Gelsenkirchen. Die Ultras Gelsenkirchen verlangen nach der 0:4-Pleite gegen Düsseldorf die Kapitänsbinde zurück, die sie dem Team im Sommer überreicht haben.
Und plötzlich standen sie nach dem Spiel unten auf dem Rasen, die beiden Vorsänger der Ultras Gelsenkirchen. Normalerweise hat das Duo bei den Heimspielen auf dem Podest in der Nordkurve seinen Stammplatz, direkt hinter dem Tor. Von dort aus peitschen sie die Schalker Fans in der Nordkurve an, damit sie die Mannschaft laut unterstützen.
Am Samstag hatten die Ultras die Unterstützung aber in der zweiten Halbzeit weitestgehend eingestellt. Zu sehr hatte die Mitglieder der Fangruppe der Aufritt in den vergangenen Wochen und besonders im Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf enttäuscht und schockiert.
Stambouli folgt der Aufforderung unverzüglich
Nach dem Spiel, nach der 0:4-Blamage gegen den Aufsteiger, stellten sich die beiden Ultras-Vorsänger deshalb noch auf dem Rasen mitten in eine Gruppe von Schalker Spielern und forderten sie auf, ihnen die Kapitänsbinde zu geben. Benjamin Stambouli, der seine Mannschaft gegen Düsseldorf als Kapitän und somit mit der Binde um den Oberarm auf den Rasen geführt hatte, folgte der Aufforderung unverzüglich.
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Der Franzose zog seine Jacke aus, nahm die Binde vom Arm und übergab sie einem der beiden Fans, die daraufhin zurück auf ihren Platz auf der Stehtribüne gingen. Auch Ralf Fährmann, der eigentliche Mannschaftskapitän, stand dabei, als die beiden Anhänger wild gestikulierend mit den Spielern sprachen. Eine explizite Erlaubnis des Vereins gab es nicht. Die Verantwortlichen des Vereins hatten die Situation aber natürlich im Blick und nicht den Eindruck, dass es zu einer physischen Auseindersetzung hätte kommen können.
Ein Zeichen des Zusammenhalts auf Schalke
Die Kapitänsbinde ist aus Sicht der Fans in dieser Saison eine ganz besondere. Sie wurde nämlich von den Ultras gestaltet, mit dem Aufdruck „Nordkurve Gelsenkirchen“ versehen und kurz vor Saisonbeginn an Kapitän Ralf Fährmann übergeben. In einer Erklärung der Ultras dazu hieß es: „Um pünktlich zum Start der neuen Spielzeit ein gemeinsames Zeichen zu setzen und den Zusammenhalt zwischen Kurve und Mannschaft weiter zu stärken, wurde unserem Kapitän stellvertretend für die gesamte Mannschaft eine eigens angefertigte Nordkurve-Gelsenkirchen-Kapitänsbinde übergeben.“ Auf einer Urkunde, die der Mannschaft zudem überreicht wurde, stand geschrieben: „Respekt kann man nicht verlangen, man muss sich ihn verdienen.“ Doch nun ist diese Binde wieder in Besitz der Fans.
„Die haben mir die Binde weggenommen“, sagte Benjamin Stambouli nach dem Spiel. Dabei war er den Tränen nah. Der Mittelfeldspieler, der nach auskuriertem Jochbeinbruch mit Maske ins Team zurückgekehrt war, spielte selbst nicht besonders gut. Deshalb fiel ihm eine Analyse kurz nach der Partie auch sehr schwer: „Ich bin traurig. Sauer. Zuerst bin ich sauer auf mich. Ich habe keine Lösung. Heute ist es sehr schwer“, sagte er und ergänzte: „Wir müssen diesen Verein leben. Ich versuche das jeden Tag. Dieser Verein wird immer da sein - Spieler kommen und gehen. Wir sind nur kleine Spieler, wenn du das vergleichst mit dem großen Verein. Ich werde immer alles geben für Schalke.“
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Fährmann: "Reaktion der Schalke-Fans ist nachvollziehbar"
Ralf Fährmann, der seinen Platz im Tor zu Beginn der Rückrunde an Alexander Nübel verloren hat und gegen Düsseldorf 90 Minuten der Bank saß, kann sich noch gut an den Moment erinnern, als die Ultras ihm die Kapitänsbinde im vergangenen Sommer mit den besten Wünschen überreichten. Ein Poster von der Übergabe, sagte Fährmann, hängt als Erinnerung an diesen Moment in seinem Keller.
Nach dem Spiel erklärte der 30-Jährige, der abgesehen von einer kurzen Unterbrechung seit 2003 für Schalke spielt: „Die Saison ist für niemanden zufriedenstellend, der Unmut der Fans ist gewachsen. Deshalb ist die Reaktion nachvollziehbar. Sie haben sich die Binde zurückgeholt, weil sie mit dem Auftritt und dem Engagement nicht zufrieden sind. Wir vertreten unseren Verein nicht so wie die Fans wie ihn vertreten.“