Gelsenkirchen. Der Trainer hält nichts von Rotationen, wie sie noch unter Tedesco im Pokal der Fall waren. Nübel wird gegen Bremen im Tor stehen.
Schalkes neuer Trainer Huub Stevens zieht aus seiner Jackentasche gerne mal ein Bonbon hervor. Bei seinem Debüt gegen Leipzig (0:1) gab er dem vierten Offiziellen Süßes an der Seitenlinie und sorgte so postwendend für eine entspannte Atmosphäre und ein Lächeln. Für seine Spieler verteilt der 65-Jährige allerdings keine Bonbons in Form von Einsatzminuten.
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So darf sich Kapitän Ralf Fährmann keine Hoffnungen machen, am Mittwoch (20.45 Uhr/ARD) im DFB-Pokal-Viertelfinale gegen Werder Bremen im Tor zu stehen. Unter Ex-Trainer Domenico Tedesco, der dem verunischerten Fährmann zur Winterpause das Vertrauen entzogen und dafür Talent Alexander Nübel zwischen die Pfosten beordert hatte, wäre Fährmann jetzt an der Reihe gewesen. Tedesco wollte so dafür sorgen, dass Schalkes Urgestein zum einen bei Laune bleibt und zum anderen Spielpraxis erhält.
Stevens bewertet die Lage der Dinge anders. “Wenn ich von einer ganzen Saison sprechen würde, dann könnte man an einen Torwartwechsel denken”, sagt der Schalker Jahrhunderttrainer, rechnet aber grob durch: “Wir haben jetzt noch sieben, acht, neun Spiele, dann werde ich nach Qualität aufstellen. Das ist doch logisch. Da zählt es für mich nicht, einen anderen Torwart reinzubringen, um ihm Spielrhythmus zu geben. Da haben wir jetzt nicht die Möglichkeit für.”
Fährmann noch nicht bei 100 Prozent
Ohnehin ist noch nicht ganz sicher, ob Ralf Fährmann bis zur Wochenmitte überhaupt grünes Licht gibt. Auch in Hannover fehlte der 30-Jährige, da sein Muskelfaserriss im Adduktorenbereich noch nicht zu 100 Prozent ausgeheilt war. “Er hat noch Probleme, wenn er den Ball schlagen muss”, sagt Stevens. In dieser Woche soll die Belastung bei Fährmann gesteigert werden.
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Steigern müssen sich die Königsblauen auch insgesamt. Zwar vergrößerte der Malocherklub den Vorsprung auf den drittletzten Platz durch den 1:0-Sieg in Hannover auf sechs Punkte, doch nach wie vor liegt vieles im Argen. Stevens: “Wir wissen, dass wir auch besser spielen können. Nur: Das ist nicht einfach, das auch auf den Platz zu bringen.” Für den Tedesco-Nachfolger geht es darum, der anfangs verunsicherten Mannschaft Stabilität und Selbstvertrauen zu geben. Erst danach folgen die nächsten Schritte. “In unserer Lage ist es ganz wichtig, dass man drei Punkte einfährt. Für den Kopf war das ganz wichtig, in Hannover zu gewinnen”, so Huub Stevens erleichtert.
Restprogramm hat es in sich
Der Limburger hat keine Hochrechnung angefertigt wie viele Zähler Schalke bis zum Saisonende benötigt, um die Abstiegsgefahr zu bannen. “Ich schaue nicht nach der Anzahl der Punkte. Wir haben in Hannover einen Sieg geholt, aber das heißt noch nicht, dass wir es geschafft haben. Da kommen noch andere Spiele”, so Stevens. Schalke muss noch bei Tabellenführer Borussia Dortmund ran und trifft mit Frankfurt, Hoffenheim und Leverkusen noch auf drei Teams, die sich um internationale Plätze bewerben.
Schalkes Übergangstrainer setzt darauf, dass nach und nach Spieler wie Daniel Caligiuri oder Weston McKennie aus dem Lazarett zurückkommen, damit sich für ihn die Optionen erhöhen. “Ich hoffe, dass die Jungs so schnell wie möglich an Bord kommen. Bei Caligiuri ist nicht nur das Sprunggelenk, sondern auch die Leiste. Da war ein Zweifel vorhanden, deswegen war er in Hannover nicht dabei”, erläutert Stevens, der Allrounder Weston McKennie “schneller zurückerwartet als zuletzt angenommen” McKennie hatte sich bei einem Einsatz für die US-Nationalmannschaft das Außenband und die Kapsel im Fuß gerissen.
Grundsätzlich erkennt Stevens in Liga-Siegen heilende Wirkung. “So etwas tut auch gut, weil die Spieler da denken: Oh, ich will dabei sein”, sagt der Routinier und lächelt schelmisch. Stevens weiß: “Wenn du in der Spirale nach unten bist, dann sagen die Jungs vielleicht auch mal: Nein.” Er schiebt verständnisvoll nach: “So ist es doch. Es sind Menschen.”
Hoffnung bei Burgstaller
Stürmer Guido Burgstaller könnte am Mittwoch im Pokal-Viertelfinale gegen Werder Bremen sein Comeback feiern. Der Österreicher hatte das Auswärtsspiel in Hannover wegen einer Zahn-Operation verpasst. Trainer Huub Stevens: “Guido war noch nicht wieder bei Kräften. Wir hoffen es, dass es für Mittwoch geht.” Stevens rechnet mit einem Wettlauf gegen die Zeit: “Es wird knapp.”