Dortmund/Gelsenkirchen. Beim Geisterderby zwischen dem BVB und Schalke werden die Anhänger wohl vernünftig handeln. Doch die Polizei fürchtet Corona-Protestler.

Eigentlich würde das Ruhrgebiet am Samstag vibrieren, wenn Borussia Dortmund den FC Schalke 04 zum Revierderby empfängt. Hunderttausende Karten hätten verkauft werden können. 80.000 Anhänger hätten sich im Dortmunder Stadion getummelt, viele, viele mehr auf den Straßen. Nun aber dürfen sie aufgrund Corona-Krise nicht auf der Tribüne stehen, sie sollen zu Hause bleiben.

BVB gegen Schalke: Die Konzepte werden angepasst

Denn in der Bundesliga betreten die Mannschaften nach einer wochenlangen Zwangspause zwar wieder den Rasen, doch nur unter strengsten Hygieneregeln. Das Derby, das erst durch die Anhänger zu einem der hitzigsten und packendsten Duelle in Deutschland wird, wird daher am Samstag (15.30 Uhr/Sky) erstmals als Geisterspiel ausgetragen, um eine Verbreitung des Coronavirus zu verhindern. Die aktive Fanszene hat deswegen bereits angekündigt, in den eigenen vier Wänden zu bleiben. Allerdings fürchtet die Polizei, dass Corona-Protestler vor dem Stadion für Unruhe sorgen könnten, um die große Fußball-Bühne auszunutzen.

Auch interessant

Bereits am vergangenen Wochenende gingen Tausende Menschen auf die Straße, um gegen die Corona-Maßnahmen zu protestieren, darunter Impfgegner, Verschwörungstheoretiker und Rechtsextreme. „Wir werden nicht zulassen, dass das Derby missbraucht wird“, erklärte Dortmunds Oberbürgermeister Ullrich Sierau am Mittwoch, als er gemeinsam mit Polizeipräsident Gregor Lange auf einer Pressekonferenz das Sicherheitskonzept für das Derby erläuterte. „Es ist eine Szene unterwegs, die meint, dass die Gefahren, die das Virus mitbringt, nicht mehr existent seien. Das treibt uns um, wir schärfen unsere Konzepte“, sagte Lange. Versammlungen vor dem Stadion sollen verhindert werden, auch in der Stadt wird ein ähnlich großes Polizeiaufgebot wie bei einem normalen Derby kontrollieren, ob Abstandsregeln eingehalten werden. Die Gefahr, dass Fangruppierungen zum Stadion pilgern werden, wie dies beim ersten Bundesliga-Geisterspiel zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln (2:1) geschehen ist, schätzen die Verantwortlichen allerdings als gering ein.

Dies bestätigt Thilo Danielsmeyer vom BVB-Fanprojekt. Ähnlich sieht es der Schalker Fanbeauftragte Thomas Kirschner. „Unsere Fanszene hat während der gesamten Corona-Krise sehr sensibel reagiert“, sagt er. „Wir gehen nicht davon aus, dass jemand vor dem Stadion auftaucht“, erklärt Danielsmeyer, auch wenn er trotzdem vorsorglich während der 90 Minuten als Ansprechpartner in der Nähe des Eingangs stehen wird. Danielsmeyer und Kirschner standen im Kontakt mit der Polizei und haben ihre Einschätzungen mitgeteilt, dass sich die Fanszenen an die Regeln halten werden.

BVB-Ultras fordern Solidarität

Die Ultras Gelsenkirchen werden aufgrund ihres sozialen Engagement innerhalb der Stadt generell sehr geschätzt. Die BVB-Ultragruppierungen sind da schon umstrittener, doch die schwarz-gelbe Szene hatte schon vor dem zunächst geplanten Geisterderby im März alle Anhänger aufgefordert, aus Solidarität zu Hause zu bleiben. Immer noch bieten die Ultras Einkaufshilfe für Risikogruppen an, in der Stadt prangen Plakate, auf denen sie den Helfern danken. Außerdem haben sie sich dem Aufruf des Bündnisses „Fanszenen Deutschland“ angeschlossen, das die Wiederaufnahme der Bundesliga verurteilt. Eine Meinung, die nicht jeder teilt, selbst innerhalb der Gruppierung wurde dieser Schritt kritisiert. In jedem Fall aber zeigt das Verhalten, dass die Ultras die Gefahren durch die Coronavirus-Pandemie keinesfalls unterschätzen.

Doch natürlich belastet sie die Fußball-Pause. „Die Mitglieder der aktiven Fanszene wurden aus ihrem Umfeld gerissen“, erklärt Danielsmeyer. Das Derby sei für sie eigentlich das größte, wichtigste Spiel, nun können sie ihre Mannschaft nicht unterstützen. „Es gibt selbstverständlich auch viele Fans, die sich freuen, dass endlich wieder Fußball läuft“, meint der Streetworker. Aber ohne Anhänger fehle das Knistern in der Stadt, das es für ein richtiges Derby brauche.

Auch interessant

Kirschner geht davon aus, dass auch vor dem Fernseher die Regeln eingehalten werden. „Ich glaube, dass die Fans vernünftig sind und im kleinen Kreis zu Hause unter Beachtung der Abstandsregelung schauen“, sagt er. „Denn diese Regeln sind inzwischen ja für keinen mehr neu.“ Und werden wohl noch lange gelten.