Essen. Der FC Schalke 04 trifft am Samstag auf Fortuna Düsseldorf - Michael Büskens hat für beide Klubs gespielt. Wir haben mit ihm gesprochen.
Es ist in China gerade 1.30 Uhr in der Nacht, als Michael "Mike" Büskens in seinem Hotelzimmer sitzt und sein Handy zückt. Büskens ist gerade mit Schalkes Knappenschmiede unterwegs. Worum es im Gespräch gehen soll, weiß er sofort: Am Samstag (15.30 Uhr/Sky) treffen seine Ex-Klubs Schalke und Fortuna Düsseldorf in der Fußball-Bundesliga aufeinander. „Und dafür“, sagt Büskens, „können sie mich nachts anrufen.“
FC Schalke 04 gegen Fortuna Düsseldorf – was löst dieses Spiel bei Ihnen aus?
Michael Büskens: Dieses Spiel lässt mich nie kalt. Auf der einen Seite steht Düsseldorf als meine Geburtsstadt. Und die Fortuna als der Verein, der es mir ermöglicht hat, in der Bundesliga Fuß zu fassen. Und auf der anderen Seite Schalke 04 – den ich immer im Herzen trage.
Fortuna Düsseldorf hat fünf Punkte mehr auf dem Konto als Schalke…
Büskens: Ich bin mit Sicherheit nicht der einzige, der damit nicht gerechnet hat. Das spricht für den Weg von Friedhelm Funkel. Er wurde weder nach 14 Spieltagen und neun Punkten unruhig, noch hat er sich von dem Wintertheater rund um seinen neuen Vertrag anstecken lassen.
Kennen Sie Friedhelm Funkel?
Büskens: Als ich im Jahr 2000 beim MSV Duisburg gespielt habe, war er einige Monate lang mein Trainer. Er kann die Möglichkeiten seiner Mannschaft gut einschätzen und steht für Werte, die wir sonst im Profifußball alle vermissen. Er nimmt sich selbst nicht so wichtig. Und er strahlt eine natürliche Autorität aus. So war er 2000, so ist er 2019 auch bei der Fortuna.
Leiden Sie in der Krise mit Schalke?
Büskens: Wer diese Farben liebt, der leidet mit dem Verein, aber natürlich auch mit Trainer Domenico Tedesco. Ich weiß, wie sich das anfühlt, wenn die Ergebnisse fehlen, wenn der Druck von außen da ist und man ja auch eigene Erwartungen erfüllen muss.
Sie haben es angesprochen: Sie mussten selbst als Trainer Krisen und unruhige Zeiten überstehen – in Fürth, Düsseldorf und Wien. Was raten Sie Tedesco?
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Büskens: Unruhig? Ich glaube nicht, dass es jemals so ruhig war auf Schalke, wenn man nach dem 23. Spieltag auf Platz 14 steht… Jede Situation erfordert andere Handlungen. Ich wünsche Domenico, dass er an den richtigen Schrauben dreht. Auch das Team ist gefordert, dass es mutig auftritt. Man muss die sportliche Situation selbst in die Hand nehmen und nicht in die Hände der Fortuna legen. So wie wir die letzten Gegentore kassiert haben, kannst du weder national noch international bestehen. Ich frage mich über die gesamte Saison, wo die aggressive und unbequeme Spielart der vergangenen Saison geblieben ist. Da haben wir spielerisch auch nicht immer geglänzt, waren aber bereit, Schmerzen zu ertragen und zu verteilen. Wir müssen agieren, nicht reagieren.
Wie erleben Sie den Trainer?
Büskens: Er ist sehr detailversessen und arbeitet Tag und Nacht dafür, dass sich die Situation auf Schalke besser darstellt. Und ihm würde ich das wünschen.
Was für ein Spiel ist zu erwarten – mehr Ballbesitz für Schalke und eine defensive Fortuna?
Büskens: Das denke ich auch. Die Spielanlage der Fortuna basiert auf einer guten defensiven Grundordnung – und dann versucht sie schnell nach vorn zu spielen. Ich denke, dass im Gegensatz zum DFB-Pokalspiel Lukebakio stürmt. Schalke muss vom ersten Moment an zeigen, wer Herr in der Arena ist und die Fans hinter sich bringen muss. Es sind manchmal kleine Aktionen, die dafür sorgen können, wie zum Beispiel das Anlaufen von Ahmed Kutucu kurz vor Schluss gegen Wolfsburg, als der Wolfsburger Spieler ins Aus stolperte. Es gab Einwurf für uns – und die Arena stand.
Schalke hat die Fortuna zweimal besiegt – im Hinspiel in der Bundesliga mit 2:0, im Rückspiel im DFB-Pokal mit 4:1. Ist dies ein Vorteil?
Büskens: Nicht unbedingt. Ich würde es nicht am Gegner festmachen. Denn die Fortuna hat sich im DFB-Pokal unter Wert verkauft und kann sich mit einem Sieg endgültig aller Sorgen entledigen.
Schalke hat wieder Alternativen – gerade im Sturm. Ist das ein Vorteil?
Büskens: Es tut gut, gerade so einen Typen wie Guido Burgstaller wieder dabei zu haben. Er bringt Emotionen ins Spiel. Aber auch Kutucu, Weston McKennie und Steven Skrzybski mit drei Toren in acht Einsätzen haben Duftmarken hinterlassen. Doch mit sechs, sieben Spielern kannst du kein Spiel gewinnen. Da sind alle gefordert. Und da kann man mehr erwarten im Gegensatz zum Mainzer Spiel. Es ist wichtig, dass im Training auch Feuer drin ist – so wie am Dienstag beim Zweikampf zwischen Nabil Bentaleb und Amine Harit.
Sind Sie denn überhaupt selbst vor Ort?
Büskens: Am Freitag lande ich, am Sonntag bin ich bei einem Lehrgang des DFB – und über die Planung für Samstag kann meine Familie entscheiden.