Drochtersen. Im Pokal muss Schalke am Samstag in Drochtersen antreten, hier taten sich sogar die Bayern schwer. Torwart Siefke glaubt an eine Wiederholung.
Als der SV Drochtersen/ Assel in der ersten Runde des DFB-Pokals den FC Schalke 04 als Gegner zugelost bekam, war der Jubel groß – aber nicht überbordend. Dem norddeutschen Regionalligisten wäre ein großes Kaliber aus Norddeutschland fast noch lieber gewesen, außerdem hatte man es vor einem Jahr im Pokal bereits mit dem FC Bayern zu tun. Damals unterlag man nur ganz knapp mit 0:1 – es war für alle das Spiel des Lebens.
Der Gegner Schalke 04 lässt das Pokalfieber in der 11.964-Seelen-Gemeinde aber aus anderen Gründen noch einmal steigen. Wenn sich zum Beispiel Torwart Patrick Siefkes mit den Leuten im Dorf unterhält, dann hört er es immer wieder: „Dieses Jahr könnt ihr es schaffen. Ihr habt doch auch gegen Bayern fast das 1:0 gemacht.”
Tatsächlich hatten die Bayern vor einem Jahr in dem kleinen, mitten auf dem Land gelegenen Kehdinger Stadion alle Mühe, um durch ein spätes Tor von Robert Lewandowski in der 81. Minute mit 1:0 weiterzukommen. Und zwei Jahre davor tat sich Borussia Mönchengladbach genauso schwer und gewann in Drochtersen ebenfalls nur 1:0.
Schalke ist nun der dritte Versuch für den Vorjahres-Fünften der Regionalliga Nord, um einen Großen zu Fall zu bringen. „Durch die beiden Ergebnisse ist die Erwartungshaltung im DFB-Pokal jedenfalls gestiegen”, sagt Torwart Siefkes auf Fussball.de: „Es war immer unser Ziel, die nächste Runde zu erreichen – ob das nun gegen Gladbach oder gegen Bayern war. Wir werden auch gegen Schalke versuchen, weiterzukommen. Aber es wird genauso schwer wie gegen die Bayern.”
Der Torwart freut sich auf Schalke-Kapitän Nübel
Der SV Drochtersen/ Assel ist einer dieser typischen Dorfvereine, die jedes Jahr im Pokal auf die Sensation hoffen – und fast immer setzt sich ja auch irgendwo ein Amateurverein durch. „Profis gibt es bei uns nicht”, berichtet Patrick Siefkes: „Unsere Spieler haben einen Beruf oder studieren.” Er selbst ist 29 Jahre alt und arbeitet als Bürokaufmann. Vor einigen Jahren hatte er als Ersatztorhüter des FC Carl Zeiss Jena auch einmal den Traum von einer Profikarriere und kam auf vier Einsätze in der dritten Liga. Auch einige andere aus der Mannschaft wie Ashton Götz (Ex-HSV) oder Marcel Andrijanic (früher St. Pauli) durften schon mal Profiluft schnuppern. Aber: „Die meisten unserer Spieler haben hauptsächlich in der Regionalliga gespielt”, berichtet Siefkes. Für sie sind Spiele wie dieses am Samstag gegen Schalke die Feiertage. Siefkes freut sich zum Beispiel ganz besonders auf das Treffen mit seinem Torwart-Kollegen Alexander Nübel, von dem er sich „ein paar Sachen abschauen” will: „Er ist schließlich ein junger Torhüter, der momentan sehr im Fokus steht”.
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Im Vorjahr beim Spiel gegen die Bayern hatte er es natürlich auf Manuel Neuer abgesehen, von dem er gerne das Trikot gehabt hätte – ein Mannschaftskamerad schnappte es ihm vor der Nase weg. Den Umgang mit den Profis fand Siefkes klasse: „Sowohl die Spieler von Gladbach wie auch die Spieler von Bayern München waren total freundlich und überhaupt nicht arrogant. Man hat auch miteinander Gespräche geführt, wenn man zum Beispiel nebeneinander im Tunnel stand.”
An diesem Samstag nun läuft er mit Nübel, Burgstaller, Caligiuri und Co auf den Platz. Drochtersen hat sich über Schalke informiert, „sie haben nun offenbar einen Trainer, der so einiges umkrempelt”, weiß Siefkes: „Dort herrscht wohl ein größerer Umbruch. Vielleicht ist das für uns gar nicht so schlecht.”
Und Drochtersen? „Wir sind ein eingeschworener Haufen”, so der Keeper: „Daher ist es für den Gegner auch so unangenehm, gegen uns zu spielen.” Was Gladbach und die Bayern auch schon erfahren haben...