Essen. Es sind nicht immer Sieg und Niederlage, die in Erinnerung bleiben. Auch 2019 gab es andere wichtige Momente. Eine Kolumne.

Wo ist dieses Jahr schon wieder geblieben? Hat nicht Niko Kovac gerade erst Meisterschaft und Pokalsieg mit den Bayern geschafft? Es geht alles so schnell.

Ein paar Momente aber bleiben. Bedrückende, aber auch beeindruckende Augenblicke.

Da war dieses Bild, das mir nicht mehr aus dem Kopf ging. Ein Schiedsrichter rennt über einen Aschenplatz. Er wirbelt Staub auf, in seiner Hand hält er einen Rote Karte. Ein Spieler ist auf der Jagd nach ihm, ein anderer Spieler will seinen Teamkollegen abfangen. Es handelte sich um ein Kreisliga-A-Relegationsspiel im Kreis Moers, das abgebrochen werden musste. Der Schiedsrichter kam nicht heile davon, er musste ins Krankenhaus gebracht werden. Ein Skandal. Aber leider kein Einzelfall.

Als Tedesco auf Schalke all seinen Mut zusammennahm

Unvergessen auch, als Domenico Tedesco auf die Nordkurve in Schalkes Arena zuging. Alleine. Mit den Händen entschuldigte sich der Trainer für die 0:4-Heimniederlage gegen Düsseldorf, doch ihm wurden Zeigefinger und Fäuste entgegengestreckt, er musste Beschimpfungen ertragen. Derselbe Trainer, den die Fans nicht einmal ein Jahr zuvor zu sich gebeten und hochleben lassen hatten, als er sie mit einem Derbysieg gegen Dortmund verwöhnt hatte. Dass er all seinen Mut zusammennahm und sich auch im Misserfolg ins Zentrum der Emotionen begab, löste bei mir Kopfschütteln aus. Und nötigte mir doch Respekt ab.

Das Mitgefühl der Wolfsburg-Fans mit den Schalke-Fans

Schlucken musste ich, als Paul Breitner im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund bei der Gala zur Gründung der Hall of Fame die Zuschauer bat, sich zu Ehren des schwer erkrankten Gerd Müller zu erheben. Ich war nicht der Einzige, dem zum Heulen zumute war.

Ebenfalls aus traurigem Anlass endete das Fußballjahr versöhnlich. Als ein Fan von Schalke 04 vor dem Spiel in Wolfsburg stürzte und starb, verzichteten auch die Anhänger des VfL Wolfsburg auf die Unterstützung ihres Teams. Aus Respekt, aus Mitgefühl. Dass es so etwas noch gibt, auch unter den zu oft aggressiven Fans, macht Hoffnung.