Gelsenkirchen. Die Fans machen den Spielern des FC Schalke 04 trotz des 0:3 gegen die Bayern Mut. Das Spiel der Königsblauen muss sich verbessern.

Lange war das Fußball-Bundesligaspiel zwischen Schalke 04 und Bayern München am Samstag beendet, 0:3 (0:1) hatten die Königsblauen verloren, da harrten noch Tausende in der Nordkurve aus und feierten ihre Mannschaft. Eine Niederlage zu Hause – das hatte Schalke auch in der vergangenen Saison oft erlebt. Reglos hatten die Spieler die Beleidigungen der eigenen Anhänger ertragen. Nun hat sich etwas geändert – nach nur zwei Partien in der neuen Saison.

So viel Harmonie schien selbst Sportvorstand Jochen Schneider etwas unheimlich zu sein. Am Sonntagmorgen saß er in der Sport1-Talkshow „Doppelpass“. Und er schwärmte: „Überragend. Die Fans haben ein unglaubliches Gespür für Leistung und Einstellung der Mannschaft.“ Auch Stürmer Guido Burgstaller war überrascht: „Wir haben das Gefühl, dass wir wieder eine Einheit werden können.“

Dabei wartet Schalke nicht nur noch auf einen Sieg – sondern auch sogar noch auf ein Tor. Und die Niederlage, die Bayern-Torjäger Robert Lewandowski mit drei Toren im Alleingang herausschoss (20./Foulelfmeter, 50., 75.), war hochverdient.

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Doch was war passiert? Warum hat sich die Stimmung gedreht? Am Samstag honorierten die Fans, dass sich ihre Mannschaft nach einem deutlichen Rückstand nicht aufgegeben hatte. „Wir haben sicher nicht so gespielt, dass wir die Bayern hätten bezwingen können. Aber ich bin mit vielem einverstanden“, sagte Trainer David Wagner nach seinem verpatzten Heimdebüt vor 62.271 Zuschauern in der Arena. Und die Fans hatten nach zwei umstrittenen Entscheidungen von Schiedsrichter Marco Fritz Mitleid mit ihrer Mannschaft.

In der 56. Minute war der Ball im Anschluss an eine Ecke an den Unterarm von Benjamin Pavard gesprungen, in der 64. Minute hatte Ivan Perisic einen Freistoß von Daniel Caligiuri mit dem Oberarm zur Ecke gelenkt – jeweils ohne Folgen.

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„Wir hätten zwei Elfmeter bekommen müssen“, schimpfte Wagner nach dem Spiel. Und Schneider verdeutlichte: „Caligiuri hätte einen Elfmeter bestimmt verwandelt. Fällt das 1:2, haben wir ein ganz anderes Spiel.“ Schneider machte Fritz keinen Vorwurf: „Er ist einer der besten und menschlichsten Schiedsrichter der Bundesliga. Das Wort ,verpfiffen’ ist verkehrt. Er hat beide Szenen einfach nicht für elfmeterwürdig empfunden.“ Dass Video-Assistent Bastian Dankert seinem Kollegen nicht empfahl, sich beide Szenen anzuschauen, kritisierte selbst Schiedsrichter-Boss Lutz-Michael Fröhlich. „Das wäre, bezogen auf die Überzeugungskraft und Außenwirkung, am besten gewesen“, erklärte Fröhlich am Sonntag.

Hertha BSC ist der nächste Schalke-Gegner

In den lauten Diskussionen um den Schiedsrichter blieb etwas auf der Strecke, dass auch sportlich vieles noch nicht passt bei den Königsblauen. Die spielerischen Unzulänglichkeiten sind unübersehbar, zu viele Spieler wirken überfordert, wenn sie in der gegnerischen Spielhälfte den Ball am Fuß führen. Vor allem in der ersten Halbzeit war die offensive Leistung mies. „Das war zu mutlos. Wir haben nur den Ball nach vorn gedroschen“, sagte Schneider. Etwas besser lief es in der zweiten Halbzeit, als Schalke mutiger agierte – große Chancen blieben aber aus.

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Ob Team und Fans also wirklich zusammengefunden haben, wird sich am kommenden Samstag zeigen, wenn Hertha BSC nach Gelsenkirchen kommt (15.30 Uhr/Sky). Das ist kein Fußball-Festtag mehr, sondern Alltag. Einfach nur verteidigen kann Schalke dann nicht mehr. Es wird auch darum gehen, gescheit zu kombinieren. Das gelang am Samstag selten. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass es nur nach einem Sieg ähnliche Ovationen geben wird wie am Samstag.

Unangenehm war Wagner der Zuspruch der Fans trotz der hohen Niederlage nicht. Als ein Reporter fragte, ob das Gefeiertwerden möglicherweise von der durchwachsenen Leistung ablenken und zu Selbstzufriedenheit führen könnte, reagierte Wagner deutlich: „Wenn man doof ist, schon. Aber wir sind alle nicht doof. Das Risiko besteht nicht.“