Gelsenkirchen. 100.000 Anhänger beim Schalker Familientag steigern die Vorfreude auf den Bundesliga-Start. Die Proteste gegen Clemens Tönnies blieben aus.
Wenn der Schalke-Tag mit seinen vielen Besuchern auf dem Vereinsgelände ein Barometer für die Stimmung im Verein ist, dann scheint wohl alles in Ordnung zu sein. Es gab am Sonntag keine Missfallenskundgebungen gegen Clemens Tönnies oder deutlich sichtbare Transparente von Seiten der Besucher – die Klientel am Schalke-Tag ist eher familiär geprägt. Die meisten Fans freuten sich einfach auf die neue Saison in der Fußball-Bundesliga, die für den FC Schalke 04 am kommenden Samstag (18.30 Uhr) mit dem Auswärtsspiel bei Borussia Mönchengladbach beginnt.
Schalke-Fans zeigten Tönnies in Drochtersen die Rote Karte
Die Vorfreude wurde dabei auch getragen vom 5:0-Sieg am Tag zuvor in der ersten Runde des DFB-Pokals beim Regionalligisten SV Drochtersen/Assel – da allerdings hatten die mitgereisten Fans dem für drei Monate in Amtsruhe befindlichen Tönnies symbolisch die Rote Karte gezeigt. Vor dem Anpfiff war der gesamte Schalke-Block mit rotem Karton überzogen – ein Bild, das durchs Land ging und mehr Eindruck hinterließ als die gute Leistung der Schalker Mannschaft. „Wir haben eine Truppe gesehen, die alles gibt für S04“, sagte Sascha Riether, der neue Koordinator der Lizenzspieler-Abteilung, am Schalke-Tag und warnte: „Jetzt wird es wichtig sein, dass wir uns nicht spalten lassen – egal was passiert.“ Eine Anspielung auf die Causa Tönnies, die für Schalke zu einer Zerreißprobe werden kann. In pro und contra Tönnies.
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„Das Thema wird noch eine Weile Schalke 04 beschäftigen, hoffentlich auf einer sachlichen Ebene“, glaubt Sportvorstand Jochen Schneider. Nach dem Spiel in Drochtersen sprach er von einer „Hetzjagd“, die es zu vermeiden gelte; am Sonntag auf dem Schalke-Tag bekam er merklich Applaus, als er Teile der Diskussion um CT „unfair“ nannte.
Schalke gelang am Wochenende ein souveräner Umgang mit der heiklen Thematik. Die Aktion mit den Roten Karten im Fanblock lobte Schneider als „ein starkes Statement gegen Rassismus“, das Tönnies nach seinem „Foul“ jetzt so „hinnehmen“ müsse. Auch Torjäger Guido Burgstaller sagte mit Blick auf die inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Thema: „Das war eine tolle Aktion von den Fans, da geht jeder Spieler zu 100 Prozent mit.“ Die Plakate, die während des Spiels jeweils nur kurzzeitig gezeigt wurden, hatte Burgstaller nicht wahrgenommen. Eines enthielt die Aufschrift: Tönnies raus! Und Trainer David Wagner war froh, dass sich die 2000 mitgereisten Fans dann während des Spiels doch mehr der Unterstützung widmeten als dem Protest. Wie wichtig dies dem Trainer war, verdeutlichte er noch einmal nach dem Spiel: „Ich habe nicht darum gebeten, sondern ich habe das eingefordert.“ Punkt.
Schalke-Trainer Wagner: "Die Jungs haben das gut gemacht"
Die Mannschaft hatte auf jeden Fall ihren Teil zum Gelingen des Wochenendes beigetragen, indem sie die Aufgabe beim Nord-Regionalligisten konzentriert löste. Zwar gab es auch schwächere Phasen, aber die Tore von Steven Skrzybski (44.), Guido Burgstaller (61., 83.), Daniel Caligiuri (65., Foulelfmeter) und U23-Talent Levent Mercan (73.) fielen zur rechten Zeit und waren verdient. Nachdem der Dorfklub Drochtersen in früheren Jahren im DFB-Pokal gegen Bayern München und Borussia Mönchengladbach jeweils nur knapp mit 0:1 verloren hatte, ordnete Wagner den Auftritt seiner eigenen Mannschaft ein: „Einige der großen Namen haben sich in Drochtersen den Finger in der Nase abgebrochen – das haben wir nicht. Die Jungs haben das gut gemacht.“
Was ihn vor dem Start am meisten sorgt, ist die personelle Situation: Schalke hat so viele Verletzte, dass sich für die Pokalreise nur 15 Spieler aus dem Profikader fanden – für den Bundesliga-Auftakt in Mönchengladbach rechnet er lediglich mit der Rückkehr von Benito Raman (Knöchelverletzung) und Salif Sané (Trainingsrückstand).
Schalke spielt bei weiteren Neuzugängen auf Zeit
Bei weiteren Neuzugängen spielt Schalke zumindest nach außen hin auf Zeit. Dagegen melden französische Medien, dass sich die Königsblauen mit dem Zweitligisten Paris FC über eine Verpflichtung des kongolesischen Mittelstürmers Silas Wamangituka (19 Jahre/acht Millionen Euro Ablösesumme) einig sein soll. Schneider will indes erst etwas vermelden, wenn es perfekt ist.
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Nun, rein sportlich nähert sich die Stimmung auf Schalke so langsam wieder dem zuversichtlichen Bereich. Wagner rief den Fans, nach Schalker Angaben sollen es wieder 100.000 gewesen sein, am Sonntag auf dem Vereinsgelände sein Vorhaben für die neue Saison zu: „Wir wollen anpacken und dafür sorgen, dass wir einiges zu bejubeln haben.“
Allerdings hat die Stimmung bei der Schalker Saison-Eröffnung mitunter nur eine sehr begrenzte Haltbarkeit: Vor einem Jahr wurde an diesem Tag der Vertrag mit Domenico Tedesco verlängert und Naldo als Spieler der Saison ausgezeichnet...