Gelsenkirchen. Mike Büskens ist der Kümmerer für Schalkes Leihspieler. Hier erklärt der Eurofighter, warum das so wichtig ist und was er über Uth und Co. denkt.

Momentan verbringt Mike Büskens viel Zeit in seinem Garten. Er hat mit seiner Familie einen Pflegehund aufgenommen – viel Bewegung im Wald ist aber nicht möglich. Das arme Tier hat sich ein Bein gebrochen. Durch die unfreiwillige Fußball-Pause in der Corona-Krise kann der 52-Jährige seinem Job als Co-Trainer der U16-Nationalmannschaft auf dem Platz momentan nicht nachgehen. Aber er hat ja auch eine Aufgabe beim FC Schalke 04. Eine, die er – natürlich – mit Leidenschaft erledigt, auch aus dem Homeoffice. Er kümmert sich um die verliehenen Spieler.

Lange hat es gedauert, bis Büskens‘ neue Aufgabe feststand. Als Co-Trainer unter Huub Stevens hatte er geholfen, in der vergangenen Saison den Abstieg aus der Bundesliga zu vermeiden. Der Schalke-Vorstand bot Büskens schnell den neuen Job an. Jedoch: „Es gab eine Phase, in der ich aufgrund der energieraubenden drei Monate im Abstiegskampf etwas Abstand vom Fußball gewinnen wollte“, sagt er. Erst Stevens gab den Ausschlag, dass er im Oktober doch zusagte: „Mit ihm habe ich viele Gespräche geführt. Er hat klar gesagt: ,Mike, hör dir an, was der Verein zu sagen hat. Du darfst den Verein nicht verlassen. Es gibt wenige, die den Verein so leben wie du, die so denken wie du.‘“

Schalke hat momentan zehn Spieler verliehen

Und er denkt menschlich – das war von Beginn an sein Antrieb: „Ich konnte mich an Aussagen von ausgeliehenen Spielern anderer Vereine erinnern, die nach der Leihe zurückkommen sollten und gesagt haben: ,Da hat sich nie jemand gekümmert. Warum soll ich dorthin wieder zurück?‘ So etwas wollte ich für Schalke immer vermeiden. Mich interessiert der Mensch hinter der Rückennummer“, sagt Büskens und ergänzt: „Für den Verein ist es auch ein Wirtschaftsfaktor.“

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Zehn Spieler hat Schalke momentan verliehen, von Sebastian Rudy (Hoffenheim) und Nabil Bentaleb (Newcastle) bis Cedric Teuchert (Hannover) und Jonas Carls (Viktoria Köln). Büskens ist permanent mit allen im Austausch – aber nicht zu allen ist die Kommunikation gleich. „Der Bedarf ist individuell“, sagt er. Sein Jobprofil beschreibt er so: „Ich verfolge die Einsatzzeiten der Spieler, schaue mir ihre Spiele an, und gebe dann eine Rückmeldung, was den Leistungsstand betrifft. Die sportliche Leitung muss dann bewerten, wie es in die Kaderplanung passt.“ Doch nicht nur das: Mit dem ein oder anderen Profi bespricht er einzelne Szenen auch detailliert nach.

Rudy und Bentaleb, zwei Profis, die auf Schalke vermutlich keine Zukunft haben, betrifft das weniger. Dafür aber zum Beispiel Jonas Carls (23), der aktuell beim Drittligisten Viktoria Köln spielt. Stevens und Büskens hatten den Linksverteidiger von der U23 zu den Profis geholt. Carls überzeugte und erhielt einen Profivertrag über drei Jahre. „Doch dann änderte sich die Situation, weil in Juan Miranda ein hoffnungsvoller Spieler aus Barcelona kam. Im Oktober und November ging es deshalb darum, eine Strategie für ihn zu entwickeln, was der nächste Schritt sein könnte. Es ging nicht darum, den Spieler loszuwerden. Wir waren frühzeitig in engem Austausch mit ihm und seinem Management“, erklärt Büskens und ergänzt: „Jonas hat bisher in Köln sehr positiv auf sich aufmerksam machen können, hat in Form von Vorlagen und einem Tor Ergebnisse geliefert. Das ist ein Ding, wovon alle profitieren.“

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Schalke-Idol Büskens nennt das Beispiel Czyborra

Auch um Lennart Czyborra (21) kümmerte sich „Buyo“ intensiv, telefonierte mit ihm mindestens zweimal pro Woche. Czyborra spielte bei Heracles Almelo in den Niederlanden, Schalke besaß eine Rückkaufoption. „Ich war vor Ort in Almelo und habe mit dem Trainer gesprochen, habe mir dort die Gegebenheiten angeschaut. Ich hatte auch Kontakt zu Manuel Baum, der ihn in der U20 trainiert hat, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie er von den Trainern, die ihn begleiten, gesehen wird“, erzählt Büskens. Im Winter aber verkaufte Almelo Czyborra an Atalanta Bergamo nach Italien – und Büskens‘ Arbeit war in diesem Fall abgeschlossen.

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Zwei prominente Spieler, die noch eine Zukunft auf Schalke haben könnten, sind Ralf Fährmann (Brann Bergen) und Mark Uth (1. FC Köln). Zu Fährmann hat Büskens einen besonderen Draht. „Als Ralle als 14-Jähriger zu uns kam, habe ich in der Knappenschmiede gearbeitet. Ihn kenne ich am längsten. Wir telefonieren jetzt nicht mehr als vorher, aber ich kann mich mit am besten in ihn hineinversetzen“, sagt Büskens. Deshalb schmerzt es auch besonders, dass Fährmanns Leih-Konzept bisher nicht aufgegangen ist: „Es ist für Ralle sicher keine einfache Saison. Er hat in Norwich erwartet, dass er in einer der aufregendsten Ligen der Welt die Nummer 1 werden kann. Es spricht für Ralle, dass er gesagt hat, dass er nicht seinen Vertrag aussitzt, sondern dass er zocken will. Nun wurde er in Bergen von der Entwicklung in der Corona-Krise überrascht. Ich denke, dass er aber auch mit diesem Rückschlag gut umgehen wird.“

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Für Uth lief es bisher deutlich besser. Vier Tore und vier Vorlagen gelangen ihm in sieben Spielen für die Kölner. Eine Bilanz, die Büskens wenig überrascht, da er Uth selbst im Training erlebt hatte: „Ich freue mich für ihn, weil ich ihn als guten Jungen kennengelernt habe, der sich sehr engagiert gezeigt hat in allen Einheiten und weil er ein guter Stürmer ist. Ich freue mich, wenn eine Leihe für ihn, Schalke und Köln aufgeht. Überrascht hat mich das nicht, da ich in den drei Monaten, die ich ihn begleiten durfte, gesehen habe, was für Qualitäten er vor allem im Abschluss hat. Sein Pech war, dass er in einer schwierigen Phase zu uns gewechselt ist, sich dann verletzt hat und unter Trainer David Wagner später einsteigen konnte.“

Schalke: Mit Teuchert ging’s um Quarantäne

Die Corona-Krise und ungewisse Vertragssituationen sind bei den Leihspielern kein Thema. „Der große Vorteil von Leihspielern ist der“, sagt Büskens, „dass sie wissen, dass sie Verträge haben. Deshalb kamen zu diesem Thema gar keine Fragen.“ Und doch ist das Coronavirus sehr wohl Bestandteil der Diskussionen, zum Beispiel mit Cedric Teuchert. „Er war bei Hannover 96 in Quarantäne. Da war die Frage: Wie geht man damit um? So einen Zustand kannten wir ja alle nicht.“

Und wie lange der Zustand noch dauert, ist offen. „Ich vermisse diese Emotionen, diesen Wahnsinn in einem vollen Stadion“, sagt Büskens, „aber ich glaube, dass es gut tut, mal ein bisschen zu entschleunigen.“ Und auch im Garten muss er auf Fußball ja nicht verzichten.