Gelsenkirchen. Daniel Caligiuri war zuletzt Schalkes Derby-Held – so kann es weitergehen. Trotzdem wird es diesmal anders. Selbst der Torjubel ist geregelt.

Je näher der Samstag rückt, desto mehr stellen sich für die Spieler der Fußball-Bundesliga bislang ganz und gar ungewohnte Fragen. Zum Beispiel die: Wie bejubelt man in den Zeiten des Abstand-Haltens eigentlich ein Tor? „Das habe ich mir auch schon überlegt“, gibt Schalkes Daniel Caligiuri unumwunden zu. Denn Umarmungen, gegenseitiges Anspringen und auch ein kurzes Abklatschen sollen gemäß der Corona-Schutzmaßnahmen ja schließlich unterbleiben.

Schon vier Schalke-Tore gegen den BVB

Daniel Caligiuri ist jemand, der sich darüber durchaus Gedanken machen darf: Schalke spielt am Samstag (15.30 Uhr) in Dortmund, und dieses Spiel liegt ihm normalerweise. Im Vorjahr, als Schalke dort mitten im Abstiegskampf mit 4:2 gewann, erzielte der Mittelfeldspieler zwei Tore und bereitete ein weiteres vor – er war der Derby-Held. Insgesamt hat er für Schalke schon vier Tore gegen den BVB erzielt (plus drei Vorlagen) – Ehrensache, dass er am Mittwoch bei einem virtuellen Mediengespräch erwähnt: „Von mir aus kann es so weitergehen.“

Daniel Caligiuri: "Es wird schwer für uns Spieler"

Nur: Selbst wenn es so weitergeht, dann wird es halt trotzdem anders. Ohne Kulisse, ohne Emotionen von außen, dafür mit speziellen Verhaltensregeln. „Es wird schwer für uns Spieler“, gesteht Caligiuri: „Wir müssen uns aufs Spiel konzentrieren und an die Vorschriften halten.“

Unerwünscht sind zum Beispiel auch Rudelbildungen – beim Derby wird sich da manch einer zusammenreißen müssen. „Rudelbildungen kann man da nicht ausschließen“, weiß Caligiuri, schiebt aber gleich hinterher: „Das müssen wir aber – das darf uns allen nicht passieren.“ Man hat schon den Eindruck: Die Schalker Spieler wissen, dass sie unter Beobachtung stehen.

So ist es aktuell: Daniel Caligiuri mit Schutzmaske auf dem Weg zum Training.
So ist es aktuell: Daniel Caligiuri mit Schutzmaske auf dem Weg zum Training. © dpaDeutsche Presse-Agentur! Honorarfrei für FMG-Tageszeitungen! | Tim Rehbein

Seit Sonntag bereiten sie sich ausschließlich zwischen Quarantäne-Hotel und Trainingsplatz auf dieses erste Geister-Derby der Geschichte vor. „Den Ablauf kann man mit einem Trainingslager vergleichen“, berichtet Caligiuri: „Der einzige Unterschied ist, dass wir nicht zusammen auf dem Zimmer sein dürfen.“ Der 32-Jährige fühlt sich durch die Maßnahmen nicht bevormundet („auf gar keinen Fall“), sondern er akzeptiert sie so, wie er sie in den vergangenen Wochen auch im privaten Umfeld eingehalten hat. Jeder einzelne habe den festen Vorsatz, sich nicht zu nahe zu kommen. Und wenn die eineinhalb Meter doch mal nicht eingehalten würden, „dann weist man den Mitspieler darauf hin, dass er Abstand halten soll.“ Eben so, wie es derzeit auch im richtigen Leben sein sollte.

Schwieriger wird’s wohl am Samstag im Stadion, sich an die veränderten Rahmenbedingungen zu gewöhnen: An die gespenstische Stille, die Caligiuri mit einem Training vergleicht („eigentlich ist jedes Training wie ein Geisterspiel“). Ohne Zuschauer und Geräuschkulisse von außen hört man jedes Kommando auf dem Platz – eine gehörige Umstellung gerade für die Spieler, die auch von Emotionen leben und so an ihre Leistungsgrenze kommen. Daniel Caligiuri zählt zu diesem Typ Spieler. „Durch die Zuschauer kann man immer noch die letzten zwei, drei Prozent rausholen, wenn die Kraft nachlässt. Die peitschen dich an. Das ist jetzt leider nicht der Fall, deshalb muss der Kopf richtig eingestellt sein.“

Ganz cool auch vor der Südtribüne

Daniel Caligiuri gilt in kritischen Situationen als Mann ohne Nerven – vielleicht ist er auch deswegen in Derbys immer so stark. In der vergangenen Saison verwandelte er einen Elfmeter vor der Dortmunder Südtribüne so cool, als würden dort nur Pappkameraden stehen. Und diesmal, wenn er wieder treffen sollte, muss er sich zusammenreißen – so will es das Hygiene-Konzept. Anstelle von Umarmungen oder Ähnlichem sollen sich die Spieler beim Torjubel nur kurz mit den Füßen oder dem Ellbogen berühren.

Bedauerlich für die Profis, „man will sich doch zusammen freuen“, aber derzeit nun einmal nicht zu ändern. Es steht schließlich eine Menge auf dem Spiel, und das weiß ein so erfahrener Mann wie Schalkes Daniel Caligiuri ganz genau. Er sagt: „Ich hoffe, dass es klappt, dass wir die Saison zu Ende spielen können.“