Mittersill. Vor einem Jahr kam Steven Skrzybski von Union Berlin zu seinem Lieblingsverein Schalke 04. Ein Gespräch auch über Idole und schlechte Laune.
Er war der erste Pflichtspiel-Torschütze für Schalke in dieser Saison: Beim 5:0-Sieg im DFB-Pokal beim SV Drochtersen/ Assel brach Steven Skrzybski (26) mit seinem Treffer zum 1:0 den Bann. In dieser Saison will der gebürtige Berliner, der schon als Kind Schalke-Fan war, jetzt auch in der Bundesliga erfolgreicher sein.
Herr Skrzybski, die bevorzugte Spielweise des Trainers David Wagner ist sehr intensiv, es wird auf Pressing und Schnelligkeit in der Offensive gesetzt. Ist diese Ausrichtung nicht wie gemacht für Sie?
Steven Skrzybski: Wenn man den Spielstil beschreiben müsste, dann würde ich sagen, dass er mir sehr entgegen kommt. Ich habe es bei Union Berlin schon einige Jahre gespielt. Wenn es für mich eine bevorzugte Spielweise gibt, dann ist es diese. Daran arbeiten wir jetzt zusammen mit David Wagner. Und wir hoffen, dass wir bald alle wieder das Schalke sehen, das über Jahre hinweg erfolgreich Fußball gespielt hat.
Sie sind jetzt ein Jahr hier, haben unter Domenico Tedesco angefangen, dann Huub Stevens kennengelernt und arbeiten nun unter David Wagner. Ist es schwer für einen Spieler, sich schnell auf die neuen Anforderungen umzustellen?
Noch Karten für das Schalke-Spiel in Gladbach erhältlich
Für das erste Heimspiel der Saison am 24. August gegen Bayern München sind aktuell alle Eintrittskarten vergriffen, aber ansonsten sind für die Schalker Spiele in den ersten Saison-Wochen noch Tickets zu haben. Das gilt sowohl für die Auswärtspartie am Samstag in Mönchengladbach im Gästeblock wie auch für die Heimspiele gegen Hertha BSC (31. August) sowie gegen Mainz 05 (20. September). Karten gibt’s auf store.schalke04.de.
Skrzybski: Jeder Trainer will, dass seine Prinzipien möglichst schnell verinnerlicht werden. Als ich zu Schalke 04 gekommen bin, hatte die Mannschaft schon ein Jahr mit Domenico Tedesco zusammengearbeitet. Ich musste hier erst einmal alles lernen, was die anderen Spieler schon verinnerlicht hatten. Bei Huub Stevens war es so, dass er uns in relativ kurzer Zeit vermittelt hat, wie er Fußball spielen lassen will. Normalerweise dauert es etwas, bis es funktioniert, aber wir haben es relativ schnell hinbekommen und das Minimalziel Klassenerhalt erreicht. Jetzt sehe ich uns unter David Wagner schon auf einem guten Weg. Die Kernpunkte, auf die es ihm ankommt, sind kurz vor dem Saisonstart gespeichert.
War Ihnen bewusst, dass Schalkes neuer Trainer Mitglied der legendären Eurofighter-Mannschaft war?
Skrzybski: Ich wusste, dass er eine Schalke-Vergangenheit hatte. Inwieweit er damals viel oder wenig Spielzeit hatte, war mir nicht bewusst. Hier bei uns hat er schnell den Eindruck gemacht, dass er weiß, wie Schalke funktioniert und wie es hier abläuft. Das macht es dann auch relativ einfach für die Mannschaft, seine Vorstellungen umzusetzen.
Ihre Schalker Idole aus der Vergangenheit waren vermutlich andere als David Wagner, oder?
Skrzybski: (lacht) Hoffentlich liest er das nicht. Aber er war jetzt nicht ganz so weit oben auf der Liste. Ich habe mich früher besonders mit Olaf Thon identifiziert. Für mich war es cool, dann Olaf Thon das erste Mal hier auf Schalke zu treffen. Das ist immer noch etwas anderes, als wenn man die Leute nur vom Fernsehen kennt.
Die vergangene Saison lief auch für Sie wechselhaft. Sie hatten mit Verletzungen zu kämpfen. Sind Sie aktuell bei 100 Prozent Fitness?
Skrzybski: Ich hatte letzte Saison ein paar Probleme, fühle mich jetzt aber richtig gut und hoffe natürlich, dass die neue Saison verletzungsfrei über die Bühne geht. Vor allem merkt man auch bei der intensiven Spielweise, dass man komplett fit sein muss. Sonst hilft man dem Team nicht weiter. Aber ich spüre, dass ich wieder bei 100 Prozent bin.
War die hohe Belastung durch die vielen englischen Wochen im Vorjahr das größte Problem für Sie?
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Skrzybski: Es war für mich auf jeden Fall Neuland, aber die Probleme fingen schon in einer normalen Woche an. Ich habe mich früh um die erste Länderspielpause herum verletzt. Für mich war es brutal schwer, wieder in den Rhythmus hinein zu kommen. Immer, wenn ich dachte, dran zu sein, kam der nächste kleine Rückschlag. Aber grundsätzlich bin ich kein verletzungsanfälliger Spieler. Ich denke, dass mein Körper schon dafür geschaffen ist, auch mehrere Spiele in der Woche zu absolvieren.
Viele Profis setzen darauf, durch Ernährungsumstellung noch mehr Leistung aus sich heraus zu holen. Wie ist das bei Ihnen?
Skrzybski: Meine Ernährung habe ich vor drei, vier Jahren schon umgestellt. Ich achte sehr auf meinen Körper. Woran die Ausfallzeiten jetzt hier genau lagen, das habe ich bisher noch nicht genau ergründen können. Es war schwierig zu greifen, woran es jetzt genau lag – weil es ja auch unterschiedliche Verletzungen waren. Ich hoffe einfach, dass ich die Phase der Rückschläge hinter mir lasse.
Was macht Ihnen Hoffnung, dass es in der Saison 2019/2020 für den Verein und für Sie besser läuft?
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Skrzybski: Ich merke ja, dass es funktioniert. Wenn ich jetzt in einigen Spielen festgestellt hätte, dass der sportliche Spagat nicht funktioniert, dann hätte man sich eingestehen müssen: Der Sprung in die Bundesliga ist ein bisschen zu groß. Aber ich denke, dass ich in der Liga gezeigt habe, dass ich dem Team helfen kann. Wichtig in unserer Mannschaft ist, dass jeder die Spielphilosophie verinnerlicht, damit wir gemeinsam die Schritte vorwärts gehen können. Das Gute ist: Keiner zweifelt am System und der Art und Weise, wie wir Fußball spielen wollen. Zweifel sind im Sport sozusagen der Killer.
Schlagen Verletzungen und Niederlagen bei Ihnen auf die Laune?
Skrzybski: Ich bin schlecht gelaunt, wenn wir verlieren. Es dauert dann etwas, bis ich das verarbeite. Früher hat mich meine Frau immer angesprochen, ganz gleich, ob wir gewonnen oder verloren hatten. Aber da war ich gar nicht aufnahmefähig. Irgendwann habe ich ihr dann gesagt: Bei Niederlagen ist es besser, wenn Du mich zwei, drei Stunden in Ruhe lässt. Insgesamt glaube ich, dass ich ein ausgeglichener Zeitgenosse bin, aber bei Verletzungen drückt es schon sehr auf die Laune. Da gibt es dann lustigere Gesprächspartner.
Die Konkurrenz in Schalkes Offensive ist groß. Was hat Steven Skrzybski, was die anderen Angreifer nicht haben?
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Skrzybski: Ich will da gar keine Vergleiche anstellen und kann nur über mich sprechen. Ich glaube, ich habe eine gute Ausdauer gepaart mit einem ordentlichen Torabschluss. Die tiefen Laufwege liegen mir. Das sind meine persönlichen Stärken, die ich versuche, einzubringen. Wofür es dann am Ende reicht, kann ich leider nicht alleine entscheiden.
Ihr Kollege Amine Harit hat einen starken Eindruck hinterlassen. Wie sehen Sie seine Entwicklung?
Skrzybski: Bei ihm hat es klick gemacht, glaube ich. Wenn Amine die Spielfreude hat, dann ist er ein absoluter Unterschiedsspieler und enorm wertvoll für unsere Mannschaft.
Schalke-Stürmer Skrzybski über Buchstaben und über Sprachprobleme im Team
Wie alt mussten Sie werden, um Ihren Nachnamen fehlerfrei schreiben zu können?
Skrzybski: Wann lernt man das Alphabet?
Mit fünf, sechs Jahren.
Skrzybski: (lacht) Da bei mir die Buchstaben y und z vorkommen, hat es vermutlich bis zum zweiten Halbjahr in der ersten Grundschulklasse gedauert. Wenn man jetzt den Namen zum ersten Mal hört, ist es schon schwierig, ihn richtig zu schreiben. Wenn man mehr spielt, ist der Name öfter bei den Leuten präsent. In den ersten Profijahren war ich noch mehr ein No-Name-Spieler. (lacht.) Aber ich bin auch keinem böse, wenn er den Namen falsch ausspricht oder schreibt. Vollstes Verständnis.
In Ihrer ersten Schalke-Saison waren auch Sprachprobleme innerhalb des Teams ein Thema. Mittlerweile sprechen bis auf Rabbi Matondo, Jonjoe Kenny und Ozan Kabak alle S04-Profis gut Deutsch.
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Skrzybski: Für mich war es neu. Als ich bei Union Berlin gespielt habe, konnten bis auf zwei Skandinavier alle Spieler Deutsch. Hier auf Schalke war die englische Sprache anfangs sehr wichtig. Aber je länger man mit den anderen Spielern zusammen war, desto mehr stellte sich heraus, dass sie alles auf Deutsch verstehen. Dabei ist unsere Sprache brutal schwer. Matija Nastasic versteht zum Beispiel alle deutschen Sätze und Begriffe, aber er antwortet lieber auf englisch, weil er sich da sicherer fühlt. Der Trainer erklärt die Dinge fast ausschließlich auf deutsch – und das verstehen alle. Jonjoe Kenny fragt zum Beispiel alle Begriffe ab, was bedeutet das, was heißt das? Ich finde es stark, dass er jedes Detail nachfragt und sehr lernwillig ist.
Profi-Koordinator Sascha Riether hat durchblicken lassen, dass einige Spieler im Vorjahr immer wieder einen Tritt in den Hintern gebraucht haben.
Skrzybski: Jeder Spieler hat andere Motivationspunkte. Der eine sagt: Ich spiele Fußball, weil ich gerne auf dem Platz stehe. Der andere sagt: Ich spiele Fußball, weil ich das Rampenlicht brauche. Der nächste mag Fußball als Mannschaftssport. Unter dem Strich ist es immer wichtig, dass jeder dazu beiträgt, das Niveau im Team hochzuhalten. Es gibt Tage, da fällt es dem einen oder anderen vielleicht schwer, sich zu motivieren.
Trainer David Wagner sieht Teamgeist, Einstellung und Bereitschaft als enorm wichtig an. Hängt davon eine Menge ab?
Skrzybski: Ich würde dem Trainer nie widersprechen (lacht). Aber im Ernst: Das sind Werte, die er jeden Tag vorlebt. Wer bei David Wagner mitzieht, kommt gut mit ihm aus. Es geht da auch um einfache Sachen, die in der Summe aber elementar wichtig sind.