Hannover. Dank der guten Leistung von Torwart Nübel und dem Quäntchen Glück gewinnt Schalke im Kellerduell in Hannover 1:0. Das gibt Selbstvertrauen.

Aus der Fankurve dröhnten aus den Kehlen der 10.000 mitgereisten Schalke-Fans laute „Alex- Nübel”-Sprechchöre. Aber Schalkes Torwart wollte am Sonntagnachmittag trotz seiner überragenden Leistung nicht zu sehr ins Rampenlicht treten. Er blieb nach dem 1:0 (1:0)-Sieg beim Tabellenletzten Hannover 96 brav in einer Reihe mit seinen Mitspielern und applaudierte den feiernden Anhängern.

„Natürlich freuen mich die Gesänge, aber wir gewinnen als Team. Das ist jetzt mal ein Abend, den man einfach genießen kann”, stellte Nübel erleichtert fest.

Lob von Trainer Stevens

Und ganz sicher freute er sich auch über Anerkennung aus berufenem Munde. „Wir können froh sein, dass Alex so toll gehalten hat”, lobte Trainer Huub Stevens nach dem Abpfiff den Torhüter. Der 22-Jährige hatte die Königsblauen mit mehreren starken Paraden, wie bei den Schüssen von Hendrik Weydandt (18.) und Nicolai Müller (77.), vor Gegentreffern bewahrt.

Mittelfeldspieler Suat Serdar, dem Schalkes wichtiges Siegtor mit einem Rechtsschuss ins linke Eck gelungen war (39.), zeigte sich zwar erleichtert über das erste Erfolgserlebnis seit Ende Januar, vergaß aber auch nicht, warum es überhaupt zustande kommen konnte. Auch er hob die Leistung des Torhüters hervor: „Alex Nübel hat uns den Sieg gerettet. Wie er gehalten hat, das war weltklasse.”

Schalker Defensive steht

Für den Schalker Auftritt vor 44.500 Zuschauern in der Hannoveraner Arena galt bestenfalls das Prädikat „durchschnittlich”. Im Balltransport wirkte der entzauberte Vizemeister oft umständlich und überhastet, in der Vorwärtsbewegung fiel den Königsblauen nahezu nichts ein, so dass sie fast nur durch Einzelaktionen gefährlich wurden. Sowohl der Schweizer Nationalspieler Breel Embolo als auch der deutsche Nationalspieler Mark Uth rieben sich vorne in Zweikämpfen auf und konnten sich nur sehr selten gewinnbringend in Szene setzen. In der zweiten Halbzeit wurden mehrere Kontersituationen leichtfertig vergeben, weil der Blick für den besser postierten Mitspieler fehlte.

Dafür aber stand die Defensive, die unter Huub Stevens traditionell einen hohen Stellenwert genießt und bei ihm der Grundstein für den Erfolg ist. „Die Jungs haben es hinten gut gemacht”, urteilte der 65-Jährige, der nach dem 0:1 gegen RB Leipzig im zweiten Anlauf den ersten Sieg als Schalkes Übergangstrainer holte. Der Routinier wollte trotzdem nicht in Euphorie verfallen: „Es war nur ein Spiel. Die Partie war hart umkämpft. Mit einem Quäntchen Glück und guter Torwart-Arbeit kann man so ein Spiel dann gewinnen.”

Stevens: "Leichtigkeit kannst du nicht haben"

Dass seine häufig in Abwehr-Arbeit verstrickte Mannschaft, die sowohl in der Torschuss-Statistik (6:15) als auch bei der Ecken-Anzahl (2:8) deutlich den Kürzeren zog, in vielen Bereichen etwas schuldig blieb und dabei fast nur kämpferische Elemente im Vordergrund standen, war für Stevens fast schon logisch: „Die Leichtigkeit kannst du in dieser Phase nicht erwarten. Ich hoffe aber, dass der Sieg neues Selbstvertrauen gibt.”

Während Schalke wieder Mut schöpft und mit mehr Schwung ins DFB-Pokal-Viertelfinale am Mittwoch gegen Werder Bremen (20.45 Uhr/ARD) gehen kann, drohen bei Hannover 96 die Lichter auszugehen. „Unsere Situation ist nicht besser geworden“, stellte der glücklose Trainer Thomas Doll desillusioniert fest. „Was soll ich jetzt erzählen? Ich sitze seit Wochen hier und erzähle etwas von Hoffnung. Es ist sicherlich kein schöner Moment in meiner Trainerkarriere”, fügte der frühere Dortmunder Trainer hinzu. Gegen Schalke gab es für Hannover die siebte Niederlage im achten Bundesligaspiel unter seiner Regie.

Schwere Zeiten für 96-Trainer Doll

Trotz der miesen Zwischenbilanz muss sich Doll vorerst wohl keine Sorgen um seinen Arbeitsplatz machen. Hannovers Manager Horst Heldt sagte nach der Heimpleite gegen seinen Ex-Klub: „Ich kann ausschließen, dass wir einen Trainerwechsel vornehmen. Dies würde aus meiner Sicht überhaupt keinen Sinn machen.” 96-Geschäftsführer Martin Kind stellte Doll zumindest für das Niedersachsen-Derby am Samstag in Wolfsburg noch eine Jobgarantie aus.

Hannover-Trainer Thomas Doll wirkte ratlos.
Hannover-Trainer Thomas Doll wirkte ratlos. © Getty

Der 52-jährige Fußball-Lehrer war mit dem Auftritt seiner Mannschaft gegen Schalke einverstanden. „Die Jungs, die auf dem Platz waren, haben alles gegeben. Sie haben sich für dieses Trikot und diesen Verein den Arsch aufgerissen. Ich habe gesehen, wie niedergeschlagen meine Spieler in der Kabine saßen.” Die Frage, ob er sein Team noch erreiche, beantwortete Doll mit „Ja”. Er betonte: „Ich kann nur jeden Tag mein Bestes geben. Alles andere entscheide nicht ich.”