tröpfchen können irgendwann das Fass zum Überlaufen und das System zum Einsturz bringen. Man kann sich durchaus daran erfreuen, dass Haaland, Lewandowski, Werner und Co. wieder spielen, zweifelsohne. Das wird aber nur so lange der Fall sein, wie sich auf dem Rasen alle benehmen, vor den Stadien nichts passiert – und die Gesundheitsämter nach Corona-Tests nicht das Stoppschild setzen.