Gelsenkirchen. Schalkes Finanzchef Peter Peters hat die Geschäftszahlen vorgestellt. Er erklärte auch die ganz großen Probleme des Profifußballs in dieser schwierigen Zeit.
Stolz blickte Peter Peters am Dienstagmittag in die 19 Jahre alte Arena. 50 Jahre würde dieses Stadion bestehen, erklärte der Finanzvorstand des Bundesligisten Schalke 04. Und abbezahlt sei sie inzwischen auch. Da schmunzelte der 57-Jährige zufrieden. Doch eigentlich ging es nicht um die Arena, sondern um die Jahresbilanz des Konzerns.
Ein Gespräch darüber ist häufig eine nüchterne Angelegenheit. Es geht um viele, viele Zahlen, die zu deuten mitunter schwieriger ist als die taktische Analyse eines Bundesligaspiels. 275 Millionen Euro Umsatz meldete Peters für das Schalker Geschäftsjahr 2019. Das ist der zweithöchste der Klubgeschichte. Doch ist das momentan wirklich wichtig?
Schalke 04 hat 650 Mitarbeiter
Schalkes Marketingvorstand Alexander Jobst hatte am Montag wegen der Coronavirus-Pandemie vor dem Untergang des Vereins gewarnt: „Die Auswirkungen der aktuellen Situation zeigen, dass es um die Existenz des FC Schalke 04 geht.“ Peters, der nicht nur die Verantwortung für Schalke, sondern als Vizepräsident der Deutschen Fußball-Liga (DFL) auch für die anderen 35 Profiklubs hat, formulierte das ähnlich. „Alex hat den Ernst der Lage zeigen wollen“, sagte er über Jobsts Satz und verdeutlichte: „Wir machen nichts anderes außer Fußball spielen und Veranstaltungen ausrichten. Ist das dauerhaft nicht möglich, ist das existenzbedrohend – als dürfte eine Möbelfirma keine Möbel mehr bauen.“ 650 Mitarbeiter hat Schalke. „Die Stimmung ist sehr nachdenklich und sorgenvoll. Die Unsicherheit ist spürbar und greifbar“, sagt Peters, ergänzt aber eine rhetorische Frage: „Brauchen wir so viele Vollzeit-Beschäftigte, wenn kein Spielbetrieb da ist?“
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Damit die Arbeitsplätze, ob auf Schalke oder die insgesamt 56.000 im deutschen Profifußball gerettet werden, soll so schnell wie möglich wieder der Ball rollen. Vier Heimspiele hätte Schalke in der aktuell bis 2. April unterbrochenen Saison noch – jedes würde etwa zwei Millionen Euro bringen, zum Beispiel mit Eintrittsgeldern. Auf Fans zu verzichten und Geisterspiele auszutragen, ist für Schalke leichter zu verschmerzen, als TV- und Sponsorengelder nicht zu bekommen. 26 Millionen Euro an Medieneinnahmen fehlen Schalke noch.
Peters: "Wir hätten das Derby spielen können"
Schalke hätte am vergangenen Samstag auch gern das Revierderby bei Borussia Dortmund ausgetragen – das hatte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke schon angedeutet. Einen Tag vor dem Anpfiff wurde der 26. Spieltag nach großen öffentlichen Protesten auch aus den eigenen DFL-Reihen abgesagt. Doch Peters sagt im Nachhinein: „Wir hätten das Derby spielen können – es gab ja keine Verfügung.“ Und er deutete an, dass es in der DFL hitzige Diskussionen gab: „Deswegen hat es auch ein bisschen geknallt.“ Einige Klubvertreter hätten wohl rückwirkend anders argumentiert und auch lieber gespielt.
Nun würde die Liga, so Peters, einheitlich entscheiden. Wenn irgend möglich, soll gespielt werden – sollten einige Bundesländer das nicht gestatten, würden eben an einem Spieltag nur drei, vier, fünf Partien ausgetragen. Peters hat zudem das Gefühl, dass die Fans mitziehen und bei Geisterspielen nicht trotzdem zu Tausenden zu den Arenen strömen würden: „Das hat jetzt jeder verstanden.“
Schalke steht unter Druck
Folgediskussionen interessieren Peters momentan wenig – zum Beispiel, ob das 50+1-Modell bei einer längeren Pause infrage gestellt werden muss („Wir sollten erst einmal das machen, was jetzt ansteht“). Auch über einen freiwilligen Gehaltsverzicht der Spieler („Wir führen sämtliche Gespräche, die man führen kann“) oder einen Solidarfonds für schwächere Klubs („In der Reihenfolge der zu erledigenden Dinge ist das nicht vorrangig“) denkt er nur nebenbei nach.
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Doch selbst wenn die Bundesliga schnell wieder spielt und der finanzielle Schaden gering bleiben sollte — unter Druck steht Schalke trotzdem. Ohne die Teilnahme an der Champions League gingen die internationalen TV-Einnahmen im Jahresvergleich von 53 Millionen Euro auf elf Millionen Euro zurück. „Ein-, zweimal ohne internationales Geschäft geht – dann ist alles okay. Aber es sollte nicht zu oft der Fall sein“, sagt der Finanzvorstand. Schalkes Verbindlichkeiten sind auf 197 Millionen Euro gesunken, der Klub hatte aber einen Jahresfehlbetrag in Höhe von 26,1 Millionen Euro.
Schalkes neues Trainingsgelände soll 2025 stehen
Doch bei allen Sorgen um die Spielpause wegen der Pandemie oder einer möglicherweise erneut verpassten Europa-Qualifikation – ein bisschen optimistisch wollte Peters am Dienstagmittag auch sein. Spätestens 2025 soll das neue Trainingsgelände stehen. „Dann haben wir als einziger Klub alles so konzentriert an einer Stelle.“ Und zum Zeichen des kurzfristigen Optimismus zitierte Peters DFL-Chef Christian Seifert: „Wenn in Deutschland ein Fußballspiel mit Zuschauern stattfindet, ist das ein Zeichen des Aufbruchs: Wir haben es geschafft.“