Gelsenkirchen. Beim 0:5 gegen Leipzig spielte Alexander Nübel schwach. Ob Markus Schubert ins Tor zurückkehren könnte, sagte S04-Trainer David Wagner nicht.
Ein Blick in die Gesichter reichte, um zu erfahren, wer von den beiden Männern gewonnen hatte. Julian Nagelsmann grinste glücklich, hörte gar nicht mehr auf, glücklich zu grinsen. David Wagner blickte ins Leere. Er sah geschafft aus. Was kein Wunder war.
Schalke 04 hatte gegen RB Leipzig nicht einfach nur verloren. Schalke 04 war in diesem Spiel zerlegt worden. 0:5 - eine deprimierende Heimniederlage, die auch in dieser Höhe ihre Berechtigung hatte. Der Champions-League-Teilnehmer, der am Mittwoch mit 1:0 in Tottenham gewonnen hatte, war in allen Belangen überlegen: Die Leipziger waren ballsicherer, handlungsschneller, läuferisch stärker, torgefährlicher. Ohne Frage: In dieser Form dürfen sie sich Hoffnungen darauf machen, im Titelkampf ein echter Konkurrent für den FC Bayern zu bleiben, der mit einem Punkt Vorsprung an der Spitze steht.
Schalke-Krise deutet sich seit Wochen an
Schalkes Debakel ließ sich also auch mit der hohen Qualität dieses Gegners erklären. Allerdings ist es damit nicht getan. Denn schon beim 0:0 bei Hertha BSC, beim 1:1 gegen Paderborn und beim 0:0 in Mainz hatten die Königsblauen vieles von dem vermissen lassen, was sie in der Hinrunde ausgezeichnet hatte. Und bei den Bayern waren sie ebenso mit 0:5 untergegangen wie jetzt gegen Leipzig.
RBL-Trainer Julian Nagelsmann erwähnte, dass die schnelle 1:0-Führung, die Marcel Sabitzer in der ersten Minute besorgt hatte, seinem Team Sicherheit gegeben habe. Für den Gegner bewirkte Sabitzers Schuss das Gegenteil: Denn Torwart Alexander Nübel sah dabei ganz schlecht aus, den Ball hätte er halten müssen.
Pfeifkonzert von Schalke-Fans gegen Nübel
Und damit begannen alle Schwierigkeiten. Leipzig, ohnehin spielstark, bestimmte das Geschehen, Schalke kam in der ersten Halbzeit zu keiner Torchance. “Und in der zweiten Hälfte haben wir einige gute Kontersituationen kreiert”, schwärmte Nagelsmann mit Recht. Immer wieder rappelte es im Kasten von Nübel, der in der ersten Halbzeit auch einige Pfiffe hatte ertragen müssen, die lauter wurden, als er auch noch an einer Flanke vorbeisprang.
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Auch wenn die Pfiffe von einer Minderheit kamen, so zeigten sie doch, dass es Schalke-Fans gibt, die auf Nübel wegen des bevorstehenden Wechsels zum FC Bayern im Sommer sauer sind. Und die lieber Markus Schubert im Tor sehen wollen. Der U21-Nationaltorwart aber fehlt seit Wochen wegen einer Patellasehnen-Verletzung.
Schalke-Trainer Wagner will über keine einzelnen Spieler reden
Aus Nübels Vorstellung ergaben sich zwei Fragen, mit denen Trainer David Wagner nach dem Spiel konfrontiert wurde. Die erste: Muss er angesichts dieser Leistung von Nübel über einen Torwartwechsel nachdenken? Die zweite: Wann kann Schubert überhaupt wieder spielen?
Der ersten Frage wich Wagner aus. “Für mich persönlich verbietet es sich heute, über einen einzelnen Spieler zu reden”, sagte der Trainer und erklärte auch warum: “Weil heute zu viele Spieler, darunter auch Alex, unter ihrer Form gespielt haben." Es waren sieben bis acht, vielleicht sogar neun.
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Frage zwei zum Torwartthema ließ sich aber konkret beantworten. “Markus Schubert hat in der vergangenen Woche schon wieder Teile des Trainings mitgemacht. Ich gehe davon aus, dass er in Köln wieder zur Verfügung steht.”
Nun geht es für Schalke nach Köln
Bis dahin, bis zur Partie am kommenden Samstagabend beim formstarken 5:0-Sieger von Berlin, muss Wagner sein am Boden liegendes Team wieder aufrichten. Wie will er das hinbekommen? Wie verarbeitet man eine so deftige Packung? “Wir sind alle Sportler”, sagte Wagner, “wir haben auch schon mal verloren, auch in dieser Höhe ist es noch gar nicht so lange her. Es geht für mich darum, zielorientiert darüber nachzudenken, wie man die Spieler wieder in Form bringt. Dabei geht es auch darum, ehrlich zu sein.”
Nach Gründen und Erklärungen für die deutliche Niederlage muss Wagner nicht mehr suchen, er kennt sie, er hat sie aufgezählt. Verletzte Spieler. Spieler, die zurückkamen und noch nicht im Rhythmus sind. Weitere Spieler, die mal eine Pause bräuchten und wegen der Verletzungen der anderen durchspielen mussten. Alles logisch, alles verständlich. Und doch muss Schalke bald die Kurve kriegen. Am besten schon am Samstag in Köln.