Bremen. Amine Harit zauberte auch beim 2:1-Erfolg in Bremen für den FC Schalke 04. Sportvorstand Jochen Schneider bremst hingegen die S04-Euphorie.

Jochen Schneider verlebte einen schönen Sonntagnachmittag. Der Sportvorstand des Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04 schaute sich in seiner Heimat Stuttgart das Zweitliga-Spiel des VfB gegen den Karlsruher SC an und ließ es sich gut gehen. Diesen launigen Wochenausklang gönnte sich Schneider, nachdem er bereits einen wundervollen Samstag verlebt hatte. Mit 2:1 (1:0) setzte sich Schalke bei Werder Bremen durch und kletterte auf den fünften Tabellenplatz.

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Es gibt vieles, was Schneider am Samstag begeistert hatte – nicht nur das nackte Ergebnis. Da war zum Beispiel Spielmacher Amine Harit. „Da geht einem das Herz auf. Er ist ein Spieler, der den Unterschied machen kann“, sagte Schneider im Gespräch mit dieser Zeitung. Wie in Bremen: In der 43. Minute stoppte er den Ball im Bremer Strafraum und streichelte ihn mit dem Innenrist flach ins lange Eck. Harit zaubert immer weiter, das 1:0 war bereits sein sechstes Saisontor. In den fünf Spielen bis Weihnachten sollen noch einige hinzukommen, wie er nach dem Spiel verriet.

„Ich setze mir da kein Limit“, sagte Harit, schmunzelte dann und wurde doch noch konkret: „Wir haben noch fünf Spiele bis Weihnachten – wenn ich zehn Tore bis dahin hätte, wäre das perfekt.“ Doch nicht nur persönlich setzt sich der kleine Marokkaner hohe Ziele. „Ich mag es nicht zu sagen, dass ich nur in der Bundesliga bleiben will. Das wäre verrückt. Ich scheue mich nicht davor zu sagen, dass wir um die Champions oder Europa League spielen wollen“, erklärte er.

Harits Vertrag auf Schalke läuft bis 2021

Das sind Sätze, die Sportvorstand Schneider zwar toleriert, aber nicht wiederholt. „Es ist in Ordnung, dass die Spieler das in der Euphorie nach so einem Auswärtsspiel sagen. Wir haben eine Bundesliga, in der zehn, elf Vereine um die internationalen Plätze spielen. Wir mussten uns jeden Sieg extrem hart erarbeiten. Wir sind glücklich, dass wir 22 Punkte haben. Wir haben aber erst etwas mehr als ein Drittel der Saison gespielt.“ Schneider tritt ganz feste auf die königsblaue Euphoriebremse: „Man kann immer träumen. Es ist ja ein gutes Zeichen, wenn man träumen kann. Wichtiger ist, in der Realität zu bleiben.“

Und in dieser Realität ist Harit zwar ein Schalker, aber von Trick zu Trick, von Traumtor zu Traumtor, wird der 22-Jährige begehrter. Sein Vertrag läuft zwar noch bis 2021, er träumt aber von großen Klubs im Ausland. Ob schon Vertragsgespräche mit Harits Beratern laufen, verriet Schneider nicht. Dass die Fans befürchten, schon wieder könnte ein guter Spieler gehen, weil es keine frühzeitigen Gespräche stattfinden, kann Schneider aber nachvollziehen: „Klar kann ich die Angst der Fans verstehen.“

Auf Harit allein wollte Schneider sein Lob nicht konzentrieren: „Amine braucht seine Mitspieler, die für ihn mitarbeiten, seine Zuspiele verwerten oder ihm die Bälle so passgenau zuspielen wie in Bremen Benito Raman. Über allem steht die Teamleistung.“ Raman bereitete Harits Tor vor und legte in der 53. Minute das 2:0 nach – sein erstes Bundesligator für die Königsblauen. „Die ersten Monate waren nicht einfach für mich. Doch es läuft nun besser und besser und ich sehe dieses Tor als kleines Geschenk für diese harte Arbeit“, sagte Raman und sprach wie Harit von Europa: „Wenn man die Geschichte des Vereins sieht und welche Spieler wir haben, müssen wir unter den ersten Sechs landen. Wir sind auf einem guten Weg, wenn wir so spielen wie in Bremen.“

Schalke-Trainer Wagner hört Schneider-Lob gern

Doch nicht die beiden Tore von Harit und Raman oder das neue Selbstbewusstsein freuten Schneider am meisten – sondern dass Schalke nach dem Bremer Anschlusstor zum 1:2 durch Yuya Osako (79.) nicht noch einbrach. „Wie wir die Minuten danach runtergespielt und nichts mehr zugelassen haben – da war eine Weiterentwicklung erkennbar“, sagte Schneider. Trainer David Wagner hört solches Lob gern. Und er stimmte ein: „Das war sehr reif – und hat mir super gefallen.“