Gelsenkirchen. Schalkes Jung-Profi Levent Mercan (19) wurde mit elf Jahren beim VfL Bochum aussortiert. Im Interview spricht er über den schweren Weg zum Profi.
Levent Mercan ist gewissermaßen bei Schalke 04 in der Lehre: Er wird gerade zum Bundesliga-Profi ausgebildet. Der Junge aus Recklinghausen wurde in der Hinrunde dreimal eingewechselt: Damals war er gerade 18 Jahre jung. Inzwischen ist er 19 und spricht über den Weg.
Herr Mercan, wir würden gerne mit Ihnen darüber reden, wie es ist, Bundesliga-Profi zu werden.
Levent Mercan Gerne. Profi zu werden, ist natürlich der Traum vieler Jungen, die mit dem Fußball anfangen. Ein unbeschreibliches Gefühl. Ich bin jetzt seit einem halben Jahr dabei und habe es geschafft – nein, geschafft habe ich es natürlich noch nicht. Es geht ja immer weiter, man steckt sich immer wieder neue Ziele und versucht, weiter an sich zu arbeiten, um noch viel mehr zu erreichen.
Haben Sie in den Testspielen in der Vorbereitung gemerkt, was Sie noch lernen müssen?
Auf jeden Fall. In jeder Minute, die man sammelt, ob im Training oder im Spiel, lernt man als junger Spieler etwas dazu.
Levent Mercan: Es ist wichtig, dass man Feedback bekommt
Und danach spricht der Trainer mit Ihnen über Ihre Leistung?
Der Trainer, aber auch die Co-Trainer. Meistens geht es darum, was man verbessern kann – aber natürlich auch um das, was man gut gemacht hat. Es ist wichtig, wenn man als junger Spieler ein Feedback bekommt.
Talent, Einstellung, Glück und die richtigen Trainer – sind das die Dinge, die es braucht, um Profi zu werden?
Ja, auf jeden Fall. Und harte Arbeit.
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Haben Sie diese Dinge im Moment alle auf Ihrer Seite?
Ja, ich glaube schon. Natürlich braucht man immer ein bisschen Glück. Aber am Ende geht es um die Einstellung, wie hart man arbeitet.
"Norbert Elgert war ein ganz wichtiger Trainer für mich"
Sie waren in der Sommervorbereitung noch auf Probe bei den Profis dabei. Die Empfehlung kam damals von Norbert Elgert…
Richtig. Er war ein ganz wichtiger Trainer für mich. Ich denke, dass ich in den beiden Jahren in der U19, in denen ich bei ihm war, extrem viel gelernt habe. Er hat mich am besten darauf vorbereitet, Profi werden zu können. Da habe ich ihm viel zu verdanken.
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Was speziell?
Die Hauptsache ist natürlich das Fußballerische, er hat mir taktisch sehr viel beigebracht. Aber die Ausbildung ist auch extrem gut im mentalen Bereich. Herr Elgert hat mir einfach auch gesagt, was mich im Profigeschäft erwartet. Ich weiß nicht, ob ich ohne seine Arbeit mit mir jetzt da wäre, wo ich bin.
Levent Mercan: "Man muss sich an das Tempo gewöhnen"
Bei den Profis sind Sie seit einem halben Jahr: Was lernt man am Anfang am meisten?
Man muss sich an das Tempo gewöhnen, das ist schon im Training sehr hoch und war am Anfang eine Herausforderung für mich. Aber das ist gut, weil man sich anpassen muss und sich so weiterentwickelt. Ich denke, dass ich im letzten halben Jahr schon sehr viel gelernt habe.
Am Anfang der Saison haben Sie dreimal gespielt, zuletzt nicht mehr. Braucht es auch jede Menge Geduld?
Das auf jeden Fall. Eigentlich bin ich ein Typ, der immer spielen möchte. Aber ich denke, dass ich noch an mir arbeiten und mir die Minuten auch verdienen muss.
Sind Sie in der Hinrunde trotzdem näher an die Mannschaft herangerückt?
Das denke ich schon. Ich versuche im Training immer 100 Prozent zu geben, dadurch fordere ich auch meine Mitspieler, was der gesamten Mannschaft guttut.
Zwischendurch haben Sie ein paar Mal in der U23 gespielt. Erklärt der Trainer Ihnen das, warum das so ist?
Ja klar. Der Trainer möchte ja auch, dass ich so viele Minuten wie möglich bekomme, da achtet er auf jeden einzelnen Spieler. Und die Einsätze in der Regionalliga bringen einen weiter.
Sie kommen aus Recklinghausen, wie jung waren Sie, als man da zum ersten Mal Ihr Talent gesehen hat.
Das kann ich gar nicht genau sagen. Ich weiß nur: Ich habe mit vier Jahren angefangen, Fußball zu spielen. Und das ging schon relativ früh ganz gut. (lacht)
Und dann wollten Sie schon als Kind Profi werden?
Ja klar, auf jeden Fall. Seitdem ich angefangen habe, möchte ich Profi werden.
Ihr erster größerer Verein war der VfL Bochum. Wenn wir von den Dingen wie Talent, Einstellung, Glück und den richtigen Trainern reden: Was hat in Bochum gefehlt?
Ich war damals noch sehr jung und körperlich noch nicht so reif – ich konnte mich noch nicht so gut durchsetzen. Deswegen wurde ich nach einem Jahr in Bochum wieder aussortiert, was mich persönlich aber nur stärker gemacht hat. Natürlich habe ich damals gedacht: Das ist jetzt ein bisschen doof gelaufen. Aber im Nachhinein war es eine sehr gute Erfahrung schon in jungen Jahren.
Denkt man da: Der Traum ist schon geplatzt?
Das nicht, aber für mich war es schon ein Rückschlag – für einen elf Jahre alten Jungen. Ich bin dann zu Rot-Weiss Essen gegangen. Da habe ich vier Jahre gespielt und mich in der Jugend sehr gut entwickelt.
Bochum, Essen, Schalke: Wer war damals Ihr Lieblingsverein?
Das war schon immer Schalke. Auch in meiner Familie und bei meinen Freunden, in meinem ganzen Umfeld in Recklinghausen, sind fast alle Schalke-Fans. Für mich galt das von klein auf.
Mercan: Vorbild Gündogan hatte als Jugendspieler auch viele Rückschläge
Wer war damals Ihr Vorbild?
Das war Ilkay Gündogan. Er hatte als Jugendspieler auch viele Rückschläge, aber er hat immer weitergemacht und ist heute ein Weltklasse-Spieler. Da er auch die Position spielt, die ich jetzt spiele, kann ich sehr viel von ihm lernen. Auf dem Platz und auch neben dem Platz.
Schauen Sie sich Dinge von ihm ab?
Natürlich, wenn er mit seiner Mannschaft spielt, dann gucke ich speziell auf ihn. Wie er spielt, was er macht.
Welche Ziele haben Sie sich für die Rückrunde für Ihre persönliche Entwicklung gesteckt?
Ich möchte versuchen, so viele Spielminuten zu bekommen, wie es möglich ist. Es geht darum, dass ich mich immer weiter rankämpfe kann.
Und für Ihre Karriere?
Das kann ich jetzt noch nicht sagen, da muss man erstmal abwarten. Das Wichtigste ist, dass ich jetzt in den nächsten sechs Monaten Gas gebe – was danach kommt, wird man sehen.
Überlegt man sich mit 19 Jahren eigentlich, was aus einem wird, wenn es mit der großen Karriere doch nicht klappen sollte? Was man dann machen würde?
Im Moment denke ich nicht daran. Jetzt spiele ich Fußball, bin Profi und konzentriere mich nur darauf, dass ich mich da weiterentwickeln kann.
Ist der Weg so schwer, wie Sie sich das vorgestellt haben?
Ja. Es ist schon extrem schwer. Es kommt wirklich auf so viele Dinge an. Wie Sie vorhin gesagt haben: Einstellung, Trainer, ein bisschen Glück – das muss schon alles zusammenkommen, damit man Profi werden kann und am Ende auch in dem Geschäft bleiben darf.
Irgendwann werden Sie Stammspieler auf Schalke sein?
Ja - das hoffe ich.