Gelsenkirchen. Der FC Schalke 04 benötigt im Champions-League-Achtelfinale gegen Manchester City eine Top-Leistung. Kapitän Ralf Fährmann darf im Tor ran.

20 Kamerateams, dicht gedrängt stehend. Ein prall gefüllter Medienraum und eine eigens für diesen Anlass aufgestellt Kabine mit Simultanübersetzer: Schalkes Trainer Domenico Tedes­co staunte, als er seinen Blick bei der Pressekonferenz vor dem Champions-League-Achtelfinale zwischen Schalke 04 und Manchester City (Mittwoch, 21 Uhr, DAZN) durch den Medienraum der Arena schweifen ließ.

Nicht nur für die Königsblauen, sondern speziell auch für den 33 Jahre alten Fußball-Lehrer sind solche Vergleiche mit internationalen Top-Teams große Festtage. Tedesco weiß: Sollte er mit seiner Mannschaft gegen den englischen Meister irgendwie positiv überraschen können, wäre viel Frust, der sich in den vergangenen Wochen und Monaten angesammelt hat, verdrängt. Schalke, der Tabellenvierzehnte der Bundesliga, benötigt dringend Stimmungsaufheller.

In der Liga ist Schalke nur Mittelmaß

Zum Beispiel in Form von Ergebnissen, an denen sich das im unteren Liga-Mittelmaß versumpfte Team aufrichten kann. Ein Königsklassen-Duell gegen das Star-Ensemble von Manchester City bietet die perfekte Gelegenheit dazu. „Wir haben viel geackert, um so ein Spiel spielen zu dürfen. Wir haben da große Lust drauf“, sagt Tedesco. „Wir müssen einen Sahnetag haben, wir müssen alles rauspusten.“

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Der Deutsch-Italiener genoss am Dienstag schon das Abschlusstraining im heimischen Stadion, scherzte ein wenig mit seinen Profis, um kurz danach konzentriert die nächste Übung anzusagen. Zuvor hatte er eingeräumt: „Ich bin immer ein bisschen nervös, selbst bei Freundschaftsspielen. Das gehört dazu. Aber nicht mehr oder weniger als sonst. Ich spüre eher Vorfreude, große Freude, meine Jungs auf dem Platz zu sehen.”

Nicht nur Tedesco, sondern auch Kapitän Ralf Fährmann ist hochmotiviert. Der 30-Jährige, der seinen Stammplatz an Talent Alexander Nübel verloren hat, darf im Hinspiel gegen Manchester City dennoch ran. „Die Champions League ist unter anderem ein Verdienst von Ralf Fährmann”, begründet Tedesco seine Entscheidung. „Ralf hat sich das mit der Mannschaft in der letzten Saison erarbeitet. Also wird jetzt er im Tor stehen.” Tedesco baute gleich noch ein Wortspiel mit Bezug auf den Torhüter ein: „Das ist fair, Mann.”

Beim nächsten Auswärtsspiel in Mainz wird Nübel aber wieder Schalkes Nummer eins sein. Der 22-Jährige hatte in den beiden Bundesligaspielen gegen Freiburg (0:0) und Bayern München (1:3) aufgrund seiner Rotsperre gefehlt.

Dass sich Ralf Fährmann am Mittwochabend auf Dauerbeschuss einstellen muss, versteht sich angesichts der 74 Treffer, die Pep Guardiolas Mannschaft in der englischen Premier League bislang erzielt hat, fast von selbst. Stürmer Sergio Agüero bringt es auf 17 Meisterschaftstore. Die Flügelflitzer Raheem Sterling und Leroy Sané – in Schalke ja noch bestens bekannt – kommen zusammen auf 41 Scorerpunkte. „Die Qualitäten von Leroy sind unbestritten, aber bei City sticht ehrlich gesagt jeder heraus”, sagt Tedes­co anerkennend über den Nationalspieler, der 2016 nach Manchester gewechselt war.

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Der Schalke-Trainer räumt ein: „Es ist so, dass wir in diesem Spiel der klare Nicht-Favorit sind. Trotzdem ist es auch so, dass wir zurecht im Achtelfinale stehen, weil wir uns in einer Gruppe mit guten Teams durchgesetzt haben.”

Schalke-Trainer Tedesco setzt auf Liga-Stärken

Den offensivstarken Gegner will Tedesco nicht noch stärker reden, als er ohnehin ist. Auf die Frage, ob er auf Manchester City taktisch anders reagiere als auf einen Liga-Konkurrenten, sagt er: „Es ist ein Mix, unabhängig davon, ob wir gegen Hoffenheim, Manchester City oder Unterhaching spielen. Wir schauen auf uns. Was sind unsere Stellschrauben, unsere Prinzipien und unsere Stärken? Die versuchen wir nicht anzutasten und konstant zu halten. Das ist wichtig für die Orientierung, das ist wichtig für etwas, das du als Spieler vielleicht als Säule empfindest.”

Und Säulen werden die Schalker gegen die Offensiv-Power von Manchester City einige brauchen.