Gelsenkirchen. Nach der schwachen Leistung gegen Leipzig steht Schalke-Torwart Alexander Nübel in der Kritik. Doch auch Markus Schubert hat schon gewackelt.
Desillusioniert und kopfschüttelnd stand Torwart Alexander Nübel am frühen Samstagabend auf dem Rasen der Schalker Arena. Wegen seines fatalen Fehlgriffs geriet Königsblau gegen RB Leipzig schon nach 55 Sekunden in Rückstand – und das Unheil der 0:5-Niederlage nahm seinen Lauf.
„Solche Fehler passieren selbst den besten Torhütern“, weiß Klaus Thomforde als Torwarttrainer der deutschen U21-Nationalmannschaft. Von zahlreichen Lehrgängen kennt er den Schalker Schlussmann bestens. „Ich bin sicher, er wird daraus lernen. Alex hat solche Situationen schon in der Vergangenheit gemeistert.“
Denn es war nicht der erste folgenschwere Fehler, der Nübel in der laufenden Saison unterlaufen ist. Bereits drei Tore kassierte S04 in unmittelbarer Folge von Patzern des 23-Jährigen. Wie eine Statistik von „opta“ belegt, griff 2019/20 kein Bundesligakeeper häufiger folgenschwer daneben als der Schalker. Schon bei der 1:2-Niederlage gegen Bayer Leverkusen und dem 3:1-Hinspielsieg in Leipzig führten seine Missgeschicke zu Gegentreffern.
Schalke: Nübel-Vertreter Schubert nicht fehlerfrei
Doch nicht nur Nübel, der im Sommer ablösefrei zum FC Bayern München wechseln wird, zeigte sich zwischen den Pfosten verunsichert. Auch Markus Schubert, der den zwischenzeitlich rotgesperrten Stammtorwart in insgesamt fünf Ligaspielen ersetzte, fiel dreimal durch Patzer auf, die im Torjubel des Gegners endeten. Bei der 0:5-Niederlage in München Ende Januar hatte er seine Aktien an zwei Gegentoren, beim 1:1 gegen den VfL Wolfsburg patzte er ebenfalls. Die S04-Torhüter teilen sich den ersten Rang der Pannen-Statistik mit Fortuna Düsseldorfs Zach Steffen, dem ebenfalls drei entscheidende Fehler unterliefen.
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„Ein Torwart muss aus solchen Situationen lernen“, erklärt Thomforde, der weiter von der Qualität beider S04-Schlussmänner überzeugt ist. „Sie sind herausragende Torhüter in ihrer Altersklasse, deren Entwicklung noch längst nicht am Ende ist. Es ist ganz normal, dass sie auf allerhöchstem Niveau in der Bundesliga auch mal an ihre Grenzen stoßen.“ Für den 57-Jährigen sind genau das die Momente, die man als Torwart „erleben muss“, um zu reifen.
Ein ähnliches Vertrauen wird Nübel auch von den Schalker Verantwortlichen ausgesprochen. Trotz seiner schwachen Leistung gegen die Sachsen stellt Vorstand Jochen Schneider klar, dass „keine Torwartdiskussion“ geführt werde. „Alex hat auch schon viele Spiele für uns gewonnen. Da sei es ihm zugestanden, dass er mal Fehler macht.“ Trainer David Wagner hielt sich nach der Pleite gegen Leipzig in der Torwartfrage zwar bedeckt, doch deutet man die Aussagen des Sportvorstandes, wird Nübel wohl im kommenden Bundesligaspiel gegen den 1. FC Köln (Samstag, 18.30 Uhr/Sky) zwischen den Pfosten stehen. Unabhängig davon, dass Schubert nach auskurierter Verletzung wieder zum Kader zählen wird.
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Wo die fußballerischen Grenzen des königsblauen Torhüterduos aber tatsächlich liegen, wird sich spätestens in der kommenden Saison zeigen. U21-Nationalkeeper Schubert wird sich mit Rückkehrer Ralf Fährmann (derzeit an Norwich City ausgeliehen) um den Stammplatz im Schalker Tor duellieren. „Markus hat riesiges Potenzial“, schwärmt Thomforde. „Ich halte sehr viel von ihm und traue ihm zu, sich als Nummer eins in der Bundesliga durchzusetzen.“
Nübel hingegen muss sich ab Juli beim FC Bayern dem Konkurrenzkampf mit dem vierfachen Welttorhüter Manuel Neuer (33) stellen.
Selbst Manuel Neuer patzte als Schalker
Jener Neuer, der vor rund zwölf Jahren mit ähnlichen Problemen im Schalker Tor zu kämpfen hatte wie heute Nübel. Schon in jungen Jahren die Nummer eins, patzte der heutige Nationaltorwart im Jahr 2007 zunächst in Rostock schwer, bevor ihm wenige Tage später im Champions-League-Gruppenspiel gegen den FC Chelsea (0:2) ein harmloser Schuss durch die Beine ins Netz rutschte. Neuer entwickelte sich trotzdem zu einem herausragenden Torhüter. Eine Geschichte, die Schalkes jungen Schlussmännern Hoffnung machen wird.