Gelsenkirchen. Nach viel Frust herrscht bei Schalke 04 jetzt neue Lust auf Fußball. Linksverteidiger Bastian Oczipka analysiert, was alles besser läuft.

Herbstzeit, Verlängerungszeit? Nicht bei Bastian Oczipka. Schalkes Linksverteidiger bleibt beim Thema Vertrag ganz gelassen. „Bisher hat es mit Schalke noch keine Gespräche gegeben. Aber das beunruhigt mich auch nicht“, sagt der Stammspieler. Bis zum 30. Juni 2020 läuft das Arbeitspapier des Abwehrroutiniers noch bei den Königsblauen. Was danach kommt, ist offen.

Oczipka kam als Kolasinac-Nachfolger nach Schalke

Bastian Oczipka, der 2017 als Nachfolger von Sead Kolasinac aus Frankfurt in den Ruhrpott kam, erlebte mit Schalke bisher wahre Gefühlswechselbäder.

„Ich hatte hier eine wirklich turbulente Zeit“, fasst der Familienvater zusammen. Erst Vizemeisterschaft und Qualifikation für die lukrative Champions League, dann brutaler Absturz mit akuter Abstiegsgefahr. Jetzt der Neustart mit der Rückkehr in die Spitzengruppe. „Ich fühle mich sehr wohl hier, auf Schalke passt alles optimal“, findet Oczipka. Für ihn besitzt jetzt erst einmal Vorrang, dass „wir sportlich Konstanz reinbekommen“. Ein möglicher neuer Vertrag kann noch warten. „Ich fühle mich nicht unter Beobachtung, weil meine Zukunft noch ungeklärt ist. Ich habe für den Verein, aber auch für mich Verständnis“, sagt er mit einem Schmunzeln.

Dass beim Traditionsklub wieder häufig gelacht wird, ist vorrangig der eingeleiteten Trendwende geschuldet. Oczipka fühlte sich am Ende der vergangenen Saison, als würde er einen Bleirucksack mit sich herumschleppen. Der Misserfolg nagte an ihm und seinen Kollegen. Zweifel spukten in den Köpfen herum.

„Die Stimmung ist jetzt eine andere. In der vergangenen Spielzeit waren nicht nur die Fans und der Verein unzufrieden, sondern wir Spieler auch“, sagt der ehemalige Leverkusener. Das drückte sich unter anderem bei der täglichen Trainingsarbeit aus. „Bei Negativ-Erlebnissen war man schneller gereizt, du pflaumst dich eher mal an, wenn Aktionen nicht klappen. Da schaukeln sich Kleinigkeiten immer mehr hoch. Dadurch, dass wir den Abstieg vermeiden konnten, ist uns allen ein Riesenstein von den Herzen gefallen.“ Mit vier, fünf Wochen Urlaub schaffte es Oczipka, den Kopf freizubekommen und sich neu zu straffen.

Vorlagen gegen Hertha und Paderborn

Bastian Oczipka (l.) und Guido Burgstaller nachdenklich: Eine Momentaufnahme nach der einzigen Saisonniederlage gegen Bayern,
Bastian Oczipka (l.) und Guido Burgstaller nachdenklich: Eine Momentaufnahme nach der einzigen Saisonniederlage gegen Bayern, © firo Sportphoto | firo Sportphoto/ Jürgen Fromme

„Wir haben einen Cut gemacht und einen Neustart eingeleitet“, sagt der 30-Jährige, der bisher in allen sieben Ligaspielen über volle 90 Minuten zum Einsatz kam und Neu-Trainer David Wagner offensichtlich von seinen Qualitäten überzeugt hat. Zwei direkte Torvorlagen aus den Spielen gegen Hertha BSC (3:0) und Paderborn (5:1) gehen auf Oczipkas Konto. Dazu kommen zwei eingeleitete Treffer beim 3:1 in Leipzig und zuletzt beim 1:1 gegen den 1. FC Köln. Keine schlechte Zwischenbilanz für einen Außenbahnspieler.

Warum läuft es bei Schalke unter David Wagner so gut? „Der Trainer verlangt, dass nicht nur alles auf dem Rücken von ein, zwei Spielern ausgetragen wird, sondern die Verantwortung auf mehrere Schulter verteilt wird“, skizziert Oczipka. So fallen Alibis weg: „Die Mannschaft kann sich nicht ausruhen und sagen: Der oder der Spieler schießt kein Tor. Alle packen mit an.“ Ebenfalls wichtig: Wagner hat seinen Profis beigebracht, Nebenschauplätze zu ignorieren. Oczipka: „Der Trainer spricht es seit dem ersten Tag an, dass wir uns nur auf uns fokussieren sollen. Wir lassen uns nicht beirren.“ Und auch ein großes Stück Eigenmotivation spielt beim neuen Schalke eine Rolle. Oczipka: „Wir wollen ganz Deutschland zeigen, dass wir es besser können.“