Gelsenkirchen. Schalke würde Barca-Leihgabe Jean Clair Todibo gerne länger behalten. Vorstand Jochen Schneider sieht einen Punkt, der für Schalke spricht.

Jochen Schneider klingt am Telefon nicht besonders aufgeregt, das liegt natürlich auch an seinem Naturell: Komplizierte Situationen geht er stets mit Überlegung und Strategie an. Selbst bei einer der spannendsten Personalien im Schalker Kader lässt er sich nicht aus der Ruhe bringen – bei der Frage nach der Zukunft von Abwehrspieler Jean Clair Todibo (20).

Schalke hat den jungen Franzosen seit Januar vom FC Barcelona ausgeliehen und kann bis zu einem festgelegten Zeitpunkt entscheiden, ob daraus eine feste Verpflichtung wird – dann würde eine Ablösesumme von 25 Millionen Euro fällig werden, weitere fünf Millionen Euro Bonuszahlungen noch gar nicht eingerechnet. In Zeiten von Corona klingt das utopisch, aber das sagt Jochen Schneider nicht. Was er sagt, ist, dass jetzt nicht der Zeitpunkt sei, um darüber zu entscheiden: „Wir haben noch neun Spiele“, so Schalkes Sportvorstand mit Blick auf den erhofften Re-Start der Bundesliga im Mai. Und bezüglich einer Entscheidung über die Zukunft von Todibo ergänzt er: „Danach ist genügend Zeit.“

Das hört sich nicht so an, als habe er die Hoffnung auf eine Einigung mit dem FC Barcelona schon aufgegeben. Bei Todibo setzt Schalke auf den Faktor Zeit – aus Sicht von Schneider sogar: den Vorteil Zeit.

Hat Schalke früher Klarheit als andere Interessenten?

Im Gespräch mit der WAZ präzisiert Schneider, wo er diesen Vorteil für Schalke sieht. Wenn die Bundesliga wieder wie erhofft im Mai ans Spielen kommt, dann ist sie früher dran als andere Ligen, in denen es ebenfalls Interessenten für Jean Clair Todibo gibt. In England wird über einen Neustart Mitte Juni diskutiert, in Spanien und Italien sieht es nicht besser aus. Die Klubs müssen entsprechend lange warten, bis sie den Blick auf die nächste Saison richten können. In Deutschland besteht zumindest die Hoffnung auf ein Saisonende im Juni, und wenn sich diese Hoffnung erfüllt, dann werde die Bundesliga laut Schneider „weit vor allen anderen Ligen zu Ende gespielt haben“. Für den Sportvorstand bedeutet dies: „Viel mehr Klarheit“. Zum Beispiel auch darüber, ob sich Schalke am Ende für den europäischen Wettbewerb qualifiziert hat.

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Die wahrscheinlichste Variante ist, dass Schalke versuchen wird, den hochveranlagten Todibo ein weiteres Jahr auszuleihen. Wie realistisch das ist, sieht man nach der Saison – Faktor Zeit.

Widersprüchliche Berichte um Todibos Zukunft

Im Moment hat Schalke den Hut auf und muss sich nicht treiben lassen von den Berichten, die da seit Wochen über die Zukunft von Jean Clair Todibo kursieren – teils sogar widersprüchlich. Die einen Blätter behaupten, der FC Barcelona wolle den Franzosen im Sommer in jedem Fall für viel Geld verkaufen, um sich den Traum von einer Neymar-Rückkehr zu erfüllen. Mit dem englischen Klub FC Everton wurde dabei auch bereits ein vermeintlich heißer Kandidat genannt. Andere wiederum wollen wissen, dass Schalke gute Chancen auf ein erneutes Leihgeschäft mit Barca habe, weil sich der Spieler in Deutschland wohlfühlen würde: kurz vor der Corona-Pause kam er regelmäßig zum Einsatz und überzeugte dabei durchgehend. Sogar über ein Koppelgeschäft mit Barcelona und einem Tauschobjekt namens Amine Harit wurde in Spanien schon spekuliert – dran ist daran nichts. Wie’s wirklich aussieht, wissen nur wenige.

Jochen Schneider zählt dazu, und der hält sich aus solchen Spekulationen grundsätzlich heraus. Erst einmal soll die Bundesliga zu Ende gespielt werden: „Danach ist genügend Zeit.“