Gelsenkirchen. Ex-Sportvorstand Christian Heidel hat viele Spieler aus Schalkes Erfolgsmannschaft verpflichtet. Wird er zu Unrecht kritisiert? Eine Analyse.

Als Christian Heidel erfahren hatte, dass Suat Serdar von Bundestrainer Joachim Löw nominiert wurde, freute sich der ehemalige Sportvorstand des Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04. Serdar ist einer der Spieler, die er geholt hatte, die aber erst überzeugen, seit er gegangen ist. „Das ist für mich keine Genugtuung. So ticke ich nicht. Ich freue mich sehr für Suat, aber auch für die anderen Jungs, die jetzt alle zeigen, dass sie gute Fußballer sind“, sagte Heidel im Gespräch mit dieser Zeitung. Die Transferbilanz des 56-Jährigen fiel schlecht aus, als er die Königsblauen im Februar verlassen hatte – sportlich und finanziell. Doch muss diese Bilanz nun überarbeitet werden?

Die Fakten

Schalke steht mit 22 Punkten auf dem fünften Tabellenplatz und überzeugt: Die Fans sind zufrieden, die Mannschaft spielt offensiv. In den zwölf Spielen standen nie mehr als drei Zugänge auf dem Platz – in sechs Spielen war sogar nur ein Neuling auf dem Feld.

Da Torwart Alexander Nübel noch von Heidels Vorgänger Horst Heldt verpflichtet wurde, standen in jeder Partie sieben bis neun Spieler auf dem Platz, die Heidel verpflichtet hatte. Insgesamt hatte Heidel in sechs Transferperioden von Juli 2016 bis Januar 2019 25 Spieler nach Gelsenkirchen geholt – Jugend- und zurückgekehrte Leihspieler nicht inklusive. Das Transferminus in dieser Zeit lag laut transfermarkt.de bei 41,2 Millionen Euro.

Drei Top-Verpflichtungen

Bei drei der 25 Verpflichtungen stimmte das Preis-Leistungs-Verhältnis seit dem ersten Tag. Naldo (inzwischen in Monaco) kam sogar ablösefrei vom VfL Wolfsburg. Guido Burgstaller (Nürnberg, 1,5 Mio Euro) und Daniel Caligiuri (Wolfsburg, 2,5 Mio Euro) waren ebenfalls Schnäppchen.

Sechs Spieler überzeugen verspätet

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Als Heidel ging, beschränkte sich die positive Bilanz auf diese drei Namen. Inzwischen kommen etliche dazu. Ex-Trainer Domenico Tedesco, der Schalke kurz nach Heidel verlassen musste, hob drei heraus. Spieler wie Suat Serdar, Amine Harit und Omar Mascarell würden „wirklich großartige Arbeit“ auf dem Platz leisten, sagte Tedesco dem „Kicker“. Serdar (Mainz, 10,5 Mio Euro) ist Nationalspieler, Mascarell (Real Madrid, 10 Mio Euro) Vize-Kapitän – und Harit (Nantes, 8 Mio Euro) gehört aktuell zu den besten Bundesliga-Profis. Auch die Innenverteidiger Salif Sané (Hannover, 7 Mio Euro) und Benjamin Stambouli (Paris, 8 Mio Euro) enttäuschten lange und überzeugen jetzt. Rabbi Matondo (19) kam für neun Mio Euro von Manchester City. Fand er unter Tedesco seine Form gar nicht, ist nun zu erkennen, wie viel Talent der schnelle Außenstürmer hat.

Zwei Spieler auf der Achterbahn

Für zwei Heidel-Transfers ging es Auf und Ab. Linksverteidiger Bastian Oczipka (Frankfurt, 4,5 Mio Euro) gehört zur Stammelf, spielt aber meist nur durchschnittlich. Nabil Bentaleb (Tottenham, 19,5 Mio Euro) überzeugte in der Vizemeister-Saison 2017/18 im Mittelfeld, wurde aber inzwischen zweimal suspendiert und soll verkauft werden.

Die Flops und Probleme

Spielte zu oft schlecht: der Ex-Schalker Yevhen Konoplyanka.
Spielte zu oft schlecht: der Ex-Schalker Yevhen Konoplyanka. © firo

Heidel verpflichtete viele Mitläufer – und einige Spieler, die gar nicht passten. Sebastian Rudy (FC Bayern, 16,5 Mio Euro), Yevhen Konoplyanka (FC Sevilla, 12,5 Mio Euro), Hamza Mendyl (OSC Lille, 7 Mio Euro) und Coke (FC Sevilla, 4 Mio Euro) sind die größten Flops. Viele Spieler kann der aktuelle Sportvorstand Jochen Schneider nur mit großem Verlust verkaufen. Breel Embolo (FC Basel) kostete 2016 26,5 Mio Euro, wurde nun aber für 10 Mio Euro zu Borussia Mönchengladbach weitergereicht. Auch Mendyl, Rudy und auch Bentaleb werden nicht gewinnbringend wieder verkauft werden können.

Das Fazit

Bei einigen Verpflichtungen bewies Heidel tatsächlich Augenmaß – das finanzielle Minus allerdings schmerzt Schalke noch sehr.