Gelsenkirchen. Rabbi Matondo hatte keinen einfachen Start auf Schalke. Jetzt hat der junge Waliser seine Chance genutzt – sein Tempo macht ihn zur Waffe.
Rabbi Matondo ist zwar schon seit acht Monaten auf Schalke, aber erst jetzt haben die Königsblauen mit dem jungen Waliser eine neue Waffe in ihrem Repertoire. Der 19-Jährige ist so schnell wie sonst nur Amine Harit im Schalker Kader. Im Winter war Matondo von Manchester City nach Schalke gekommen, dort soll er im Training sogar Leroy Sané abgehängt haben. Jetzt startet Matondo auch in der Bundesliga durch: Beim 3:1-Sieg in Leipzig zeigte er zum ersten Mal, warum Schalke für ihn zehn Millionen Euro Ablösesumme ausgegeben hat.
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Als Rabbi Matondo Ende Januar auf den letzten Drücker verpflichtet worden war, kam er in ein Umfeld, das nicht gerade förderlich für die Entwicklung eines Talents war. Der damalige Trainer Domenico Tedesco wollte eigentlich einen gestandenen Stürmer haben, doch Manager Christian Heidel konnte auf dem Winter-Transfermarkt keinen finden – also entschied man sich für die Verpflichtung eines Perspektivspielers.
Die unglückliche Premiere gegen Gladbach
Bei seinem ersten Spiel gegen Borussia Mönchengladbach wurde Matondo eine Viertelstunde vor Schluss eingewechselt und lief wie ein aufgescheuchtes Huhn über den Rasen: Er hatte keinen einzigen Ballkontakt, konnte aber eine Flanke zum Gegentor nicht verhindern. Und auf der Tribüne wurde gewitzelt, dass Matondo ohnehin nur geholt worden sei, weil der Erzrivale Borussia Dortmund mit einem Sturmtalent aus England namens Jadon Sancho gerade so tolle Erfahrungen machte – so einen wollte Schalke auch mal haben…
Doch soweit war Rabbi Matondo noch längst nicht: In der Rückrunde durfte er zwar noch ein paar Mal spielen, aber Akzente konnte er mit seinen damals 18 Jahren keine setzen. Wie auch, wo es auf Schalke drunter und drüber ging?
Wenn Rabbi Matondo heute auf sein erstes halbes Jahr auf Schalke zurückblickt, dann muss er sich eigentlich vorgekommen sein wie im falschen Film. So deutlich sagt er das natürlich nicht, am Dienstag erklärte er es im Gespräch mit Journalisten so: „Die Eingewöhnung war okay, aber es ist hart, wenn die Ergebnisse nicht stimmen.“ Denn dann seien die Leute nicht so happy und es sei auch schwierig, die Menschen richtig kennenzulernen, „weil sie nicht in bester Stimmung sind“.
Man könnte auch sagen, dass es für Rabbi Matondo auf Schalke eigentlich erst jetzt so richtig losgegangen ist, aber so sieht er es nicht: „Nein. Ich habe schon in der vergangenen Saison viel mitgenommen und viel gelernt. Auch um mich zu pushen, dass ich in die neue Saison so starten kann. Dann kam leider die Verletzung, aber jetzt bin ich froh, dass ich wieder auf dem Platz bin.“
Im Sommer warf Matondo eine Fußverletzung zurück
In der Sommervorbereitung, als der dreimalige walisische A-Nationalspieler unter dem neuen Trainer David Wagner gerade auf Schalke etwas besser zurecht kam, zog er sich beim Testspiel in Enschede eine Risswunde am Fuß zu, die ihn einige Wochen außer Gefecht setzte. Über die U23 kämpfte er sich wieder an die Profis heran, und als ihn David Wagner nun beim Spiel in Leipzig aus dem Hut zauberte, nutzte er seine Chance und erzielte sogar ein Tor. „Das war fantastisch“, strahlt Matondo: „Wir haben so gut gespielt gegen eine gute Mannschaft. Hoffentlich können wir so weitermachen und die Fans weiter glücklich machen.“
Wagner hatte auf Matondos Schnelligkeit gesetzt – eine neue Waffe für Schalkes Trainer. Deswegen bekam der Youngster zum Beispiel den Vorzug vor so erfahrenen Spielern wie Daniel Caligiuri oder Mark Uth. „Ja“, bestätigt Matondo, der Konkurrenzkampf auf Schalke sei mittlerweile schon sehr ausgeprägt: „Wir haben so viele gute Spieler. Jeder fühlt sich gut, jeder ist fit und jeder gibt im Training alles, um in der Startelf zu sein.“
Matondo bewirbt sich dabei nicht nur für die Position als Flügelflitzer, für die er geholt worden ist – schon in Leipzig spielte er zusammen mit Guido Burgstaller im Zentrum. Und das traut er sich auch künftig zu: „Ich bin jetzt zwar mehr Flügelspieler, aber in der Jugend bei Cardiff City habe ich als Stürmer angefangen. Ich war immer Stürmer, bis ich eine Zeit verletzt war und nach meiner Rückkehr als Flügelspieler eingesetzt wurde. Ich weiß, wie man als Stürmer spielen muss.“ Schnelligkeit kann man schließlich immer gebrauchen.
Auch am Samstag, wenn Schalke um 18.30 Uhr in der Arena den 1. FC Köln empfängt. Für Rabbi Matondo aufgrund der räumlichen Nähe „ein bisschen wie ein Derby“ und ein ganz anderes Spiel als die Partie in Leipzig. „Aber ich denke, dass wir gewinnen können, wenn wir das zeigen, was der Trainer von uns erwartet.“
Rabbi Matondo ist jetzt mittendrin auf Schalke – und das nach einem Start, der alles andere als glücklich für ihn lief im fremden Land und in neuer Umgebung. Was zwischendurch mit Schalke passiert ist, ist auch für ihn als Spieler schwer zu erklären. „Natürlich war die letzte Saison nicht die beste, das wissen wir alle“, sagt er: „Dann hatten wir die Vorbereitung mit einem neuen Trainer-Team und einer neuen Mentalität – jeder war bereit, hart zu arbeiten.“ In der letzten Saison hätten zwar auch alle ihr Bestes gegeben, versichert er, „aber in dieser Saison funktioniert es.“
So ist manchmal der Fußball.