Gelsenkirchen. Olaf Thon benennt die zehn Schalker Personen, die ihm am meisten imponieren. Er sagt auch, wer für ihn Schalkes bester Spieler aller Zeiten war.

Der viertgrößte Sportverein der Welt, die zweitmeisten Mitglieder in Deutschland: Es sind die Menschen, die dem FC Schalke 04 eine solche Kraft und herausragende Stärke verleihen. Nur der FC Bayern München (291.000) hat in Deutschland mehr Mitglieder als Schalke 04 (158.000). Ein Schalker ist man meistens von Geburt an – ein Gefühl, das sich vererbt.

Seit 1904 haben unzählige Menschen diesen Verein geprägt. Diesem Phänomen wollen wir uns in den kommenden Wochen etwas nähern. Wir haben Menschen, die mit Schalke 04 ganz eng verbunden sind, gefragt, wer für sie die größten Persönlichkeiten in der Vereinsgeschichte waren. „Zehn Schalker, die mir imponieren“, heißt die kleine Serie. Den Anfang macht heute: Olaf Thon (53), Vereinslegende und Kapitän der Eurofighter. Die ganz persönliche Top-Ten-Liste von Olaf Thon:

1. Ernst Kuzorra, der den Kreisel zusammen mit Fritz Szepan erfunden hat, worauf Schalke 04 seine ganze Tradition aufgebaut hat. Ernst Kuzorra hat mit Schalke sechsmal die Deutsche Meisterschaft gewonnen.

2. Oscar Siebert, der Wahnsinniges für Schalke bewirkt hat – sowohl als Spieler wie auch als Präsident, wo er sehr umtriebig war. Oscar war einer, der für Schalke gestorben ist.

3. Willi Koslowski, der Schwatte, der mit meinem Vater noch zusammen bei Eintracht Gelsenkirchen gespielt hat. Seine Tochter Simone Rochel ist heute die Leiterin unserer Leichtathletik-Abteilung.

4. Stan Libuda, den ich leider nie persönlich kennengelernt habe. Stan war wohl der beste Fußballer, der jemals Blau-Weiß getragen hat – das sagen wirklich alle, die ihn noch spielen gesehen haben. Ich kenne seit 20 Jahren seinen Sohn, der im Schalker Fanshop arbeitet.

5. Rolf Rüßmann, der leider schon viel zu früh verstorben ist. Rolli war die liebste Seele, die man sich vorstellen kann. Und er war ein toller Fußballer, ein Leader auf dem Platz.

„Manchmal war er auch ein Spionageagent“: Olaf Thon und Charly Neumann: „Er hat seine ganz persönlichen Tugenden eingebracht“.
„Manchmal war er auch ein Spionageagent“: Olaf Thon und Charly Neumann: „Er hat seine ganz persönlichen Tugenden eingebracht“. © Foto Imago

6. Charly Neumann, der zunächst in der Zeit von Oscar Siebert und später dann in der von Rudi Assauer seine ganz persönlichen Tugenden eingebracht hat. Manchmal war er auch ein Spionageagent. Aber er hat dazu beigetragen, dass Assi, Huub und wir Eurofighter den Titel 1997 geholt haben – da hat er kräftig mitgeholfen.

7. Rudi Assauer, der für meinen sportlichen Werdegang mit verantwortlich war, weil er mich als 16-Jährigen entdeckt und gefördert hat. Assauer war damals wie ein zweiter Vater für mich, er hat mich beraten und mir gesagt, wie viel ich bei Bayern verlangen kann, als ich nach München gewechselt bin – ohne dass Assi selbst dafür Geld bekommen hat. Außerdem ist Rudi Assauer der Mann, der einst dafür verantwortlich war, dass wir Schalker heute in diesem wundervollen Stadion spielen.

8. Huub Stevens, der Retter. Dass er nach dem Ausscheiden von Domenico Tedesco noch einmal unser Trainer geworden ist und in der Kabine aufgeräumt hat, war für mich alternativlos. Die Gefahr, dass wir in die Relegation müssen und dort ein Schicksal erleiden wie der VfB Stuttgart, war viel größer, als wir alle gedacht haben.

„Bei Bayern hätte er noch mehr Tore gemacht als Gerd Müller“: Thon über seinen guten Freund Klaus Fischer.
„Bei Bayern hätte er noch mehr Tore gemacht als Gerd Müller“: Thon über seinen guten Freund Klaus Fischer. © firo | firo

9. Klaus Fischer, der ein guter Freund für mich geworden ist. Wir teilen die gleiche Leidenschaft, das Golfspielen. Als Fußballer war er nach Libuda der Zweitbeste in der Vereinsgeschichte, fast mit Stan auf Augenhöhe. Auf seiner Position als Mittelstürmer war er zu seiner Zeit gemeinsam mit Gerd Müller der beste der Welt. Viele sagen: Wenn Klaus Fischer für Bayern gespielt hätte, dann hätte er noch mehr Tore gemacht als Gerd Müller.

10. Tomasz Waldoch, der im Jahr 2000 mein Nachfolger als Kapitän wurde. Als Möller verpflichtet wurde, war ich von Assauer und Stevens nicht eingeweiht und habe aufgrund dessen die Binde abgegeben. In einer internen Sitzung habe ich damals in Absprache mit Olli Reck, Ebbe Sand und Tomasz Waldoch meinen Rücktritt erklärt und gehofft, dass wir einen neuen Kapitän finden. Dass Tomasz die Binde genommen hat, war eine ganz wichtige Entscheidung. Tomasz ist einfach ein Schalker geworden.


Olaf Thon schließt seine persönliche Top Ten noch mit einer Bemerkung ab, die zeigt, wie groß Schalke ist: „Entschuldigen muss ich mich bei 20 anderen Personen, die es genauso verdient gehabt hätten, hier an dieser Stelle genannt zu werden.“