Gelsenkirchen. Nach dem 0:5-Debakel nennt Trainer David Wagner Gründe für das Tief. Er führt vor allem die Verletztenmisere an. Nun tritt Schalke in Köln an.

Das übliche Auslaufen auf dem Platz am Morgen nach einem Spiel fiel für die Profis des Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04 aus. Die Trainingsplätze am Berger Feld waren am Sonntag wegen des schlechten Wetters gesperrt. Es stürmt bei den Königsblauen – und nicht nur draußen. Nach der 0:5-Pleite gegen den Tabellenzweiten RB Leipzig sucht Schalke nach Wegen aus der Ergebniskrise.

Fünf Liga-Spiele nacheinander haben die Königsblauen nicht gewonnen, nur drei Unentschieden dabei herausgeholt. Die niederschmetternde Tordifferenz: 1:11. Es hakt überall: Die Offensive trifft nicht mehr, erarbeitet sich nicht einmal Torchancen. Viele Spieler sind außer Form – und Trainer David Wagner muss sich auch noch einer erneuten Torwartdiskussion stellen.

Schalke kassiert Gegentor nach 54 Sekunden

Das Debakel am Samstagabend begann mit einem groben Patzer von Alexander Nübel. Nach 54 Sekunden verschätzte er sich bei einem nicht platzierten Fernschuss von Marcel Sabitzer – Nübel flog ins Eck, Sabitzers Schuss schlug in der Tormitte ein. Welch ein Torwartfehler. Dass Nübel anschließend noch bei zwei Ecken schlecht aussah, ließ seinen Kredit bei den Fans sinken. Es gab sogar einige Pfiffe gegen den Torwart, der am Saisonende ablösefrei zum FC Bayern wechselt.

Diese Unmutsbekundungen nahm Sportvorstand Jochen Schneider nicht so ernst: „Ich habe ein paar Pfiffe gehört, aber es waren wenige. Als die ersten kamen, haben die Fans angefangen zu singen, weil sie die Pfiffe übertönen wollten.“ Schalke-Trainer David Wagner wollte keine Torwart-Diskussion zulassen: „Es verbietet sich heute, über einen einzelnen Spieler zu reden. Zu viele waren außer Form.“ Und doch muss Wagner nun wieder entscheiden: Am Samstag im Spiel beim formstarken 1. FC Köln (18.30 Uhr/Sky) steht Ersatzkeeper Markus Schubert nach vier Wochen Verletzungspause mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder zur Verfügung.

Eben diese Verletztenmisere betonten Wagner und Schneider, als sie die Gründe für das Formtief erwähnten. „Wenn du über einen längeren Zeitraum sechs, sieben potenzielle Stammspieler ersetzen musst, dann macht das etwas aus. Und auch, wenn die Jungs, die zurückkommen, keinen Rhythmus haben. Und wenn die, die viel gespielt haben, keine Pause haben, macht das was“, sagte Wagner. Zudem würden schlechte Ergebnisse zu immer weniger Selbstvertrauen bei der jungen Mannschaft führen. „Die Gründe“, resümierte Wagner, „sind vielfältig.“

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Doch was will Wagner tun, um seine Spieler wieder in Form zu bringen? Für ihn gibt es ein Zauberwort: Training. „Es ist wichtig, gut und hart zu trainieren. Das kriegst du nur hin, wenn die Gesunden gesund bleiben und die Verletzten zurückkommen, damit das Trainingsniveau hoch ist.“ Aber auch Wagner selbst braucht ein besseres Händchen. Im Spiel gegen Leipzig änderte er seine Taktik, er vertraute in der Abwehr einer Dreierkette – vergeblich. Im Sturm setzte er auf Rabbi Matondo, nicht auf Michael Gregoritsch – das ging nicht auf. Der Trainer ist in der kompliziertesten Situation seiner bisherigen Amtszeit.

Während die Schalker nach der Pleite zauderten, feierten die Leipziger den gelungenen Auftritt im Ruhrgebiet. Der einstige Boxer Axel Schulz, wohnhaft in Leipzig, ließ sich in der RB-Kabine blicken. Auch Ex-Trainer Ralf Rangnick, der im Tagesgeschäft nichts mehr mit den Profis zu tun hat, gratulierte zu dem überzeugenden Sieg. Nach Sabitzers Führungstor trafen noch Timo Werner (61.), Marcel Halstenberg (68.), Angelino (80.) und Emil Forsberg (89.). Ein 5:0, das auch in der Höhe verdient war. Trainer Julian Nagelsmann schwärmte: „In der zweiten Halbzeit haben wir einige gute Kontersituationen kreiert.“

Werner erzielt auf Schalke sein 21. Saisontor

Immer im Mittelpunkt: Nationalspieler Werner, der sein 21. Saisontor erzielt hatte. Nach dem Spiel flirtete er direkt mit Champions-League-Sieger FC Liverpool. „Jetzt kommen Anfragen rein, da muss man ja nicht lügen“, sagte Werner und ergänzte: „Es spricht vieles dafür, dass ich mit meiner Spielweise gut nach Liverpool passen würde.“

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Von Champions League, Liverpool oder sogar einem Tor-Festival können die Königsblauen momentan nur träumen. Was ihnen Mut macht, ist die Reaktion des harten Fan-Kerns in der Nordkurve. Gab es vor fast genau einem Jahr beim 0:4-Debakel gegen Fortuna Düsseldorf wütende Pfiffe und Drohungen, so applaudierten einige Fans nun. „Unglaublich“ fand das Rechtsverteidiger Jonjoe Kenny. Und Schneider sagte gar: „Phänomenal.“ Immer noch ist Schalke Tabellensechster.

Doch nicht alle Schalke-Fans sind noch so optimistisch. Große Teile der Arena waren schon weit vor dem Abpfiff leer – wie das eben so ist in einer Ergebniskrise.