Gelsenkirchen. Aufsichtsratschef Clemens Tönnies hofft Sonntag in Gelsenkirchen bei der Mitglieder-Versammlung auf Wiederwahl. Kritik gilt als wahrscheinlich.
Die erste wichtige Entscheidung auf dem Transfermarkt hat Bundesligist Schalke 04 vor seiner Mitgliederversammlung am Sonntag (12.30 Uhr, Veltins-Arena) getroffen: Stürmer Breel Embolo wurde für ein Ablösepaket von rund 17 Millionen Euro zu Borussia Mönchengladbach transferiert. Embolo unterzeichnete ein Arbeitspapier bis 2023 - diese Zeitung hatte über den anstehenden Transfer bereits am 20. Juni exklusiv berichtet.
Embolo-Verkauf beschert Schalke frisches Geld
Schalke kann mit dem frischen Geld nun auf Einkaufstour gehen und die Personalien zum Abschluss bringen, die Sportvorstand Jochen Schneider und Kaderplaner Michael Reschke bereits in der Pipeline haben. So wäre es wenig verwunderlich, wenn der Traditionsverein seinen Mitgliedern Offensivspieler Benito Raman (24/Fortuna Düsseldorf) und Abwehrspieler Ozan Kabak (19/ VfB Stuttgart) als Neuzugänge präsentiert. Für das Duo wären insgesamt rund 25 Millionen Euro Transferentschädigung fällig. Schalke hätte danach noch etwa 15 Millionen Euro Reserve für weitere Verpflichtungen. Der Verein muss nach der desaströsen letzten Saison Zuversicht und Aufbruchstimmung erzeugen.
Tönnies stellt sich zur Wiederwahl
Aufsichtsratschef Clemens Tönnies, der die Geschicke des Vereins seit nunmehr 25 Jahren mitbestimmt, stellt sich zur Wiederwahl. Vor drei Jahren konnte der Fleischfabrikant die Personalie Christian Heidel zur Eigenwerbung nutzen. Heidel war der neue Hoffnungsträger für Schalkes Zukunft, ist seit seinem Rücktritt im Februar allerdings Vergangenheit.
Tönnies wird sich von den Mitgliedern kritische Fragen gefallen lassen müssen. Schwaches sportliches Abschneiden, Verlust von Identifikationsfiguren wie Naldo oder Benedikt Höwedes, unattraktiver Harmlos-Fußball, verfehlte Personalpolitik, die Ungewissheit um U21-Nationaltorwart Alexander Nübel, dessen Vertrag 2020 ausläuft: Die Liste der Sorgen und Ängste ist bei den Anhängern lang. Trotzdem gilt die Wiederwahl von Clemens Tönnies als nahezu sicher. 2016 bekam der 62-Jährige bei der Abstimmung überraschenderweise weniger Stimmen als Peter Lange (63), der sich Sonntag auch zur Wiederwahl in den Aufsichtrat stellt. Trotzdem reichte Tönnies auch der zweite Platz für den Einzug ins einflussreiche Vereinsgremium.
Herausforderer Müller und Rüther
Neben Tönnies und Lange sind Ingolf Müller (56) und Matthias Rüther (42) die Herausforderer beim Kampf um zwei zu besetzende Aufsichtsratsposten. „Ich persönlich gehe davon aus, dass Clemens Tönnies wiedergewählt wird - und ich wünsche mir das auch, weil ich weiß, dass der Verein ohne ihn in ganz andere Fahrwasser geraten könnte“, sagt Schalkes Marketing-Vorstand Alexander Jobst.
Wie immer bei der Mitgliederversammlung wird auch die Entlastung des Vorstands ein Punkt auf der Tagesordnung sein. Rein theoretisch könnten Mitglieder noch am Sonntag Anträge stellen, den Schalker Vorstand nicht als Ganzes zu entlasten, sondern einzelne Entlastungen von Finanzvorstand Peter Peters, Marketing-Vorstand Alexander Jobst und Ex-Sportvorstand Christian Heidel zu beantragen.
Nicht-Entlastung dee Schalke-Bosse wäre Novum
„Ganz ehrlich, damit haben wir uns überhaupt nicht beschäftigt“, sagt Alexander Jobst gegenüber dieser Zeitung. Ein derartiges Szenario wäre auf Schalke ein Novum – und hätte letztlich auch eher symbolischen Charakter. Die Mitgliederversammlung wird nicht nur zu kritischer Analyse, dem Streben nach Aufbruch und für Abstimmungen genutzt, sondern auch zum Vorstellen des neuen Trainers David Wagner.
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Der 47-jährige Coach, der zuletzt bei Huddersfield Town in England arbeitete und „harte Arbeit“ auf Schalke ankündigte, wird am Sonntag einige Worte an die königsblauen Mitglieder richten, sich kurz vorstellen und skizzieren, was er in den kommenden Jahren mit dem Verein vorhat. Da Wagner als ehemaliger Eurofighter Stallgeruch mitbringt, dürfte er einen leichten Einstand auf der Mitgliederversammlung haben.
Auch die Schalker Mannschaft wird sich in der Veltins-Arena blicken lassen. Dort hatte sie in der vergangenen Saison zehn Heim-Niederlagen und reichlich Pfiffe nach schwachen Leistungen einstecken müssen. Ob Schalkes Mitglieder schnell verzeihen können oder immer noch sauer sind und das auch die Spieler spüren lassen, ist eine der spannendsten Fragen der Mitgliederversammlung. Nicht ausgeschlossen, dass die Emotionen zwischenzeitlich hochkochen.