Gelsenkirchen. So schnell wird die Entscheidung nicht fallen: Erst am Abend beginnt die Sitzung des Ehrenrats mit Schalkes Aufsichtsrats-Chef Clemens Tönnies.
Die Entscheidung steht kurz bevor: Der Ehrenrat des Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04 setzt sich mit dem Aufsichtsrats-Vorsitzenden Clemens Tönnies zusammen und berät nach Tönnies' rassistischen Äußerungen über Sanktionen. Nach unseren Informationen beginnt die Sitzung erst am Abend - und dann muss sich der Ehrenrat auch noch konstituieren. Denn es ist die erste Sitzung nach der Mitgliederversammlung. Das Ergebnis der Sitzung wird der Verein mitteilen.
Tönnies hat sein Kommen angekündigt. Ob auch aktuelle und ehemalige Schalker Spieler wie Gerald Asamoah, Thilo Kehrer, Naldo, Salif Sané und Suat Serdar gehört werden oder bereits worden sind - wie Bild meldete - bestätigte der Klub aber nicht. "Dazu liegen uns keine Informationen vor", meldete der Klub der Presseagentur dpa.
Gabriel, Rehhagel und Rehhagel nehmen Tönnies in Schutz
Die Reaktionen auf Tönnies' Äußerungen reißen nicht ab. Im Gespräch mit dieser Redaktion nahmen Ex-SPD-Parteichef Sigmar Gabriel, Schalkes Jahrhunderttrainer Huub Stevens und Trainer-Legende Otto Rehhagel Tönnies in Schutz. Das gilt nicht für den ehemaligen Fußball-Profi Pablo Thiam, heute Integrationsbeauftragter des Bundesliga-Rivalen VfL Wolfsburg. Thiam bezeichnet Tönnies' Entschuldigung als „halbherzig“. „Er sollte es nicht bei allgemeinen Floskeln belassen, sondern sich bei denen entschuldigen, die er durch seine Aussagen beleidigt hat. Wir haben doch sowieso schon eine recht explosive Stimmung im Land, und da sollte ein Mensch wie Clemens Tönnies, der in so einer verantwortungsvollen Position ist, sich doch vorher überlegen, was er sagt“, sagte der Integrationsbeauftragte des Bundesligisten VfL Wolfsburg der Tageszeitung „Die Welt“.
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Auch von Anti-Rassismus-Organisationen kam heftige Kritik. „Die Aussagen sind nicht mehr im Rahmen des Tolerierbaren“, sagte Timo Reinfrank, Geschäftsführer der Stiftung Amadeu Antonio, der dpa. Für Tahir Della von der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland bestätigten Tönnies' „höchst problematische Aussagen“, dass „dieses kolonial-rassistische Bild von Afrika immer noch Bestand hat und Teil des Diskurses ist.“
Umfrage: 48,1 Prozent befürworten Tönnies-Rücktritt
Das Onlineportal t-online.de gab eine Umfrage in Auftrag. Demnach befürwortet knapp die Hälfte einen Rücktritt von Tönnies. 48,1 Prozent beantworteten die Frage nach einem Tönnies-Rücktritt mit „Ja, auf jeden Fall“ oder „Eher ja“. 34,8 Prozent beantworteten die Frage „Sollte Clemens Tönnies ihrer Meinung nach wegen umstrittenen Aussagen über Afrikaner als Aufsichtsratsvorsitzender von Schalke 04 zurücktreten?“ mit „Ja, auf jeden Fall.“ Weitere 13,3 Prozent der Befragten antworteten „Eher ja“. 23,5 Prozent sagen „Nein, Tönnies sollte auf keinen Fall zurücktreten“ und 13,2 Prozent „Eher nein“, 15,2 Prozent antworteten mit „Unentschieden“.
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Tönnies hatte in der Vorwoche beim Tag des Handwerks in Paderborn als Festredner Steuererhöhungen im Kampf gegen den Klimawandel kritisiert. Stattdessen solle man lieber jährlich 20 Kraftwerke in Afrika finanzieren. „Dann würden die Afrikaner aufhören, Bäume zu fällen, und sie hören auf, wenn’s dunkel ist, Kinder zu produzieren“, hatte er gesagt. Für die Äußerungen hatte er sich später entschuldigt. (mit sid und dpa)