Gelsenkirchen. Die Planung für die kommende Saison läuft beim FC Schalke 04. Doch für welche Positionen besteht Bedarf? Hier ist unser Faktencheck.
April - in normalen Zeiten verbringen Fußball-Manager, von der Bundesliga bis zur Kreisliga, ihre Zeit mit der Planung für die kommende Saison. Beim FC Schalke 04 ist das nicht anders. In der Corona-Krise müssen sich die Bosse auch auf andere Fragen konzentrieren, was die Planung erschwert. Sportvorstand Jochen Schneider weiß noch gar nicht, wie viel Geld ihm für Neuverpflichtungen zur Verfügung steht. Das hängt von vielen Dingen ab: Qualifiziert sich Schalke für den Europapokal? Welche Spieler verlängern noch? Welche Leihspieler kann er verkaufen? Wie viel Ablöse bringen diese Spieler ein? Was aber bereits feststeht: auf welchen Positionen Bedarf besteht. Hier ist unser Check.
Torhüter - Fazit: kein Bedarf
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Drei Torhüter stehen unter Vertrag: Markus Schubert (Vertrag bis 2023), Ralf Fährmann (Vertrag bis 2023, kehrt von Brann Bergen zurück) und Michael Langer (Vertrag bis 2021). Sowohl Trainer David Wagner als auch Jochen Schneider haben mehrfach betont, dass sie mit diesem Trio planen und der Besetzung der Torwart-Position in der Kaderplanung keine Zeit widmen. Fährmann will sich der Konkurrenzsituation stellen und will nach dem Abgang von Alexander Nübel (FC Bayern) unbedingt den Platz im Tor zurückerobern.
Rechter Verteidiger / rechte Abwehrseite - Fazit: ein bis zwei Spieler sollten kommen / verlängern
Das ist momentan Schalkes Problem-Position. Rechtsverteidiger Nummer eins ist Jonjoe Kenny - der aber wahrscheinlich am Saisonende zum FC Everton zurückkehren muss. Und der Vertrag von Kennys Vertreter Daniel Caligiuri läuft aus. Natürlich könnten auch Weston McKennie und Alessandro Schöpf in der größten Not außen verteidigen, das sollte aber nur eine große Ausnahme sein. Zwei Rechtsverteidiger sollte Schalke haben. Momentan? Hat Schalke keinen.
Innenverteidiger - Fazit: ein Spieler sollte kommen / verlängern
Salif Sané (Vertrag bis 2022) und Ozan Kabak (Vertrag bis 2024) sind in Kürze wieder fit, auch Matija Nastasic (Vertrag bis 2022) und der sehr begabte U19-Kapitän Malick Thiaw (Vertrag bis 2021) stehen für die kommende Saison unter Vertrag. Auch Allrounder McKennie hat schon gute Spiele im Abwehrzentrum absolviert. Aus Spanien kehrt Pablo Insua (Vertrag bis 2021) zurück - ein Spieler, der aber keine Zukunft haben dürfte. Einen Innenverteidiger benötigt Schalke noch - das kann Benjamin Stambouli sein, dessen Vertrag ausläuft. Oder aber Jean-Clair Todibo, wenn es Schneider gelingt, den Leihvertrag mit dem FC Barcelona um ein weiteres Jahr auszudehnen. Gehen aber beide Spieler, dürfte Schneider noch einen Spieler holen, um sowohl auf eine Taktik mit Vierer- als auch eine mit Fünferkette gut vorbereitet zu sein.
Linker Verteidiger / linke Abwehrseite - Fazit: kein Bedarf
Vier Spieler stehen unter Vertrag - das sind ein oder zwei Spieler zu viel. Bastian Oczipka (Vertrag bis 2023) ist als Führungsspieler gesetzt, er verpasste in der aktuellen Saison keine Sekunde. Sehr zum Leidwesen von Juan Miranda. Die Leihgabe des FC Barcelona (Vertrag bis 2021) hatte sich vom Wechsel nach Deutschland mehr versprochen. Bisher ist nicht angedacht, die Leihe vorzeitig zu beenden. Zwei Leihspieler kehren zurück: Hamza Mendyl (Vertrag bis 2023, momentan in Dijon) und Jonas Carls (Vertrag bis 2022, momentan bei Viktoria Köln) waren Stammspieler und konnten auf sich aufmerksam machen.Die Suche nach einem Linksverteidiger dürfte auf Schalke keine Priorität haben.
Zentrales Mittelfeld, defensiv orientiert - Fazit: maximal ein Ergänzungsspieler muss kommen
Die ersten drei Spieler auf dieser Position stehen fest: Kapitän Omar Mascarell (Vertrag bis 2022) und Suat Serdar (Vertrag bis 2022) als torgefährlicher Achter (oder moderner: "Box-to-box"-Spieler) dürften immer spielen, wenn sie fit sind. Serdar kann auch eine Außenposition in einer Mittelfeld-Taktik mit Raute einnehmen. Weston McKennie (Vertrag bis 2024) ist eine erstklassige Ergänzung und auch als Allrounder auf anderen Positionen gefragt. Sollte Schalke auf dieser Position noch nachlegen, dann maximal mit einem Ergänzungsspieler. Zwei weitere Spieler, die noch unter Vertrag stehen, sind Sebastian Rudy (Vertrag bis 2022, momentan an die TSG 1899 Hoffenheim verliehen) und Nabil Bentaleb (Vertrag bis 2021, momentan an Newcastle United ausgeliehen). Die beiden Top-Verdiener will Schalke unbedingt loswerden.
Zentrales Mittelfeld, offensiv orientiert - Fazit: nur Bedarf, wenn Schalke Uth verkauft
Spielmacher Amine Harit hat seinen Vertrag unlängst bis 30. Juni 2024 verlängert. Er fühlt sich auf Schalke wohl - und in einem offensiv orientierten System ist er gesetzt. Ein guter zweiter Mann wäre Mark Uth (Vertrag bis 2022), der als hängende Spitze beim 1. FC Köln gerade überzeugt (vier Tore und vier Vorlagen in sieben Spielen). Am Saisonende kehrt Uth laut Vertrag nach Gelsenkirchen zurück. Unter Vertrag stehen auch Nassim Boujellab (Vertrag bis 2022) und Levent Mercan (Vertrag bis 2023), die ihre Bundesligatauglichkeit aber noch nicht auf Dauer nachweisen konnten. Sollten Harit und Uth bleiben, könnte aber einer der beiden als Ergänzung bleiben.
Außenpositionen - Fazit: ein Rechtsfuß mit offensiven Qualitäten sollte kommen, wenn Caligiuri geht
Klassische Außenspieler, die nur an der linken oder rechten Seitenlinie kleben, waren unter David Wagner bisher nicht so oft gefragt. Nicht einmal Rechtsfuß Alessandro Schöpf (Vertrag bis 2021) war auf seine Rolle unter Wagner bisher festgelegt. In einer Mittelfeld-Raute spielten Daniel Caligiuri (rechts, Vertrag läuft aus) und Suat Serdar (links) außen - aber auch Weston McKennie (beide Seiten) und die Stürmer Rabbi Matondo (rechts) und Benito Raman (links) rückten schon vom Zentrum auf die Seite.
Sturm - Fazit: ein bis zwei Stürmer sollten noch kommen
Torgefährlich waren auf Schalke in dieser Saison über lange Zeit nur die Mittelfeldspieler - Suat Serdar führt die interne Torschützenliste an. Für David Wagners Pressing-System ist Ball-Jäger Benito Raman (Vertrag bis 2024) unverzichtbar. Bleiben dürfte auch Sturm-Oldie Guido Burgstaller (Vertrag bis 2022), der sich auch mal klaglos auf die Bank setzt und gern den "Joker" gibt. Treffsicher ist der Österreicher aber nicht mehr. Und hinter Raman und Burgstaller? Uth überzeugt nicht als klassischer Zentrumsstürmer, sondern eher als hängende Spitze. Rabbi Matondo (Vertrag bis 2023), Ahmed Kutucu (Vertrag bis 2022) und auch die Leihspieler Steven Skrzybski (Vertrag bis 2021, ausgeliehen an Fortuna Düsseldorf) und Cedric Teuchert (Vertrag bis 2021, ausgeliehen an Hannover 96) ist eine Torjäger-Rolle nicht auf Dauer zuzutrauen - dass Skrzybski und Teuchert zurückkehren, ist sowieso noch offen. Ganz sicher hat die Stürmer-Suche hohe Priorität bei Schneider und Kaderplaner Michael Reschke. Und wer geht? Michael Gregoritsch kehrt zum FC Augsburg zurück. Bis auf eine starke Leistung im ersten Spiel gegen Mönchengladbach (2:0) konnte der Österreicher nicht genug für sich werben.